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Die Tore Der Finsternis

Titel: Die Tore Der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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rannte wieder nach draußen und presste die Handtücher auf die Wunden. »Drücken Sie ganz fest«, befahl sie dem Mann. Er schwitzte und wirkte verschreckt, nickte
aber trotzdem. Sie klopfte ihm auf die Schulter. Laura saß mit gekreuzten Beinen auf dem Boden. Sie hielt sich immer noch am Türgriff fest. Vielleicht erinnerte sie sich an Siobhans Aufforderung: S teigen Sie wieder ein! Nur ein paar Zentimeter, und sie wäre in Sicherheit gewesen…
    »Dass Sie mir ja nicht sterben«, befahl Siobhan und fuhr Laura durchs Haar. Lauras Lider waren einen Spalt geöffnet, aber ihre Augen wirkten glasig, wie Murmeln. Sie atmete stoßweise. Die Sirene war inzwischen näher gekommen, und endlich bot ein Wagen von der Commercial Street ein und ließ die Häuserwände blau aufflackern.
    »Der Krankenwagen ist da, Laura«, sagte Siobhan sanft. »Sie schaffen das.«
    »Halten Sie durch«, ermutigte sie der Mann und sah Siobhan unsicher an, als wüsste er nicht, ob er das Richtige gesagt hatte. Zu viele Folgen von Emergency Room und Chicago Hope , dachte Siobhan.
    Sie schaffen das … Diese Lüge, die niemanden tröstet - höchstens den, der sie ausspricht.
    Halten Sie durch …
     
    Vier Uhr morgens.
    Sie wünschte, Rebus wäre bei ihr. Er würde einen Witz über den Song »Four in the Morning« machen. Das tat er öfter, wenn sie nachts im Krankenhaus Wache schieben oder jemanden observieren mussten. Er sang dann ein paar Zeilen eines Countrysongs, ohne den genauen Text zu kennen. Sie hatte vergessen, wer dieses Lied als Erster gesungen hatte, aber Rebus wusste es bestimmt. Farnon? Farley? Soundso Farnon?
    Rebus machte solche Scherze, um sie und ihn auf andere Gedanken zu bringen. Sie hatte überlegt, ihn anzurufen, sich aber dagegen entschieden. Diese Sache musste sie allein durchstehen. Sie war im Begriff, eine Grenze zu überschreiten... das spürte sie. Man hatte sie aus dem Krankenhaus
weggeschickt. Sie wollte kurz zu Hause duschen und ein paar frische Sachen anziehen, dann würde der Streifenwagen, der schon vor dem Haus wartete, sie nach St. Leonard’s bringen. Die Ermittlungen würde die Polizei in Leith übernehmen, da der Fall in deren Zuständigkeitsbereich fiel. Aber sie sollte in St. Leonard’s noch kurz Bericht erstatten.
    »Wenigstens haben Sie ihm ordentlich in die Eier getreten«, hatte der uniformierte Fahrer gesagt. »Bestimmt kann er jetzt nicht mehr so schnell rennen...«
    Sie stand unter der Dusche und wünschte sich, das Wasser würde auf sie herabprasseln und nicht nur so sanft tröpfeln. Sie legte die Hände aufs Gesicht und kniff die Augen zusammen. Dann lehnte sie sich gegen die geflieste Wand und ließ sich an ihr hinuntergleiten, bis sie in der Hocke saß, so wie sie neben Laura Stafford in der Hocke gesessen hatte.
    Wer wird es Alexander sagen? Deine Mami ist tot… Papa hat es getan. Die Großmutter würde es ihm sagen müssen, obwohl sie selbst so weinte …
    Wer wird der Großmutter die Nachricht überbringen? Irgendjemand war sicher schon auf dem Weg zu ihr. Die Leiche musste identifiziert werden.
    Der Anrufbeantworter blinkte, um ihr mitzuteilen, dass sie neue Nachrichten hatte. Die konnten warten. In der Spüle stand schmutziges Geschirr, das dringend abgewaschen werden musste. Sie trocknete sich, während sie durch die Wohnung ging, die Haare ab. Ihre Nase war rot, lief ständig. Ihre Augen sahen blutunterlaufen, rot gerändert und geschwollen aus.
    Das Handtuch, mit dem sie sich das Haar abtrocknete, war dunkelblau. Nie wieder benutze ich ein weißes Handtuch.
    Auf der Wache wurde sie von DCS Templer erwartet. »Alles in Ordnung?«, erkundigte sie sich.
    Siobhan murmelte ewas, und dann sagte Templer: »Dieser Dow ist ein wildes Tier - er arbeitet übrigens für Big Ger Cafferty.«

    Siobhan fragte sich, wer das wohl ausgeplaudert hatte. Rebus? Aber dann lieferte Templer selbst die Erklärung: »Claverhouse hat es mir erzählt. Kennen Sie Claverhouse?« Siobhan nickte. »Das Drogendezernat hatte Cafferty eine Weile im Auge«, sagte Templer. »Hat vermutlich zu nichts geführt, so wie ich den Verein kenne.«
    Das war jedoch nur die Einleitung, ehe sie zur Sache kam. »Sie wissen, dass sie tot ist?«
    »Ja, Madam.«
    »Menschenskind, Siobhan, nun lassen Sie doch die Förmlichkeiten. Ich bin’s, Gill.«
    »Ja, Gill.«
    Templer nickte. »Sie haben getan, was Sie konnten.«
    »Das hat nicht gereicht.«
    »Was hätten Sie denn machen sollen? Eine Bluttransfusion mitten auf der Straße?« Templer

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