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Die Tore Der Finsternis

Titel: Die Tore Der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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etwas zu verfolgen gibt, hänge ich mich dran wie eine Klette. Aber vorläufig würde ich die Sache unter ›interessant‹ abheften.«
    Siobhan sah, wie sich Templers Miene verdüsterte. Sie glaubte zu wissen, warum: Ihre Chefin hörte im Geist John Rebus fast denselben Kommentar abgeben.
    »Entschuldigung«, sagte Siobhan, die spürte, dass ihre Wangen rot wurden. »Schlechte Angewohnheit.« Sie drehte sich um und wollte gehen.
    »Übrigens«, sagte Templer, »wie war es bei Big Ger Cafferty?«
    »Er hat sich einen Hund zugelegt.«

    »Ach ja? Meinen Sie, wir könnten ihn überreden, für uns Augen und Ohren offen zu halten?«
    »Ich fürchte, dieses Exemplar besteht vor allem aus Nase und Schwanz«, sagte Siobhan und verschwand endlich.

10
    »Was darf’s sein, John?«
    Jedes Mal wenn er eine Getränkerunde holte, stellte Jazz McCullough ihm dieselbe Frage. Sie waren in zwei Autos nach Edinburgh gefahren. Rebus hatte sich bereit erklärt, einen der Wagen zu steuern; auf diese Weise baute er dem Umstand vor, zu tief ins Glas zu schauen. Der andere Fahrer war Jazz gewesen, der gemeint hatte, er würde sowieso nicht viel trinken, also sei es für ihn kein Opfer.
    Bis um sechs Uhr waren sie zusammen mit Archie Tennant die Ermittlungsakten durchgegangen. Dann hatte Ward Tennant eingeladen, mit ihnen den Abend zu verbringen. Vielleicht lag es an den Blicken der anderen Männer, jedenfalls hatte Tennant höflich abgelehnt und gesagt: »Lieber nicht, Sie würden mich in null Komma nichts unter den Tisch trinken.«
    Zu sechst in zwei Autos: Rebus am Steuer, Gray und Stu Sutherland auf dem Rücksitz. Gray hatte eine Bemerkung darüber gemacht, dass Rebus’ Saab »eine ziemliche Rostlaube« sei.
    »Und was fährst du, bitteschön, Francis? Ein Bentley-Cabriolet?«
    Gray hatte den Kopf geschüttelt. »Den Bentley benutze ich nur bei besonderen Anlässen. Für wochentags reicht mir mein Lexus.«
    Es stimmte, er fuhr tatsächlich einen Lexus, einen großen Schlitten mit Ledersitzen. Rebus hatte keine Ahnung, was der gekostet haben mochte.

    »Was muss man heutzutage für so eine Karre berappen?«, hatte er gefragt.
    »Bisschen mehr als früher«, war die Antwort gewesen.
    Sutherland hatte sich daraufhin lang und breit darüber ausgelassen, wie teuer Autos gewesen waren, als er seinen Führerschein gemacht hatte, und Rebus hatte gelegentlich im Rückspiegel einen Blick auf Gray geworfen. Er hätte lieber Gray und Ward zusammen im Auto gehabt, um zu sehen, ob er sie noch weiter auseinander dividieren konnte. Beinahe genauso recht wäre es ihm gewesen, wenn Ward und Gray darauf gedrängt hätten, bei McCullough mitzufahren; zumindest hätten sie dadurch ihre Zusammengehörigkeit demonstriert. Aber ihm war nichts von beidem vergönnt gewesen.
    Die anderen wollten zuerst etwas essen, also lotste er sie zu einem Inder in der Nicolson Street und anschließend ins Royal Oak. Vier Gäste saßen nebeneinander an der Theke. Die beiden außen waren allein; die beiden in der Mitte gehörten zusammen. Alle vier drehten sich mit einer Hingabe Zigaretten, als ginge es um einen Meistertitel. In einer Ecke saßen sich ein Gitarren- und ein Bouzoukispieler gegenüber und sahen sich beim Improvisieren einer Melodie mit der Inbrunst eines Liebespaars in die Augen.
    Rebus und seine Begleiter füllten den Rest des kleinen Raums.
    »Scheiße, John«, sagte Tam Barclay, »wieso sind denn keine Frauen hier?«
    »War mir nicht klar, dass du auf die Pirsch willst, Tam.«
    Sie tranken nur ein Glas im Oak, dann begaben sie sich in die Innenstadt. Café Royal, Abbotsford, Dome und Standing Order. Vier Pubs, vier weitere Runden.
    »Ein toller Zug durch die Gemeinde«, bemerkte Barclay mit Blick auf die Grüppchen friedlicher Trinker um sie herum. »Ich dachte, wir wären The Wild Bunch.«
    »Tam ist seinem eigenen Slogan aufgesessen«, bemerkte Jazz McCullough.

    »Aber darum hat man uns doch zu dieser Strafaktion verdonnert«, beharrte Barclay. »Wir scheren uns nicht um die bescheuerten Vorschriften.« Speichelfetzen flogen ihm aus dem Mund. Er wischte sie mit dem Handrücken ab.
    »Ich mag Männer, die offen ihre Meinung sagen«, meinte Francis Gray lachend und schlug ihm auf den Rücken.
    »Und ich mag Männer, die was vertragen«, murmelte McCullough Rebus zu.
    »In Glasgow wär’s anders, stimmt’s, Francis?«
    »Was wär anders, Tam?«
    »Ein Zug durch die Gemeinde.«
    »Stimmt, bei uns geht’s manchmal ziemlich zur Sache.« Gray hatte jetzt einen

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