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Die Toechter der Kaelte

Die Toechter der Kaelte

Titel: Die Toechter der Kaelte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Camilla Läckberg
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aufgegangen, genau wie sie gewünscht und gehofft hatte, dennoch wurde sie vom Unglück verfolgt. Die ersten Jahre in New York waren genauso wundervoll geworden, wie sie es sich erträumt hatte, als sie in der Steinmetzbaracke saß und sich die Zukunft ausmalte, aber dann wurde ihr das Leben, auf das sie ein Anrecht hatte, erneut verweigert. Ständig diese Ungerechtigkeit.
    Agnes fühlte Zorn in sich aufsteigen. Sie wollte sich aus dieser alten, widerlichen Schale befreien, ihr entschlüpfen wie einem Kokon und als der schöne Schmetterling hervortreten, der sie einst gewesen war. Sie spürte ihren eigenen Altersgeruch in der Nase und hätte sich am liebsten übergeben.
    Ein tröstlicher Gedanke kam ihr in den Sinn: Vielleicht konnte sie die Tochter bitten, ihr die blaue Holzschachtel herzuschicken. Ihr selbst konnte sie ja nicht von Nutzen sein, und Agnes würde gern noch einmal spüren, wie deren Inhalt durch ihre Finger rieselte, ein letztes Mal. Der Gedanke munterte sie auf. Sie würde Mary bitten, ihr die Schachtel zu senden. Kam die Tochter persönlich mit ihr her, würde sie ihr vielleicht sogar erzählen, was das Kästchen in Wahrheit enthielt. Der Tochter gegenüber hatte sie es immer Demut genannt, wenn sie das Mädchen im Keller damit fütterte. Eigentlich aber war es Zielstrebigkeit, die sie der Tochter einflößen wollte. Kraft, alles Erforderliche zu tun, um das zu erreichen, was man haben wollte.
    Sie hatte geglaubt, es sei ihr gelungen, als Mary ihre Wünsche, was Äke anging, so wunderbar erfüllt hatte. Dann aber war alles zusammengebrochen.
    Jetzt konnte sie sich kaum gedulden, die Holzschachtel wieder in den Fingern zu halten. Agnes streckte ihre zitternde, runzlige Hand nach dem Telefon aus, doch erstarrte sie mitten in der Bewegung. Ihre Hand sackte auf den Stuhl herunter, und der Kopf fiel ihr auf die Brust. Blicklos starrten ihre Augen die Wand an, und ein Speichelfaden lief ihr aus dem Mundwinkel übers Kinn.
     
    Eine Woche war vergangen, seit er Lilian mit Martin im Krankenhaus abgeholt hatte, eine Woche voller Erleichterung, aber auch voller Frust. Erleichterung, weil sie Saras Mörderin gefunden hatten, Frust, weil sie sich immer noch weigerte, ein Motiv anzugeben.
    Patrik legte die Beine auf den Couchtisch, verschränkte die Hände hinterm Kopf und streckte sich. Er hatte in der vergangenen Woche wieder öfter zu Hause sein können, was sein Gewissen etwas beruhigte. Außerdem schienen die Dinge daheim allmählich ins Lot zu kommen. Lächelnd betrachtete er Erica, die den Wagen, in dem Maja lag, mit resolutem Griff über die Schwelle zum Flur hin und her schuckelte. Mittlerweile hatte er diese Technik auch trainiert, und sie brauchten nicht mehr länger als fünf Minuten, bis Maja einschlief.
    Vorsichtig schob Erica den Kinderwagen ins Arbeitszimmer und Schloß die Tür. Das hieß, Maja schlief jetzt, und sie hatten mindestens vierzig friedliche Minuten für sich, nur Erica und er.
    »So, jetzt schläft sie«, stellte Erica fest und kroch zu Patrik aufs Sofa. Ihre Schwermut schien größtenteils verschwunden, obwohl er sie manchmal doch noch kurz aufflackern sah, wenn Maja wieder einen besonders quengeligen Tag hatte. Aber die Richtung stimmte, und er wollte tun, was in seiner Macht stand, um die Situation weiter zu verbessern. Der Plan, auf den er in der vorigen Woche gekommen war, hatte jetzt feste Formen angenommen, und das letzte praktische Detail hatte sich tags zuvor erledigt, mit wohlwollender Unterstützung von Annika.
    Er wollte gerade den Mund aufmachen, da sagte Erica: »Puh, ich hab heute den Fehler begangen, mich auf die Waage zu stellen.«
    Als sie verstummte, spürte Patrik, wie sich Panik näherte. Sollte er etwas dazu sagen? Sollte er nichts dazu sagen? Sich mit einer Frau auf eine Diskussion über ihr Gewicht einzulassen war ein Gang über ein emotionales Minenfeld, auf dem er sorgfältig abwägen mußte, auf welche Stelle er den Fuß setzen konnte.
    Es war immer noch still, und er schätzte, daß nun wohl doch ein Kommentar von ihm fällig war. Fieberhaft suchte er nach einer geeigneten Entgegnung und merkte, wie sein Mund ganz trocken wurde, als er vorsichtig sagte: »Ach ja?«
    Im nächsten Moment hätte er sich selbst gegen die Stirn schlagen können. War das wirklich das Intelligenteste, was ihm einfiel? Aber immerhin war er unbeschadet an den ersten Minen vorbeigekommen, und Erica fuhr seufzend fort: »Ja, ich wiege immer noch zehn Kilo mehr als vor der

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