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Die Toechter der Familie Faraday

Die Toechter der Familie Faraday

Titel: Die Toechter der Familie Faraday Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monica McInerney
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hatte sich zweimal am Ringwerfen versucht, bis Bill zu ihr gesagt hatte, es sollte eben nicht sein. Leo hatte dann heimlich über zehn Pfund ausgegeben, bis der Besitzer der Wurfbude schließlich Mitleid mit ihm bekam und ihm die Brosche gab. Das hatte Leo Tessa niemals erzählt.
    Abends waren sie zu dritt essen gegangen. Leo hatte dabei festgestellt, dass Tessa nicht nur lebenslustig und schön, sondern auch klug war. Witzig. Eine großartige Geschichtenerzählerin. Und noch besser im Flirten.
    Bill und Tessa hatten ihn später an seiner Unterkunft abgesetzt. Als Tessa danach ihren Kopf an Bills Schulter gelehnt und sich die Silhouette eines küssenden Paars abgezeichnet hatte, hatte Leo den puren Stachel der Eifersucht gespürt.
    Am nächsten Tag hatte er beide, und sich selbst, überrascht, als er einen frühen Bus nahm und unangemeldet vor zehn Uhr bei Bill auftauchte. »Ich hatte gestern so viel Spaß, das reicht mir nicht. Soll ich Frühstück machen?«, hatte er gesagt, als ihm Bill verschlafen die Tür aufmachte.
    Er war seinem Bruder in die Küche gefolgt und hatte versucht, den Anblick von Tessas Kleidern, die auf dem Sofa verstreut lagen, zu ignorieren. Natürlich war sie seine Geliebte. Das war doch offensichtlich. Aber er hatte nicht erwartet, dass es so sehr schmerzen würde.
    »Das mit dir und Tessa ist also ernst?«, hatte er vom Herd aus gefragt, als er Eier briet, während Bill rauchte und Zeitung las. Tessa war noch nicht erschienen, aber Leo hatte in der oberen Etage Geräusche gehört.
    Bill hatte einen unsichtbaren Bart gezwirbelt. »Die Auswahl ist einfach zu groß. Was meinst du?«
    »Sie ist etwas Besonderes.«
    »Allerdings«, hatte Bill zugestimmt.
    »Tu ihr nicht weh.«
    »Natürlich nicht.«
    Schließlich war Tessa nach unten gekommen, hatte Bill auf die Wange geküsst und Leo am Arm berührt. »Bin ich ein Glückspilz«, hatte sie gesagt. »Zwei Faradays zum Preis von einem.« Sie hatten auch diesen Tag zusammen verbracht.
    Während der folgenden Monate entwickelte sich daraus eine gewisse Routine. Leo gesellte sich an den meisten Wochenenden bei ihren Unternehmungen zu ihnen, zumindest aber an einem Abend pro Woche. Leo lebte für diese Momente. Selbst wenn es Bills Arm war, den sie nahm, Bills Schulter, an die sie sich lehnte, es reichte ihm, in ihrer Nähe zu sein.
    Eines Samstagnachmittags, zwölf Wochen, nachdem er Tessa kennengelernt hatte, kam Leo verabredungsgemäß zu Bill. Er klopfte an die Tür und musste fast fünf Minuten warten, bis sein Bruder endlich öffnete.
    »Tessa kommt heute nicht. Womöglich kommt sie überhaupt nicht mehr.« Ein tiefer Zug an seiner Zigarette. »Wir haben uns gestern Abend gestritten. Oder war es heute Morgen? Es war jedenfalls dunkel, als sie abgerauscht ist.«
    »Du hast ihr doch nichts angetan, oder?«
    Bill lachte. »Es war wohl eher umgekehrt. Sie hat wie eine Wilde mit Tassen um sich geworfen.«
    Leos Blick fiel auf einen Scherbenhaufen in der Küche, daneben der Besen.
    »Sie hat mir vorgeworfen, dass ich mit einer anderen Frau flirten würde.«
    »Und, stimmt das?«
    »Ich sag dir was, Leo, ich glaube allmählich, sie ist ein bisschen …« Er tippte sich mit dem Finger an die Stirn.
    Leo tat so, als hätte er ihn falsch verstanden. »Aufbrausend. Auch etwas, was so toll an ihr ist.«
    Bill lachte. »Aufbrausend? Ich hatte eher an übergeschnappt gedacht.« Ein weiterer tiefer Zug an der Zigarette. »Nein, ich habe darüber nachgedacht. Sie ist mir zu intensiv. Wenn sie kommt, um ihre Sachen zu holen, beende ich das Ganze.«
    Leo war danach nicht mehr lange bei Bill geblieben. Er hatte wieder den Bus genommen und sich in sein Wohnzimmer gesetzt, neben das Telefon. Er hatte gewusst, dass sie anrufen würde. Siebter Sinn? Er konnte es nicht sagen. Aber als sie anrief, in Tränen aufgelöst, war er für sie da und sagte das Richtige. Er fuhr mit dem Bus zu ihr. Als er anklopfte, öffnete sie ihm.
    »Oh, Leo.«
    Er nahm sie in die Arme. Es war ein unbeschreibliches Gefühl.
    Es war so einfach. Noch am gleichen Tag sagte er ihr die Wahrheit. Dass er sie liebte. Dass sie die schönste Frau der Welt war. Dass sein Bruder verrückt war, aber Gott sei Dank war er das, denn sonst würde dies hier niemals geschehen.
    Wunder folgte auf Wunder. Er küsste sie zum ersten Mal, küsste die Tränen von ihren Augen, antwortete genauso hungrig auf ihre hungrigen Küsse, als sie sich an ihn schmiegte. Dann liebten sie sich zum ersten Mal. Er hatte einwerfen

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