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Die Tore Der Finsternis

Titel: Die Tore Der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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Figur noch durch enge Jacken, die er meist zugeknöpft trug; Orminston war kleiner und stämmiger, mit schwarzem, ölig glänzendem Haar, das sich an den Spitzen lockte und ihm das Aussehen eines römischen Kaisers verlieh. Meist redete nur Claverhouse, während Orminston sich darauf beschränkte, dumpfe Bedrohlichkeit auszustrahlen.
    Aber Claverhouse war derjenige, auf den es zu achten galt.
    »Wie gefällt’s Ihnen in Tulliallan, John?«, fragte er nun. Die Verwendung seines Vornamens ließ Rebus nichts Gutes ahnen.

    »Prima.« Rebus öffnete das Fenster auf seiner Seite und schnippte Asche hinaus.
    »Welche bösen Buben hat’s denn dieses Mal erwischt?«
    »Stu Sutherland und Tam Barclay, Jazz McCullough, Francis Gray.«
    »Also, wenn das kein bunt zusammengewürfelter Haufen ist.«
    »Ja, wie’s aussieht, passe ich da wunderbar rein.«
    »So eine Überraschung«, schnaubte Orminston.
    »Ihr Trinkgeld ist gestrichen, Kutscher«, sagte Rebus und klopfte mit den Fingernägeln gegen die Plexiglasscheibe, die Orminston und ihn voneinander trennte.
    »A propos«, sagte Claverhouse. Das schien ein Stichwort zu sein. Orminston ließ den Motor an und fuhr los.
    Rebus wandte sich an Claverhouse: »Wohin geht die Reise?«
    »Wir wollen uns bloß mit jemand unterhalten, mehr nicht.«
    »Wenn das rauskommt, muss ich nachsitzen.«
    Claverhouse lächelte. »Ich habe mit Ihrem Direktor gesprochen. Er hat nichts dagegen.« Er lehnte sich zurück. Das Taxi ratterte und klapperte. Rebus spürte jede einzelne Sprungfeder unter dem abgewetzten Lederbezug der Sitzbank.
    »Ich hoffe, Sie sind Mitglied bei einem Pannendienst«, beschwerte sich Rebus.
    »Ich gehe immer auf Nummer Sicher, das sollten Sie doch wissen, John.« Sie verließen das Gelände der Akademie und bogen nach links in Richtung Kincardine Bridge ab. Claverhouse betrachtete durchs Seitenfenster die Aussicht. »Es handelt sich um Ihren Freund Cafferty«, sagte er.
    Rebus reagierte unwirsch. »Er ist nicht mein Freund.«
    Claverhouse hatte einen Faden auf einem seiner Hosenbeine entdeckt. Er zupfte ihn ab, als wäre ihm das wichtiger als Rebus’ Widerspruch. »Eigentlich handelt es sich auch gar nicht um Big Ger selbst, sondern um seinen Stabschef.«

    Rebus runzelte die Stirn. »Das Wiesel?« Er bemerkte, dass Orminston ihn im Rückspiegel beobachtete, und glaubte, bei ihm eine Mischung aus Zurückhaltung und Aufgeregtheit zu erkennen. Die beiden waren offenbar der Ansicht, an etwas Lohnendem dran zu sein. Und was immer es war, sie brauchten Rebus’ Hilfe, zweifelten aber, ob sie ihm trauen konnten. Rebus kannte die Gerüchte: dass er gegenüber Cafferty zu wenig distanziert war, dass sie beide sich in vielerlei Hinsicht zu sehr ähnelten.
    »Das Wiesel scheint seinem Boss gegenüber absolut loyal zu sein«, fuhr Claverhouse fort. »Als Cafferty eingelocht wurde, hätte es eigentlich mit seiner Macht vorbei sein müssen.«
    Rebus nickte bedächtig. Während Cafferty im Gefängnis saß, hatte das Wiesel in Edinburgh für ihn die Stellung gehalten.
    »Ich frag mich bloß«, sinnierte Claverhouse, »ob unser Freund das Wiesel nicht vielleicht etwas betrübt ist, weil Cafferty jetzt wieder das Steuer übernommen hat.Vom Fahrersitz auf den Rücksitz sozusagen.«
    »Manche Leute lassen sich gern chauffieren. Über das Wiesel werden Sie nicht an Cafferty herankommen.«
    Orminston schniefte geräuschvoll. Es klang wie das Schnaufen eines Ochsen. »Kann sein, kann auch nicht sein«, meinte er.
    Claverhouse sagte kein Wort, sondern saß nur stocksteif da. Dennoch schien die Botschaft bei seinem Partner anzukommen. Rebus war sich sicher, dass Orminston den Mund erst dann wieder aufmachen würde, wenn Claverhouse sein Okay gab.
    »Undenkbar«, fühlte Rebus sich genötigt zu betonen.
    Nun drehte Claverhouse sich zu ihm um und sah ihn durchdringend an. »Es gibt neuerdings einen Punkt, an dem wir den Hebel ansetzen können. Der Sohn vom Wiesel ist ein bisschen ungezogen gewesen.«

    »Ich wusste gar nicht, dass er einen Sohn hat.«
    Claverhouse blinzelte, statt zu nicken: Der Kraftaufwand war geringer. »Er heißt Aly.«
    »Was hat er verbrochen?«
    »Er hat sich als Dealer selbständig gemacht: hauptsächlich Speed, aber auch Dope.«
    »Haben Sie ihn erwischt?«, fragte Rebus. Sie hatten die Brücke inzwischen weit hinter sich gelassen und fuhren auf der M9 in östlicher Richtung. In ein paar Minuten würden sie linkerhand die Ölraffinerie in Grangemouth passieren.
    »Ja.

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