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Die Tore Der Finsternis

Titel: Die Tore Der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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sah.Wegen der Kunststoffverpackung konnte sie lediglich Farbflecken und einen breiten weißen Rahmen erkennen. »Haben Sie das bei der Vernissage gekauft, Mr Cafferty?«
    »Nein.«
    Siobhan schaute zu Hynds hinüber. »Die Bilder der Ausstellung hängen noch alle in der Galerie«, sagte sie zu ihm in belehrendem Ton.
    »Ach ja, richtig«, erwiderte er und schüttelte dann kaum wahrnehmbar den Kopf, um ihr zu signalisieren, dass der Vettriano nicht dabei war.
    Siobhan wandte ihre Aufmerksamkeit Cafferty zu. »Sie haben an jenem Abend nicht zufällig etwas gekauft?«
    »Nein, habe ich nicht.«
    »Gab es dort nichts, was Ihnen gefiel?«
    Cafferty legte die Arme auf den Rand der Tischplatte. »Sie
sind Siobhan Clarke, stimmt’s?« Er lächelte. »Ich hatte es vergessen, aber jetzt fällt es mir wieder ein.«
    »Was genau fällt Ihnen wieder ein, Mr Cafferty?«
    »Sie arbeiten mit Rebus zusammen. Allerdings hab ich gehört, dass er wieder die Schulbank drücken muss.« Er schnalzte tadelnd mit der Zunge. »Und Ihr Kollege Detective Constable Hynds... sein Vorname lautet David, oder?« Hynds richtete sich auf. »Das stimmt, Sir.«
    »Ich bin beeindruckt«, sagte Siobhan in neutralem Ton. »Sie wissen also, wer wir sind. Dann dürften Sie ja auch wissen, wieso wir hier sind.«
    »Aus demselben Grund, aus dem Sie Madame Cyn aufgesucht haben: Sie wollen mich nach Edward Marber fragen.« Cafferty beobachtete Hynds, wie er zum Tisch ging und sich neben Siobhan setzte. »Cyn hat mir Ihren Namen verraten, DC Hynds«, sagte er mit einem Zwinkern.
    »Sie waren am Abend von Edward Marbers Tod bei seiner Vernissage.«
    »Ja, das stimmt.«
    »Sie haben sich nicht ins Gästebuch eingetragen.«
    »Ich hatte keine Veranlassung dazu.«
    »Wie lange haben Sie sich in der Galerie aufgehalten?«
    »Ich bin erst spät gekommen und fast bis zum Ende geblieben. Ein paar Leute hatten vor, hinterher gemeinsam essen zu gehen. Sie wollten, dass Eddie mitkommt, aber er sagte, er sei müde. Ich... er hat sich ein Taxi bestellt.« Sein Zögern ließ Siobhan aufhorchen, und auch Hynds hatte es bemerkt. Keiner von beiden sagte etwas. Nach einer Weile fuhr Cafferty fort. »Ich glaube, wir haben die Galerie alle so gegen acht oder Viertel nach acht verlassen. Ich bin anschließend noch etwas trinken gegangen.«
    »Und wo, wenn ich fragen darf?«
    »In dem neuen Hotel im Scotsman-Gebäude. Das wollte ich mir mal ansehn. Und danach war ich im Royal Oak, um mir ein bisschen Folkmusik anzuhören.«

    »Wer hat gespielt?«, wollte Siobhan wissen.
    Cafferty zuckte mit den Achseln. »Es war einer der Abende, an denen jeder auftreten kann, der Lust hat.«
    Hynds hatte sein Notizbuch gezückt. »Waren Sie in Begleitung, Mr Cafferty?«
    »Ja, zusammen mit ein paar Geschäftsfreunden.«
    »Und deren Namen?«
    Cafferty schüttelte den Kopf. »Das ist meine Privatangelegenheit. Und ehe Sie weiterreden, lassen Sie sich eins gesagt sein: Ich weiß, Sie wollen mir die Sache anhängen, aber das funktioniert nicht. Ich mochte Eddie Marber, mochte ihn sogar sehr, und war sehr betrübt, als ich erfuhr, was mit ihm passiert ist.«
    »Hatte er irgendwelche Feinde?«, erwiderte Siobhan.
    »Nein, keine«, sagte Cafferty.
    »Auch nicht die Leute, die er betrogen hat?« Claret spitzte plötzlich die Ohren, so als habe er die letzten Worte verstanden.
    Cafferty kniff die Augen ein wenig zusammen. »Betrogen?«
    »Uns ist zugetragen worden, dass Mr Marber sowohl seine Künstler als auch seine Kunden betrogen haben soll. Hat überhöhte Preise verlangt und zu viel einbehalten. War Ihnen dies bekannt?«
    »Ich höre das erste Mal davon.«
    »Ändert das Ihre Meinung über Ihren Freund?«, fragte Hynds.
    Cafferty starrte ihn wütend an. Siobhan stand rasch auf. Sie sah, dass Claret sie nicht aus den Augen ließ und mit dem Schwanz auf den Boden zu schlagen begann. »Ihnen ist doch klar«, sagte sie, »dass wir Ihrem Alibi erst dann Glauben schenken können, wenn Sie uns die Namen Ihrer Freunde nennen?«
    »Von Freunden habe ich nicht gesprochen. Ich sagte ›Geschäftsfreunde‹.« Cafferty hatte sich ebenfalls erhoben. Claret setzte sich auf.

    »Und es handelt sich gewiss ausnahmslos um ehrenwerte Bürger«, sagte Hynds.
    »Ich bin inzwischen Geschäftsmann.« Cafferty drohte mit dem Finger. »Ein angesehener Geschäftsmann.«
    »Der nicht bereit ist, uns ein Alibi zu liefern.«
    »Vielleicht brauche ich schlicht und einfach keines.«
    »Das hoffe ich für Sie, Mr Cafferty.«

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