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Die Tore Der Finsternis

Titel: Die Tore Der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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hinauswerfen«, sagte sie.
    »Wie wär’s, wenn Sie ihr stattdessen erzählen, was los ist?«
    Die Schwester starrte Gray an. »Sobald wir etwas Neues wissen, werden wir es ihr sagen.«
    »Wie geht es ihm?«, fragte Rebus, bemüht, die Stimmung aufzulockern.
    »Er hatte einen Schlaganfall und ist halbseitig gelähmt.«
    »Wird er ein paar Fragen beantworten können?«, fragte Gray.
    »Können ja. Aber ob er auch will. Da bin ich mir nicht so sicher.«
    Sie führte ihn an Betten mit alten und jungen Männern
vorbei. Einige Patienten liefen in Pantoffeln über den gebohnerten, ochsenblutroten Linoleumboden. Es roch leicht nach Bratfett und Desinfektionsmittel. In dem langen, schmalen Raum war es stickig. Rebus spürte, wie ihm Schweiß den Rücken hinunterrann.
    Das letzte Bett in dem Raum war hinter Vorhängen verborgen. In diesem Bett lag ein Mann mit bleichem Gesicht, der an Apparate angeschlossen war und am Tropf hing. Er war Anfang fünfzig, gut zehn Jahre älter als die Frau draußen, und hatte graues, nach hinten gekämmtes Haar. Kinn und Wangen waren nachlässig rasiert, sodass zahlreiche silberne Stoppeln aus seiner Haut ragten. Neben ihm saß ein Vollzugsbeamter auf einem Stuhl und blätterte in einer zerfledderten Ausgabe von Scottish Field. Rebus bemerkte, dass einer von Chib Kellys Armen über die Bettkante hing und mit Handschellen ans Bettgitter gefesselt war.
    »Ist er so gefährlich?«, meinte Gray, als er die Handschellen sah.
    »Anweisung von oben«, antwortete der Beamte.
    Rebus und Gray zeigten ihre Ausweise, und der Mann stellte sich als Kenny Nolan vor.
    »Na, Kenny, nette Abwechslung, was?«, meinte Gray im Plauderton.
    »Bin begeistert«, erwiderte Nolan.
    Rebus ging um das Bett herum. Kelly hatte die Augen geschlossen. Hinter den Lidern bewegte sich nichts. Der Brustkorb hob und senkte sich gleichmäßig.
    »Schlafen Sie, Chib?«, sagte Gray und lehnte sich über das Bett.
    »Was wollen Sie hier?«, dröhnte eine Stimme hinter ihnen. Ein Arzt im weißen Kittel stand dort, das Stethoskop in eine Tasche gestopft und ein Klemmbrett in der Hand.
    »CID«, erklärte Gray. »Wir haben einige Fragen an den Patienten.«

    »Müssen diese Handschellen wirklich sein?«, fragte der Arzt Nolan.
    »Anweisung von oben«, wiederholte Nolan.
    »Gibt es dafür einen besonderen Grund?«, fragte Rebus den Beamten. Er wusste, dass Kelly zu Gewalttätigkeit neigte, aber in seinem momentanen Zustand wirkte er nicht gerade gemeingefährlich.
    Nolan schien nicht antworten zu wollen, also sprang Gray für ihn ein: »Barlinnie hatte in letzter Zeit den Verlust einiger Häftlinge zu beklagen. Sind einfach aus Krankenhausstationen wie dieser hier hinausspaziert.«
    Rebus nickte als Dank für die Erklärung, während die Haut oberhalb von Nolans weißem Hemdkragen rot anlief.
    »Wann wird er aufwachen?«, fragte Gray den Arzt.
    »Das weiß niemand.«
    »Wird er mit uns reden können?«
    »Keine Ahnung.« Der Arzt sah auf seinen Piepser und ging weg.
    Gray sah zu Rebus. »Ärzte sind großartig, was, John? Hochqualifizierte Fachleute.«
    »Die crème de la crème «, stimmte Rebus zu.
    »Mr Nolan«, sagte Gray, »wenn ich Ihnen meine Nummer gebe, würden Sie mich dann benachrichtigen, wenn der Häftling aufwacht?«
    »Das könnte ich schon machen.«
    »Sicher?« Gray sah ihm in die Augen. »Vielleicht möchten Sie sich erst vergewissern, ob das nicht gegen irgendeine Anweisung verstößt?«
    »Beachten Sie den Idioten gar nicht«, meinte Rebus zu Nolan. »Sarkasmus ist eine echte Krankheit bei ihm.« Dann wandte er sich an Gray: »Gib dem Mann deine Nummer. Ich halt’s hier nicht mehr länger aus.«
    Sie erzählten Fenella Lomax das Wenige, was sie in Erfahrung hatten bringen können, verschwiegen ihr allerdings die Handschellen.

    »Er schläft friedlich«, versicherte Rebus ihr und biss sich auf die Zunge. Sagte man das nicht, wenn jemand starb… Aber Fenella nickte und ließ sich von ihnen ins Erdgeschoss führen, wo sie etwas trinken wollten. Es gab dort keine richtige Cafeteria, nur einen schlecht sortierten Kiosk. Rebus, der aufs Frühstück verzichtet hatte, aß zu seinem Tee ein trockenes Muffin und eine braune Banane. Der Tee hatte dieselbe graue Farbe wie die Gesichter der Patienten, die ihnen bisher begegnet waren.
    »Sie hoffen, er stirbt, stimmt’s?«, sagte Fenella Lomax.
    »Wie kommen Sie darauf?«
    »Weil Sie Polizisten sind. Deswegen sind Sie doch hier, oder?«
    »Im Gegenteil, Fenella«, sagte Gray.

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