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Die Tore Der Finsternis

Titel: Die Tore Der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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Hände.
    »Erbt Cynthia?«
    »Das weiß ich leider nicht.« Dabei wusste sie es sehr wohl: Marber hatte testamentarisch einen Teil seines Besitzes verschiedenen Wohltätigkeitsorganisationen und Freunden vermacht - zu denen auch Cynthia Bessant gehörte - und den Rest einer Schwester und zwei Neffen in Australien. Man hatte sich mit der Schwester in Verbindung gesetzt, aber sie hatte erklärt, es sei zu umständlich für sie, nach Schottland zu kommen. Sie hatte Marbers Anwalt und seinen Steuerberater
beauftragt, sich um die nötigen Formalitäten zu kümmern. Siobhan hoffte, die beiden würden sich ihre Dienste gut bezahlen lassen.
    »Ich nehme an, Cyn hat es sich mehr verdient als die meisten anderen«, sinnierte Mann. »Eddie hat sie manchmal behandelt, als wäre sie sein Dienstmädchen.« Er schaute erst Siobhan, dann Hynds an. »Man will ja über Tote nichts Schlechtes sagen, aber ich würde Eddie nicht gerade als besonders pflegeleicht bezeichnen. Er neigte zu Wutanfällen und war dann ziemlich ruppig.«
    »Aber die Leute haben das in Kauf genommen?« Die Frage kam von Hynds.
    »O ja, denn er konnte andrerseits auch sehr charmant und großzügig sein.«
    »Mr Mann«, sagte Siobhan, »gab es in Mr Marbers Leben irgendwelche engen Freundschaften? Zu Menschen, die ihm näher standen als Ms Bessant?«
    Mann zwinkerte mit den Augen. »Meinen Sie Liebschaften?«
    Siobhan nickte. Danach hatte Mann gefragt werden wollen. Er tat ein bisschen so, als winde er sich.
    »Nun ja... Eddies Vorlieben...«
    »Es dürfte Sie nicht verwundern, dass wir gewisse Vermutungen bezüglich Mr Marbers Neigungen haben«, unterbrach ihn Hynds mit leicht frivolem Unterton. Siobhan schaute ihn durchdringend an. Keine Vermutungen , hätte sie am liebsten gezischt.
    Mann legte die Hände an die Wangen. »Ach herrje«, rief er, »Sie glauben, Eddie sei schwul gewesen, stimmt’s?«
    Hynds’ Züge erschlafften. »Ja, war er das denn nicht?«
    Der Kunsthändler lächelte gezwungen. »Meinen Sie nicht auch, dass ich das garantiert gewusst hätte?«
    Jetzt sah Hynds Siobhan an.
    »Ms Bessant hat bei einem Gespräch mit uns den Eindruck erweckt...«

    »Ich habe nicht umsonst Madame Cyn erwähnt«, sagte Mann. Er trat vor eines der Gemälde, um es gerade zu rücken. »Sie hat sich immer gut darauf verstanden, Eddie zu beschützen.«
    »Wovor?«, fragte Siobhan.
    »Vor der Welt... vor neugierigen Blicken...« Er schaute sich um, so als wäre die Galerie voller potentieller Lauscher, dann beugte er sich zu Siobhan. »Gerüchten zufolge, war Eddie ausschließlich an Kurzzeitbeziehungen interessiert. Sie wissen schon, mit Damen eines gewissen Berufsstandes.«
    Hynds öffnete den Mund, vermutlich um eine Frage zu stellen.
    »Ich nehme an«, erklärte Siobhan ihm, »Mr Mann meint damit Prostituierte.«
    Mann nickte und befeuchtete die Mundwinkel mit der Zunge. Das Geheimnis war ausgeplaudert, und er war über alle Maßen zufrieden.
     
    »Ich tu’s«, sagte das Wiesel.
    Er war klein und hager und immer so gekleidet, dass er beinahe abgerissen aussah. Die meisten Leute, die ihm auf der Straße begegneten, hielten ihn für einen Gelegenheitsarbeiter, für jemand, der sie nicht kümmerte und um den sie sich nicht zu kümmern brauchten. Das war sein Trick. Er fuhr in einem Jaguar mit Chauffeur durch die Stadt, um Aufträge für Big Ger Cafferty zu erledigen. Doch sobald er aus dem Wagen stieg, schlüpfte er in die übliche Rolle, war wieder so auffällig wie ein Stück Abfall.
    Normalerweise diente ihm Caffertys Taxifirma als Stützpunkt, aber Rebus war klar, dass sie sich dort nicht treffen konnten. Er hatte mit seinem Handy in der Zentrale angerufen und gebeten, mit dem Wiesel verbunden zu werden. »Sagen Sie ihm einfach, John aus der Lagerhalle will ihn sprechen.«

    Sie hatten sich auf dem Treidelpfad des Union Canal verabredet, etwa einen Kilometer von der Firma entfernt. Rebus war seit Jahren nicht mehr in dieser Gegend gewesen. Er roch den Hefegeruch der nahe gelegenen Brauerei.Vögel schwammen im öligen Wasser des Kanals. Blesshühner? Moorhühner? Er hatte sich Tiernamen noch nie merken können.
    »Kennen Sie sich mit Ornithologie aus?«, fragte er das Wiesel.
    »Ich war nur ein einziges Mal im Krankenhaus - der Blinddarm.«
    »Das Wort bedeutet ›Vogelkunde‹«, erklärte Rebus, obwohl er den Verdacht hatte, dass das Wiesel es genau wusste und so eine Bemerkung einfach zu der Einfaltspinselmasche gehörte, mit der er Außenstehende dazu

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