Die tödliche Bedrohung
aufschnitt.
„Ich kann mir nicht vorstellen, dass man für dieses Spielzeug keine Lizenz braucht, Kumpel.“
„Stimmt“, sagte er leichthin und schob das Messer an seinen Platz zurück. Dann zog er aus der Tüte ein Videoband und ein zusammengefaltetes Blatt Papier heraus.
Letzte Fassung. Okay so? Zum Wochenende werden schwere Schneefälle erwartet. Klappt gut. Beim nächstem Mal noch zusätzliche Bänder und Bier mitbringen. Straßen könnten alle dicht sein.
Althea hielt das Blatt an einer Ecke, dann kramte sie eine durchsichtige Beweismitteltüte aus ihrer Handtasche. „Wir werden es auf Fingerabdrücke untersuchen. Vielleicht haben wir ja Glück.“
„Sie könnten uns sagen, wer. Aber sie werden uns nicht sagen, wo.“ Colt schob das Video in die Tüte zurück. „Willst du einen Film sehen?“
„Ja.“ Althea legte die Tüte in ihren Schoß, trommelte darauf herum. „Aber ich glaube, das hier verlangt nach einer Privatvorstellung. Ich habe zu Hause einen Videorekorder.“
Außerdem hatte sie eine bequeme Couch mit weichen Sofakissen. Dem auf Hochglanz polierten Holzfußboden gaben die Navajo-Teppiche einen besonderen Akzent. Die abstrakten Kunstdrucke an den Wänden hätten eigentlich zu den folkloristischen Einsprengseln in Konkurrenz stehen müssen, doch das war nicht der Fall. Genauso wenig taten das gemütliche Durcheinander von Topfpflanzen auf dem schmiedeeisernen Teewagen, die zwei Goldfische, die in einem schlauchförmigen Aquarium herumschwammen, oder der Fußschemel in Form eines grinsenden Gnoms dem Gesamteindruck in irgendeiner Weise Abbruch.
„Interessante Wohnung“, war alles, was Colt dazu einfiel.
„Sie erfüllt ihren Zweck.“ Sie ging, unterwegs ihre Schuhe abstreifend, zu einem Glas- und Chromgestell, auf dem Stereoanlage, Fernseher und Videorekorder standen.
Für Colt sagte diese eine Geste mehr über Althea Grayson aus, als es ein Dutzend tiefschürfende Berichte gekonnt hätten.
Mit wie üblich effizienten Bewegungen legte sie das Videoband ein und stellte Videorekorder und Fernseher an.
Es war nicht erforderlich, wegen einer FBI-Warnung auf Schnelldurchlauf zu schalten, weil es keine gab. Nach fünf Sekunden verblasste das Grau.
Und die Show begann.
Selbst für einen abgebrühten Mann wie Colt war es eine Überraschung. Er schob die Hände in die Hosentaschen und wippte auf seinen Füßen vor und zurück. Wahrscheinlich war es blödsinnig, weil sie schließlich beide erwachsen und darüber hinaus auch noch Profis waren, trotzdem war ihm das Ganze irgendwie peinlich.
„Ich … äh … ich schätze, sie glauben nicht wirklich daran, dass sie damit ihrem Publikum Appetit machen können.“
Althea legte den Kopf schief und schaute mit kühler Unvoreingenommenheit auf den Bildschirm. Es war kein Liebesspiel. Es war nach üblicher Maßgabe nicht einmal Sex. Es war lupenreine Pornografie, eher jämmerlich und alles andere als stimulierend.
„Ich habe schon schärferes Zeugs gesehen.“
Colt riss seinen Blick kurz vom Bildschirm los, um sie mit hochgezogener Augenbraue anzusehen. „Ach, wirklich?“
„Das Band hat eine überraschend gute Qualität. Und die Kameraführung, falls man das so nennen will, wirkt ziemlich professionell.“ Sie lauschte dem Stöhnen. „Der Ton auch.“ Sie nickte, als die Kamera in die Totale ging. Jetzt konnte man sehen, dass nicht im Penthouse gefilmt worden war.
„Muss irgendwo in einem Haus in den Bergen aufgenommen worden sein. Gediegen rustikal, der Holztäfelung nach zu schließen. Das Bett sieht aus wie Chippendale“, bemerkte Colt.
„Woher weißt du das?“
„Meine Mutter sammelt Antiquitäten. Schau dir die Lampe am Bett an. Es ist Tiffany oder eine verdammt gute Nachahmung. Ah, der Plot verdichtet sich …“
Sie beobachteten, wie eine weitere Frau ins Bild kam. Ein paar Dialogfetzen verrieten, dass sie gerade ihren Liebhaber mit ihrer besten Freundin im Bett erwischt hatte. Die Auseinandersetzung nahm gewalttätige Formen an.
„Ich glaube nicht, dass das künstliches Blut ist.“ Althea zog zischend den Atem durch die Zähne ein, als die erste Frau einen Fausthieb ins Gesicht einstecken musste. „Und ich glaube auch nicht, dass sie mit diesem Schlag gerechnet hat.“
Colt stieß einen Fluch aus, während sich die Szene weiterentwickelte. Die Mischung aus Sex und Gewalt – die Gewalt richtete sich ausschließlich gegen die beiden Frauen – gab der ganzen Sache zusätzlich etwas äußerst Unangenehmes. Er ballte
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