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Die Toechter der Kaelte

Die Toechter der Kaelte

Titel: Die Toechter der Kaelte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Camilla Läckberg
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und wie sie schon gewußt hatte, war das Glück mit ihr, und niemand beobachtete etwas.
    Das andere war eine momentane Eingebung gewesen. Als die Polizisten anfingen, bei Niclas herumzuschnüffeln, war ihr klar, daß nur sie ihn retten konnte. Sie mußte ihm ein Alibi verschaffen und fand passenderweise dieses schlafende Kind beim Eisenwarenladen. Schrecklich verantwortungslos, ein Kind einfach so allein zu lassen. Seine Mutter hatte es wirklich verdient, daß man ihr eine Lektion erteilte. Und Niclas war bei der Arbeit, das hatte sie vorher überprüft, also mußte die Polizei ihn von ihrer Liste streichen.
    Daß sie sich dann noch Ericas Tochter vornahm, sollte auch eine Lektion sein. Als Niclas erwähnte, Erica habe gesagt, für ihn und Charlotte sei es an der Zeit, sich ein eigenes Zuhause zu suchen, war Lilian so maßlos zornig geworden, daß ihr schwarz vor Augen wurde. Was für ein Recht hatte Erica, mit ihren Ansichten daherzukommen? Was für ein Recht hatte sie, sich in ihr Leben zu mischen? Es war ganz leicht, das schlafende Kind auf die andere Seite des Hauses zu bringen. Die Asche sollte eine Warnung sein. Sie hatte es nicht gewagt, zu bleiben, um Ericas Miene zu sehen, wenn sie die Haustür aufmachte und entdeckte, daß ihr Kind verschwunden war. Aber sie hatte es vor ihrem inneren Auge gesehen und sich daran gefreut.
    Während sie auf der Pritsche lag, meldete sich der Schlaf, und sie Schloß bereitwillig die Augen. Hinter ihren geschlossenen Lidern wirbelten die Gesichter in einem surrealistischen Tanz vorbei. Vater, Lennart und Sara bewegten sich unentwegt im Kreis. Direkt dahinter sah sie Stigs Gesicht, ausgezehrt und mager.
    Aber in der Mitte der Tanzenden stand Mutter. Sie tanzte einen innigen Paartanz mit dem Monster, eng, ganz eng umschlungen, Wange an Wange. Mutter flüsterte: Mary, Mary, Maaaaryyy …
    Dann schlugen die dunklen Wellen des Schlafes über ihr zusammen.
     
    Agnes bemitleidete sich in höchstem Maße, als sie da im Altersheim am Fenster saß. Draußen prasselte erneut Regen gegen die Scheibe, und sie meinte fast zu spüren, wie er ihr ins Gesicht peitschte.
    Sie verstand nicht, warum Mary sie nicht besuchte. Woher kam all dieser Haß, diese Aggressivität? Hatte sie nicht immer alles, was in ihrer Macht stand, für die Tochter getan? War sie nicht die beste Mutter gewesen, die man sich überhaupt vorstellen konnte? Alles, was falsch gelaufen war, war doch nicht ihre Schuld. Andere waren daran schuld, nicht sie. Wäre das Glück nur ein einziges Mal auf ihrer Seite gewesen, hätten sich die Dinge ganz anders entwickelt. Doch das verstand Mary nicht. Sie glaubte, all das Unglückselige, das geschehen war, läge an Agnes, und wie sehr sie auch versucht hatte, es der Tochter zu erklären, sie wollte einfach nicht zuhören. Viele lange Briefe hatte sie aus dem Gefängnis geschrieben, in denen sie bis ins kleinste erläutert hatte, warum ihr für all das Geschehene keine Schuld zukam. Doch irgendwie schien das Mädel nicht empfänglich, es war, als hätte sie sich verhärtet.
    Diese Ungerechtigkeit trieb Agnes die Tränen in ihre alten Augen. Nie hatte sie von der Tochter etwas zurückbekommen, obwohl sie selbst nur immer gegeben und gegeben hatte. Agnes hatte doch keine Freude daran gefunden, die Tochter zu strafen oder ihr zu sagen, sie sei häßlich und fett, ganz im Gegenteil. Nein, es hatte sie wahrhaftig geschmerzt, so hart sein zu müssen, aber es war ihre Pflicht als Mutter gewesen. Und etwas davon hatte ja letztlich Früchte getragen. Mary hatte sich doch schließlich zusammengerissen und all den Speck wegbekommen. Ja, so war es gewesen, und das war das Verdienst ihrer Mutter. Dank aber bekam sie dafür nicht.
    Eine heftige Windbö ließ einen Ast ans Fenster schlagen.
    Agnes, die in ihrem Rollstuhl saß, fuhr zusammen, lächelte dann aber über sich selbst. Wurde sie auf ihre alten Tage etwa schreckhaft? Wo sie doch niemals vor etwas Angst gehabt hatte. Außer davor, arm zu sein. Das hatten sie die Jahre als Steinmetzfrau gelehrt. Die Kälte, der Hunger, der Schmutz und die Demütigung. All das hatte ihr eine höllische Angst davor eingejagt, jemals wieder arm zu werden. Sie hatte geglaubt, die Männer in den USA könnten ihr die Eintrittskarte in ein besseres Leben garantieren, später dann Äke und schließlich Per-Erik. Aber alle hatten sie im Stich gelassen. Alle hatten ihre Versprechen gebrochen, wie schon Vater. Und alle waren bestraft worden.
    Am Ende hatte immer sie

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