Die tödliche Bedrohung
fest, bevor sie an ihm vorbeigehen konnte. „Gute Arbeit, Thea.“
„Danke. Du müsstest ihm damit eigentlich eine angemessene Strafe verpassen können.“
„Darüber mache ich mir keine Sorgen.“ Er trat einen winzigen Schritt vor, gerade genug, um ihr den Weg abzuschneiden. „Hör zu, es tut mir leid, dass es kürzlich mit uns beiden nicht so richtig geklappt hat. Warum versuchen wir es nicht noch mal? Hast du nicht Lust, morgen Abend mit mir essen zu gehen?“
Sie schwieg einen Moment, allerdings weniger aus Verblüffung über seine Hartnäckigkeit, sondern einfach aus Erschöpfung. „Sag mal, Jack, kannst du dir unter dem Wort niemals irgendetwas vorstellen?“
Er lachte nur und drückte vertraulich ihren Arm. Eine Sekunde lang erwog sie, ihm eine Ohrfeige zu geben und die Strafe wegen Körperverletzung in Kauf zu nehmen.
„Bitte, Althea. Ich möchte mein Verhalten von damals wiedergutmachen.“
„Jack, wir wissen beide, dass du nur scharf drauf bist, mit mir ins Bett zu gehen, und das wird nicht passieren. So, und jetzt lass meinen Arm los. Immerhin stehen wir beide auf derselben Seite des Gesetzes.“
„Es besteht keine Veranlassung …“
„Lieutenant?“, fragte Colt gedehnt. Er ließ seinen Blick über Holmsby wandern. „Hast du eine Minute Zeit?“
„Nightshade.“ Es ärgerte sie, dass er die Kabbelei mit Jack mitbekommen hatte. „Entschuldige mich, Jack. Ich habe zu tun.“
Sie schlenderte aus dem Gerichtssaal, wobei sie es Colt freistellte, ihr zu folgen oder nicht. „Wenn du mir etwas zu sagen hast, dann raus damit, aber stiehl mir nicht meine Zeit“, sagte sie ungnädig, nachdem er sie eingeholt hatte. „Ich bin auf Juristen im Moment nicht besonders gut zu sprechen.“
„Oh Darling, bitte! Ich habe außer den Unterhosen, die ich anhabe, keine anderen dabei.“
„Du bist völlig unmöglich, Nightshade.“
„Du siehst aus wie eine Lady, der es gut bekommen würde, endlich mal wieder richtig zu lachen.“ Er nahm ihren Arm, und als sie sich versteifte, spürte er, wie Gereiztheit in ihm aufstieg. Er unterdrückte sie und zog Althea zur Tür. „Ich bin mit dem Auto da. Hast du nicht Lust, eine kleine Spazierfahrt zu machen, dann können wir uns gegenseitig auf den letzten Stand bringen.“
„Okay. Ich bin den kurzen Weg vom Revier zu Fuß gekommen. Du kannst mich zurückfahren.“
„In Ordnung.“ Hinter seinem Scheibenwischer klemmte wieder mal ein Strafzettel. Was nicht weiter überraschend war, da er im Halteverbot geparkt hatte. Er stopfte das Knöllchen in die Hosentasche und stieg ein. „Tut mir leid, dass ich das Balzritual gestört habe.“
„Du kannst mich mal.“ Sie ließ ihren Sicherheitsgurt zuschnappen.
„Davon träume ich schon die ganze Zeit, Lieutenant.“ Er beugte sich zu ihr hinüber, öffnete das Handschuhfach und holte etwas heraus. Diesmal versteifte sie sich nicht, sondern schien sich nur ein bisschen in sich zurückzuziehen. „Hier.“
„Was soll ich damit?“ Sie schaute auf die Flasche mit Aspirintabletten.
„Gegen deine Kopfschmerzen.“
„Mir geht es gut.“ Es ist nicht wirklich eine Lüge, dachte sie. Was sich in ihrem Kopf abspielte, konnte man schwerlich noch als Kopfschmerzen bezeichnen. Es fühlte sich vielmehr an, als ob ein Güterzug mit Volltempo hinter ihren Augen durchraste.
„Ich verabscheue Märtyrer.“
„Lass mich in Ruhe.“ Um endlich ihre Ruhe zu haben, schloss sie die Augen.
Es ging ihr wirklich nicht gut. Sie hatte letzte Nacht kein Auge zugetan. An ein gewisses Maß an Schlaflosigkeit hatte sie sich im Lauf der Jahre schon gewöhnt. Aber in der vergangenen Nacht hatte sie überhaupt nicht geschlafen, und sie war zu stolz, die Schuld dort abzulegen, wohin sie gehörte. Direkt vor Colts Tür.
Sie hatte ständig an ihn denken müssen. Und sich selbst die heftigsten Vorwürfe gemacht. Wieder und wieder hatte sie die unmögliche Situation im Penthouse vor ihrem geistigen Auge Revue passieren lassen. Und sich nach ihm gesehnt. Dann hatte sie sich wieder Vorwürfe gemacht. Sie hatte es mit einem heißen Bad versucht, einem langweiligen Buch, Yogaübungen, einem angewärmten Brandy. Nichts hatte geholfen.
Und so hatte sie sich dann weiter herumgewälzt, bis sie irgendwann aufgestanden und ruhelos in der Wohnung auf und ab gelaufen war. Schließlich hatte sie beobachtet, wie die Sonne aufgegangen war.
Wenig später war sie aufs Revier gefahren. Inzwischen war es kurz nach eins, was hieß, dass sie seit fast
Weitere Kostenlose Bücher