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Die Tore Der Finsternis

Titel: Die Tore Der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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Aber der Staatsanwalt hat noch keine Anklage erhoben«, erwiderte Claverhouse.
    Es war, als würde ein Polaroidfoto vor Rebus’ Augen Konturen annehmen - er war jetzt im Bilde. »Ihr wollt dem Wiesel einen Handel anbieten?«
    »Genau.«
    Rebus überlegte. »Er wird’s nicht tun.«
    »Dann wandert Aly in den Bau. Womöglich für viele Jahre.«
    Rebus schaute ihn an. »Mit wie viel Zeug haben Sie ihn denn erwischt?«
    »Wir hielten es für das Beste, es Ihnen zu zeigen.«
    Und das taten sie dann auch.
     
    Ein Gewerbegebiet im Westen von Edinburgh, in der Nähe der Gorgie Road. Die Gegend hatte schon bessere Tage gesehen. Rebus kam es so vor, als würden Sicherheitsdienste hier die einzige Wachstumsbranche sein - leerstehende Gebäude brauchten Schutz vor Vandalismus und Brandstiftung. Die Lagerhalle war von einem Maschendrahtzaun umgeben, und auf einem Schild am Tor stand etwas von Rund-um-die-Uhr-Bewachung. Rebus war vor Jahren schon einmal hier gewesen. Ein Waffentransport in einem Lkw. Der Lkw, der dieses Mal in der Lagerhalle stand, sah nicht viel anders aus, nur hatte man etliche seiner Einzelteile entfernt und fein säuberlich
auf dem Betonboden ausgebreitet. Die Türen und Verkleidungsbleche waren abmontiert, die Räder aufgebockt und abgeschraubt, die Reifen abgezogen. Ein paar Kisten neben der Fahrerkabine dienten als behelfsmäßige Stufen. Rebus kletterte hinauf. Die Sitze fehlten, und unter dem aufgeschnittenen Boden befand sich ein leerer Hohlraum. Rebus stieg wieder hinunter und ging zum hinteren Ende der Ladefläche, wo die Ware auf einer hellblauen Plastikpersenning lag. Noch waren nicht alle Päckchen geöffnet worden. Ein Chemiker aus den kriminaltechnischen Labors in Howdenhall hantierte mit Reagenzgläsern und mehreren Flüssigkeiten. Er hatte angesichts der Kälte auf den weißen Kittel verzichtet und trug stattdessen eine leuchtend rote Skijacke und eine Wollmütze. Die Hälfte der in Plastikfolie eingewickelten Päckchen hatte er bereits mit einem Etikett versehen. Es waren noch etwa fünfzig übrig, die er überprüfen musste.
    In der Nähe von Rebus schniefte Orminston geräuschvoll. Rebus wandte sich an Claverhouse, der sich in die Hände blies, um sie zu wärmen. »Passen Sie besser auf, dass Orminston den Drogen nicht zu nahe kommt. Sonst schnupft er am Ende noch alles weg.«
    Claverhouse lächelte, Orminston murmelte etwas, das Rebus akustisch nicht verstand.
    »Netter Fang«, bemerkte Rebus. »Wer hat Wiesel junior verpfiffen?«
    »Niemand. Es war pures Glück. Uns war bekannt, dass Aly ein bisschen dealt.«
    »Ihr wusstet nicht, dass er solche Mengen verschoben hat?«
    »Wir hatten keinen blassen Schimmer.«
    Rebus sah sich um. Es handelte sich eindeutig um mehr als nur einen netten kleinen Fang. Eine solche Menge Stoff war ein Fall für die PR-Abteilung. Dennoch befand sich außer ihm selbst, den beiden SDEA-Männern und dem Chemiker niemand vor Ort. Drogentransporte vom Kontinent waren eigentlich Sache der Zollbehörde.

    »Alles astrein«, erklärte Claverhouse, der Rebus’ Miene richtig gedeutet hatte. »Carswell hat es abgesegnet.«
    Carswell war der Assistant Chief Constable, der stellvertretende Polizeipräsident. Rebus hatte schon mehrmals Probleme mit ihm gehabt.
    »Weiß er von mir?«, fragte er.
    »Noch nicht.«
    »Mal sehen, ob ich alles richtig verstanden habe. Ihr habt einen Lkw durchsucht und einen Haufen illegaler Substanzen gefunden. So viel, dass es ausreicht, um Wiesels Sohn für zehn Jahre hinter Gitter zu bringen.« Er verstummte. »Was für eine Rolle hat Wiesels Sohn bei der Sache gespielt?«
    »Aly ist Fernfahrer.«
    »Ihr habt ihn überwacht?«
    »Wir hatten bloß so eine Ahnung. Der Trottel rauchte gerade einen Joint, als wir ihn auf einem Parkplatz kontrolliert haben.«
    »War die Zollbehörde denn nicht mit von der Partie?«
    Claverhouse schüttelte den Kopf. »Wir haben ihn auf gut Glück kontrolliert. Laut seiner Unterlagen hatte er Computerdrucker nach Hatfield geliefert und für die Rückfahrt Software und Computerspiele geladen.« Claverhouse wies mit dem Kopf auf ein Dutzend Paletten, die in einer Ecke der Lagerhalle standen. »Aly hat sich vor Angst fast in die Hose geschissen, als er kapierte, wer wir sind.«
    Rebus sah dem Chemiker zu, wie er sich Tee aus einer Thermosflasche einschenkte. »Und was soll ich jetzt für euch tun? Mit dem Wiesel reden, ihm euren Vorschlag unterbreiten?«
    »Sie kennen ihn besser als wir. Vielleicht hört er auf Sie.

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