Die Toechter der Familie Faraday
mit ihren Federn passierte, was an dem ganzen Schmutz in der Luft lag und was sie deshalb erforschen wollte.
»Ist das denn nicht langweilig?«, hatte Maggie gefragt, als ihre Mum gesagt hatte, dass ihre Studie mindestens zwanzig Jahre lang dauern könnte.
»Das ist ja gerade das Tolle daran, Maggie. Ich kann meine Forschungen wirklich überprüfen, sicherstellen, dass meine Behauptungen richtig sind, nicht nur geraten. Und ich werde vor Ort sein und nicht andere Leute für mich arbeiten lassen.«
»Und was passiert noch mal heute Abend?«, hatte Maggie gefragt.
»Wir entscheiden, bei wem du bleibst, wenn ich in ein paar Monaten auf Maria Island bin. Und bei wem danach und dann das Mal danach. Das wird ein harter Kampf, Maggie. Deine Tanten werden sich um dich schlagen.«
Maggie drehte sich in ihrem Flanellbettzeug um, drückte die Wärmflasche mit dem Pinguin an sich und lächelte ihr geheimes Lächeln. Ihr war es egal, wer gewinnen würde. Sie war mit jeder Lösung glücklich.
»Es ist alles organisiert, Maggie«, sagte Clementine am nächsten Morgen. »Zuerst fährst du zu Miranda nach Melbourne, das nächste Mal dann zu Juliet und Myles nach Sydney, dann zu Eliza nach Melbourne, und dann bleibst du hier bei Sadie. Wir haben gelost. Was sagst du?«
»Ich find’s toll«, sagte Maggie nur.
Danach ging eine Menge im Haus vor. Eliza und Miranda packten ihre Koffer und räumten Kisten auf den Dachboden. Maggie kletterte die Leiter halb hinauf, aber dann wurde ihr schwindelig und sie stieg wieder hinunter. Mit sieben Jahren würde sie bis ans Ende der Leiter klettern.
Sie fuhren dreimal zum Flughafen. Das erste Mal, um Eliza zu verabschieden. Das zweite Mal, um Myles und Juliet Auf Wiedersehen zu sagen. Das dritte Mal war der Abschied von Miranda. Maggie war aufgetragen worden, zum Abschied Karten zu machen. Sie malte sich selbst mit einem traurigen Mund und Tränen in den Augen. Das Erstaunliche war, dass alle anderen auch ständig Tränen in den Augen hatten. Besonders am Flughafen.
»Ist es am Flughafen immer so traurig?«, fragte Maggie Sadie bei ihrer dritten Fahrt. »Wir weinen hier immer.«
Danach wurde es sehr still im Haus. Maggie fand es anfangs sehr komisch, dass Juliet, Eliza und Miranda nicht mehr da waren. Doch sie riefen regelmäßig an. Sie sprach jede Woche mit ihnen.
»Ist Juliet jetzt Myles’ Frau?«, fragte Maggie Leo eines Morgens beim Frühstück.
»Nein, noch nicht«, gab Leo zur Antwort.
»Darf sie denn im selben Haus wie Myles wohnen, wenn sie nicht seine Frau ist?«
Leo hüstelte. »Das ist sicherlich keine ideale Situation, Maggie, aber sie sind ja erwachsen.«
Maggie mochte den Begriff »ideale Situation«. Sie gebrauchte ihn in den nächsten Wochen so häufig, dass Sadie, und dann auch Clementine, sie schließlich baten, damit aufzuhören.
Eliza war bei einer Freundin in Strandnähe eingezogen, Miranda wohnte in der Nähe des Flughafens, mit einer Reihe von Kolleginnen. Clementine erklärte Maggie, dass Miranda mit ihren Chefs gesprochen hatte und sie eine Pause zwischen dem Ende ihrer Ausbildung und ihrem eigentlichen Arbeitsbeginn machen konnte. »Und in der Zeit kommst du dann zu mir«, hatte Miranda gesagt. »Das hat sich doch bestens gefügt.«
Maggie fand auch den Satz toll. In der folgenden Woche sagte sie ständig: »Das hat sich doch bestens gefügt.«
Sie besuchte Tollpatsch jetzt häufiger in seinem Schuppen. Neben Clementine war Tollpatsch der klügste Mensch, den sie kannte. Er wusste auf alles eine Antwort. Sie hatte eine ganz bestimmte Frage. Sie hatte sie ihrer Mutter auch schon gestellt, aber das war so lange her, dass sie die Antwort vergessen hatte. Sie machte das spezielle Klopfzeichen, damit Tollpatsch wusste, dass sie es war – fünfmal kurz auf das mittlere Brett klopfen, einmal für jedes Lebensjahr.
Er legte ein kleines, silbernes Gerät aus der Hand. Neben ihm lag eine Drahtrolle und daneben ein Kissen mit Hunderten von Nadeln darin. »Ja, Maggie?«
Das Kissen mit den Nadeln erregte ihre Aufmerksamkeit. Es reizte sie, sie zu zählen. So ging es ihr immer, wenn sie Dinge in einer Reihe sah. Bäume im Park. Vögel auf einer Stromleitung. Manchmal hatte ihre Mutter Geduld und wartete, bis sie zu Ende gezählt hatte, aber nicht immer. Sadie ließ sie immer alles zählen.
»Maggie?«
Sie riss sich vom Anblick der Nadeln los. »Tollpatsch, woher komme ich?«
»Lass mich raten. Aus der Küche?«
»Nein, wie bin ich hierhergekommen, zu
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