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Die Toechter der Kaelte

Die Toechter der Kaelte

Titel: Die Toechter der Kaelte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Camilla Läckberg
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jedes Kind zu haben scheint, ADHS, ADS, MCD und wie das nun alles heißt.«
    »Warum glauben Sie, daß Sara so etwas hatte?«
    Sie zuckte mit den Schultern. »Die Leute sagen es. Und ich fand, es paßte ziemlich gut. Sara konnte sich völlig unmöglich verhalten, also entweder war es das, oder man hatte sie nicht richtig erzogen.« Sie zuckte zusammen, als sie sich selbst so über ein totes Mädchen reden hörte, und senkte hastig den Blick. Mit um so größerem Eifer widmete sie sich wieder dem Zerreißen der Serviette, von der nicht mehr viel übrig war.
    »Sie haben also Sara am Vormittag überhaupt nicht zu Gesicht bekommen? Und auch übers Telefon nichts von ihr gehört?«
    Veronika schüttelte den Kopf.
    »Und Sie sind sicher, daß für Frida dasselbe gilt?«
    »Ja, sie ist die ganze Zeit bei mir im Haus gewesen, und ich hätte es gemerkt, wenn sie mit Sara gesprochen hätte. Sie war außerdem ziemlich sauer, weil Sara einfach nicht aufgetaucht ist, also bin ich völlig sicher, daß sie nicht miteinander gesprochen haben.«
    »Ja, dann wäre da wohl nicht viel mehr, wonach wir fragen könnten.«
    Mit leicht zitternder Stimme fragte Veronika: »Wie geht es Charlotte?«
    »Wie man es unter diesen Umständen erwarten kann«, war die einzige Antwort, die ihr Patrik geben konnte.
    In Veronikas Augen sah er den Abgrund, der sich für alle Mütter öffnen mußte, wenn sie für eine Sekunde daran dachten, daß ihr eigenes Kind verunglückte. Und er sah auch die Erleichterung darüber, daß es ein anderes Kind und nicht das eigene getroffen hatte. Er konnte sie dafür nicht tadeln. In der vergangenen Stunde waren seine Gedanken allzuoft zu Maja gegangen, und Bilder ihres schlaffen, leblosen Körpers hatten sich ihm aufgedrängt und sein Herz ein paar Schläge aussetzen lassen. Auch er war dankbar, daß es das Kind von jemand anderem und nicht sein eigenes getroffen hatte. Das war nicht ehrenwert, aber menschlich.
     
    Strömstad 1923
     
    Routiniert entschied er, wo der Stein sich am leichtesten spalten ließ, dann sauste der Hammer auf den Keil nieder. Wie erwartet, brach der Granit genau an der berechneten Stelle auseinander. Das hatte ihn jahrelange Erfahrung gelehrt, aber zum großen Teil ließ es sich auch einer natürlichen Begabung zuschreiben. Entweder man hatte diese, oder man hatte sie nicht.
    Anders Andersson hatte den Berg geliebt, seit er als kleiner Junge das erste Mal zur Arbeit in den Steinbruch durfte, und der Berg liebte ihn. Aber es war ein Beruf der einem Mann hart zusetzte. Der Gesteinsstaub schädigte die Lunge mit jedem Jahr mehr, und Splitterflogen aus dem Stein, die das Augenlicht an einem einzigen Tag zerstören oder es allmählich trüben konnten. Im Winter fror man, und da sich die Arbeit mit Handschuhen nicht ordentlich verrichten ließ, mußten die Finger frieren, bis sie einem fast abfielen, und im Sommer schwitzte man arg in der brütenden Hitze. Dennoch gab es nichts, was er lieber täte. Egal ob er Zweiörestücke zuschlug, jene viereckigen Steine, die man zusammenfügte zu Straßen und die man auch Kriebelmücken nannte, oder ob er das Glück hatte, anspruchsvollere Aufträge zu erledigen, stets liebte er jede mühevolle, schmerzhafte Minute, denn er wußte, er tat das, wofür er geboren war. Der Rücken schmerzte ihm bereits im Alter von achtundzwanzig Jahren, und schon bei geringster Feuchtigkeit hustete er wie besessen. Doch konzentrierte er sich auf die Arbeit vor sich, vergaß er jedes Gebrechen und fühlte nur die kantige Härte des Steins unter den Fingern.
    Granit war die schönste Gesteinsart, die er kannte. Anders war aus der Provinz Blekinge nach Westen in die Provinz Bohuslän gekommen, wie so viele andere Steinmetze im Laufe der Jahre. Der Granit in Blekinge war bedeutend schwieriger zu handhaben als jener nahe der norwegischen Grenze, und die Leute aus Blekinge genossen hohes Ansehen, dank des Geschicks, das sie bei der Arbeit mit dem vertrackteren Material erworben hatten. Drei Jahre war er jetzt schon hier, und der Granit hatte ihn vom ersten Moment an fasziniert. Irgend etwas hatte dieses Rosa vor dem Grau an sich, das ihm zusagte, genau wie die Findigkeit, die für die richtige Spaltung erforderlich war. Zuweilen redete er bei der Arbeit mit dem Stein. Ging es um ein ungewöhnlich kompliziertes Stück, versuchte er es zu beschwatzen, oder er tätschelte es liebevoll, wenn es leicht zu handhaben und weich war wie eine Frau.
    Nicht, daß es ihm an Angeboten von dieser

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