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Die Tore Der Finsternis

Titel: Die Tore Der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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Arm um Barclays Schultern gelegt.
    »Also, dieser Laden hier zum Beispiel...« Barclay schaute sich den Raum musternd an. »Das ist ein Palast und keine Kneipe!«
    »War früher mal eine Bank«, erläuterte Rebus.
    »Sag ich’s doch, ist gar kein richtiger Pub.«
    »Ich glaube«, ergriff Stu Sutherland das Wort, »du willst eigentlich sagen, dass du angeödet bist.«
    Barclay überlegte, dann breitete sich ein Lächeln auf seinem Gesicht aus. »Kann sein, dass du Recht hast, Stu. Kann sein, dass du die Münze auf den Kopf getroffen hast.«
    Alle lachten und beschlossen dann, sich auf den Rückweg zu machen und unterwegs vielleicht noch bei ein, zwei Pubs reinzuschauen. Rebus erwog, mit ihnen zum Cowgate zu gehen, aber die Lokalitäten dort wären für Barclays Geschmack sicher auch nicht authentisch genug. Und in den Krawallkneipen, in denen sich Teenager betranken und Lightshows pulsierten, würden sechs Männer wie sie auffallen - na ja, wie Bullen eben auf einem Zug durch die Gemeinde. Einige von ihnen hatten sich zwar ihrer Krawatten entledigt, aber sie waren alle noch im Anzug, außer McCullough, der auf seinem Zimmer rasch eine Jeans und ein Polohemd angezogen hatte. Er wurde deswegen von den anderen
angepflaumt: ein alter Sack, der versucht, jugendlich auszusehen.
    An der Kreuzung South Bridge und High Street bog Francis Gray plötzlich nach links in die High Street ab und marschierte die Straße hinunter Richtung Canongate. Die anderen folgten ihm und fragten ihn, wohin er wolle.
    »Vielleicht hat er ja einen Geheimtipp«, bemerkte Barclay.
    Rebus’ Ohren röteten sich leicht. Er war absichtlich auf den Touristenpfaden geblieben, hatte sich von seinen Stammlokalen fern gehalten, wollte, dass sie auch weiterhin seine Pubs blieben.
    Gray war vor einem Kilt-Geschäft stehen geblieben und schaute am benachbarten Haus hinauf.
    »Meine Mutter war mal mit mir hier, als ich klein war«, sagte er.
    »Was ist das?«, fragte Stu Sutherland.
    »Dieser Flecken Erde hier, Stu«, Gray stampfte mit dem Fuß auf, »steht für alles, was uns zu dem gemacht hat, was wir sind.«
    Sutherland blickte sich um. »Ich begreif’s noch immer nicht.«
    »Es ist John Knox’ Haus«, erklärte Rebus. »Er hat hier gewohnt.«
    »Ganz genau«, sagte Gray nickend. »Ist noch jemand mit seiner Mutter hier gewesen?«
    »Nicht mit meiner Mutter, aber auf einem Schulausflug«, gab Jazz McCullough zu.
    »Ja, ich auch«, sagte Allan Ward. »Und es war scheißlangweilig.«
    Gray drohte mit dem Finger. »Damit beleidigst du die Geschichte, junger Freund. Unsere Geschichte.«
    Rebus hätte beinahe angemerkt, dass Frauen und Katholiken womöglich anderer Ansicht waren. Er wusste nicht viel über John Knox, aber wenn er sich recht erinnerte, hatte der Mann für beide Gruppen nicht übermäßig viel übrig gehabt.
    »Knoxland«, meinte Gray und streckte die Arme aus. »Das ist Edinburgh für mich. Für dich auch, John?«
    Rebus hatte das Gefühl, irgendwie auf die Probe gestellt zu werden. Er zuckte mit den Achseln. »Welchen Knox meinst du?«, fragte er, woraufhin Gray die Stirn runzelte. »Es gab noch einen anderen. Doktor Robert Knox. Hat Burke & Hare Leichen abgekauft. Womöglich haben wir mehr Ähnlichkeit mit ihm.«
    Gray dachte darüber nach und lächelte dann. »Archie Tennant hat uns Rico Lomax’ Leiche vorgesetzt, und wir schneiden sie jetzt auf.« Er nickte bedächtig. »Sehr gut, John. Wirklich sehr gut.«
    Rebus war sich nicht sicher, wie er das meinte, nahm das Kompliment aber widerspruchslos an.
    Tam Barclay war bei dem Geplänkel der beiden bloß Zuhörer gewesen. »Ich muss pinkeln«, sagte er nun und verschwand in der nächstgelegenen Gasse.
    Allan Ward schaute in beiden Richtungen die Straße entlang. »Verglichen hiermit tobt in Dumfries geradezu das Leben«, beschwerte er sich. Dann fiel sein Blick auf zwei Frauen, die die Straße entlangkamen. »Endlich haben wir mal Glück!« Er trat auf die beiden zu. »Guten Abend, die Damen. Hören Sie, meine Freunde und ich sind fremd hier. Dürften wir Sie vielleicht auf ein Glas einladen?«
    »Nein, danke«, erwiderte eine der Frauen. Ihre Augen waren auf Rebus gerichtet.
    »Oder möchten Sie etwas essen?«
    »Das haben wir gerade«, sagte die andere Frau.
    »Hat’s geschmeckt?«, fragte Ward. Die Chance, ein Gespräch anzuknüpfen, würde er sich auf keinen Fall entgehen lassen.
    Die erste Frau sah immer noch Rebus an. Stu Sutherland stand am Schaufenster des Kilt-Ladens und

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