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Die Toechter der Kaelte

Die Toechter der Kaelte

Titel: Die Toechter der Kaelte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Camilla Läckberg
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auf sie gerichtet.
    Monica konnte kaum atmen, ihr war, als kämen die Wände des Häuschens näher und näher. Sie hielt es nicht länger aus. Sie brauchte Luft. Ohne etwas zu sagen, stürzte sie nach draußen und warf die Tür hinter sich zu. Die rauhe Luft stach im Hals, als sie mehrmals tief einatmete, und nach einer Weile spürte sie, daß ihr Puls langsamer wurde.
    Vorsichtig lugte sie durchs Fenster zurück ins Haus. Morgan hatte sich wieder umgedreht. Seine Hände flogen über die Tastatur. Sie preßte das Gesicht an die Scheibe und betrachtete seinen Nacken. Sie liebte ihn so sehr, daß es schmerzte.
     
    Nichts bereitete ihr solche Zufriedenheit wie das Saubermachen. Die anderen aus der Familie behaupteten, sie hätte eine Putzmanie, aber darum kümmerte sie sich nicht weiter. Wenn sie ihr nur aus dem Weg gingen und nicht mithelfen wollten, war sie zufrieden.
    Lilian begann wie üblich mit der Küche. Jeden Tag dasselbe. Alle Flächen reinigen, staubsaugen, den Boden wischen und einmal in der Woche alle Schränke und Schubfächer ausräumen und auswischen. War die Küche erledigt, kam der Flur an die Reihe, dann das Wohnzimmer und die Veranda. Das einzige Zimmer im Unterschoß, in dem sie nichts tun konnte, was das kleine Gästezimmer, in dem Albin schlief. Das mußte sie sich später vornehmen.
    Sie schleppte den Staubsauger die Treppe hoch. Stig hatte ihr ein etwas kleineres Modell kaufen wollen, doch sie hatte das freundlich, aber bestimmt abgelehnt. Den hier besaß sie seit fünf zehn Jahren, und der war noch immer wie neu. Viel besser als die moderneren Varianten, die in einer Tour kaputt gingen. Aber schwer war er natürlich. Sie keuchte ein wenig, als sie den Korridor im Obergeschoß erreichte. Stig war wach und wandte den Kopf in ihre Richtung.
    »Du rackerst dich zu sehr ab«, sagte er mit schwacher Stimme.
    »Besser als faul dazusitzen und Däumchen zu drehen.«
    Das war ein übliches Diskussionsthema zwischen ihnen. Er sagte ihr, sie solle es ruhig angehen, und sie konterte mit irgendeinem scharfen Kommentar. Ohne sie würde dieses Haus verkommen und sich auflösen. Sie war der Kitt, der alles zusammenhielt, und das wußte jeder. Wenn man ihr nur ab und zu etwas Dankbarkeit erwiese. Nein, statt dessen lagen sie ihr in den Ohren, es ruhiger anzugehen. Lilian fühlte, wie die nur zu gut bekannte Irritation in ihr aufstieg. Sie ging zu Stig ins Zimmer, der heute etwas blasser aussah.
    »Du siehst schlechter aus«, sagte sie und half ihm, den Kopf so weit vom Bett zu heben, daß sie das Kissen vorziehen konnte. Sie schüttelte es auf und steckte es ihm dann wieder unter den Kopf.
    »Ja, heute ist kein guter Tag.«
    »Wo tut es dir am meisten weh?« fragte sie und setzte sich auf die Bettkante.
    »Irgendwie überall, scheint mir«, erwiderte Stig matt mit dem Versuch eines Lächelns.
    »Kannst du es nicht ein bißchen genauer beschreiben?« antwortete Lilian verärgert. Sie fingerte an den Fusseln der Bettdecke herum und sah ihn herausfordernd an.
    »Im Magen«, antwortete Stig. »Es rumort irgendwie dort drin, und zuweilen verspüre ich einen Hieb.«
    »Ja, jetzt muß Niclas dich wirklich mal ansehen, heute abend, wenn er nach Hause kommt. So kann es doch nicht weitergehen!«
    »Bloß nicht ins Krankenhaus!« Stig fuchtelte abwehrend mit der Hand.
    »Das entscheidest nicht du, das entscheidet Niclas.« Lilian riß kleine Fusselstücke von der Bettdecke und sah sich suchend im Zimmer um. »Wo ist das Frühstückstablett?«
    Er wies auf den Boden. Lilian beugte sich über ihn und sah nach.
    »Du hast nichts gegessen«, stellte sie mißgestimmt fest. »Konnte nicht.«
    »Du mußt essen, sonst wirst du ja nie gesund, das begreifst du doch wohl. Jetzt gehe ich nach unten und mache dir eine Tomatensuppe. Du brauchst ein bißchen Energie.«
    Er nickte nur. Es hatte keinen Zweck, mit Lilian zu diskutieren, wenn sie in dieser Stimmung war.
    Mit wütenden Schritten stapfte sie die Treppe hinunter. Alles mußte sie allein machen.
     
    Die Rezeption war leer, als Martin und Gösta zum Revier zurückkehrten. Annika mußte zeitig Mittag essen gegangen sein. Martin sah, daß ein beträchtlicher Zettelstapel mit Annikas Handschrift auf dem Schreibtisch lag. Sicher Hinweise aus der Öffentlichkeit, die jetzt hereinströmten.
    »Willst du bald essen gehen?« fragte Gösta.
    »Ein bißchen später«, erwiderte Martin. »Können wir nicht gegen zwölf gehen?«
    »Bis dahin bin ich wohl verhungert, aber lieber so, als

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