Die Töchter der Lagune
gegenüber den anderen Frauen behaupten konnte. An dieser Stelle ist es mir wichtig darauf hinzuweisen, dass ich mit der Zeichnung der Figuren und der Schilderung des Lebens im Harem keine religiösen Gefühle verletzen wollte. Sollte ich dies dennoch unabsichtlich getan haben, so möchte ich mich an dieser Stelle ausdrücklich dafür entschuldigen. Die Äußerungen zu Religion und Glauben beinhalten keinerlei Wertung meinerseits und spiegeln lediglich die Einstellung der jeweiligen Figur wider.
Es hat sich angeboten, Shakespeares Othello-Figur den Charakter des historisch verbrieften Vizegouverneurs von Famagusta, Christoforo Moro (1506-1508), überzustülpen. Denn inzwischen wird allgemein angenommen, dass dieser im berühmten Othelloturm auf Zypern seine schöne Gemahlin Desdemona erdrosselt hat. Ich habe mich gegen dieses tragische Ende entschieden, da es ebenfalls Teil dieser Adaption war, sich den Wünschen des Publikums zu unterwerfen. So wie William Shakespeares Zuschauer ein tragisches Ende erwarteten, erwartet der heutige Leser von historischen Liebesromanen ein „Happy End“. Und ich muss gestehen, so gefällt auch mir selbst der Ausgang der Geschichte besser (mögen alle Shakespeare-Experten mir vergeben).
Noch kurz ein paar Worte zur Sprache: Um auffallende Wortwiederholungen zu vermeiden, muss ein Autor manchmal in die Trickkiste greifen und eventuell Ausdrücke verwenden, die zur damaligen Zeit noch nicht gang und gäbe waren. Selbstverständlich bin ich stets bemüht, diese stilistischen Unstimmigkeiten auf ein Minimum zu beschränken, allerdings können sie nicht immer vermieden werden. So werden z. B. im gesamten Text die Begriffe „türkisch“ und „osmanisch“ synonym verwendet.
Wieder haben viele Bibliotheken, Museen und Privatpersonen dazu beigetragen, dass dieses Buch zu dem geworden ist, was es ist. Wie bei allen Vorgängerromanen bin jedoch allein ich für mögliche historische Ungenauigkeiten und Fehler verantwortlich. Mein besonderer Dank gilt an dieser Stelle wieder meiner fantastischen Lektorin, Christine Laudahn, deren Anregungen und konstruktive Kritik dafür gesorgt haben, dass mein Erstling sich nicht hinter seinen großen Brüdern und Schwestern verstecken muss.
Zur Person Shakespeares
William Shakespeare (1564 – 1616) ist eine der schillerndsten Gestalten des Elisabethanischen Theaters. Geboren in Stratford-upon-Avon als Sohn eines Stadtinspektors und Friedensrichters besuchte der junge William die King’s Grammar School in Stratford, an der er unter anderem Latein und Griechisch erlernte. Nachdem er 1582 Anne Hathaway, die ihm Zwillinge gebar, ehelichte, verliert sich Shakespeares Spur, bis er 1592 in der Londoner Theaterszene erstmalig für Aufsehen sorgte.
Als Schauspieler und Dramatiker, der von Kollegen als Emporkömmling und Plagiator beschimpft wurde („ … for there is an upstart Crow, beautified with our feathers, that with his Tygers hart wrapt in a Players hyde, supposes he is as well able to bombast out a blanke verse as the best of you: and beeing an absolute Johannes Factotum, is in his owne conceit the onely Shakescene in a countrey.“ Zitat des Zeitgenossen Robert Greene), schlug er sich bis 1595 mehr schlecht als recht durch, bis er schließlich ein Mitglied der Lord Chamberlain’s Men wurde. An der Seite der Schauspieler Richard Burbage und William Kempe nahm der junge Shakespeare eine prominente Rolle in dieser angesehenen Hoftruppe ein.
Viele Jahre stand Shakespeare als Dramatiker im Schatten seines berühmteren Kollegen Christopher (Kit) Marlowe, bis dieser 1593 bei einer Messerstecherei in einer Spelunke ums Leben kam. Er war keineswegs das durchgeistigte Genie, zu dem ihn Sturm und Drang und Romantik hochstilisiert haben, sondern ein hart arbeitender Handwerker, der für ein Publikum mit klaren Vorstellungen schrieb, und dem seine Schauspielertätigkeit wenig Zeit zum Dichten ließ. Der viel zitierte Vorwurf des Dramatikers Ben Jonson über Shakespeares „small Latin and lesse Greek“ muss vor dem Hintergrund seiner eigenen überdurchschnittlichen Belesenheit und hervorragenden Kenntnis klassischer Autoren gesehen werden und daher relativiert werden.
Die meisten von Shakespeares Dramen beruhen auf anderen Quellen. Er war sich keineswegs zu fein, sich Ideen und Geschichten von anderen Dramatikern oder Chronisten „auszuleihen“. Die Tragödie über den edlen Mohr, dessen Verstand durch die
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