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Die Tore Der Finsternis

Titel: Die Tore Der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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tu, was ich kann, aber Jungs in dem Alter...«
    »In jedem Alter«, sagte Siobhan, woraufhin die ältere Frau müde lächelte.
    »Die beiden haben sich getrennt, müssen Sie wissen.«
    »Wer?«, fragte Linford, der sich jedoch allem Anschein nach mehr für das Zimmer als für seine Frage interessierte.

    »Donny und Laura.« Mrs. Dow starrte nach draußen auf ihren Enkel. »Allerdings hat er nichts dagegen, dass ich herkomme.«
    »Sehen sich Donny und Alexander oft?«
    »Nein, nicht oft.«
    »Ist das seine oder Lauras Entscheidung?«, fragte Linford, nach wie vor eher unbeteiligt. Mrs Dow antwortete nicht, sondern wandte sich an Siobhan.
    »Es ist heutzutage ziemlich schwierig, allein erziehende Mutter zu sein.«
    Siobhan nickte. »War es früher auch«, fügte sie hinzu und merkte an der Reaktion der Frau, dass sie einen Nerv getroffen hatte. Offenbar hatte Thelma Dow ihren Sohn ebenfalls allein großgezogen. »Passen Sie auf Alexander auf, wenn Laura in der Arbeit ist?«
    »Ja, manchmal. Er geht schon in den Kindergarten.«
    »Arbeitet Laura nachts?«, fragte Siobhan.
    Mrs Dow sah zu Boden. »Ja, manchmal.«
    »Und dann sind Sie hier bei Alexander?« Die Frau nickte langsam. »Sie haben übrigens gar nicht von uns wissen wollen, warum wir hier sind. Das ist normalerweise eine der ersten Fragen. Stimmt meine Vermutung, dass Laura schon ein paar Mal mit der Polizei zu tun hatte und Sie sich daran gewöhnt haben?«
    »Auch wenn mir nicht gefällt, womit sie ihr Geld verdient, verstehe ich ihre Gründe. Ich habe, weiß Gott!, selbst schlimme Zeiten durchgemacht.« Sie schwieg einen Moment. »Vor vielen Jahren, meine ich. Als Donny und sein Bruder noch klein waren und ich überhaupt kein Geld hatte. Soll ich mich jetzt hinstellen und behaupten, mir sei dieser Gedanke nie gekommen?«
    »Sie meinen, Sie haben damals erwogen, anschaffen zu gehen?«, fragte Linford kühl. Siobhan hätte ihm am liebsten eine Ohrfeige verpasst, begnügte sich aber mit einem zornigen Blick.

    »Ich möchte mich für meinen Kollegen entschuldigen, Mrs Dow«, sagte sie. »Er ist so feinfühlig wie eine Dampfwalze.«
    Linford schaute sie fassungslos an. In diesem Moment wurde die Haustür geöffnet und wieder geschlossen. Schritte auf der Treppe.
    »Thelma, ich bin’s!«, rief eine Stimme. Sekunden später trat Laura Stafford ins Zimmer, in den Händen zwei Plastiktüten mit dem Aufdruck »Savacentre« - dem Namen des Supermarkts am Ende der Dalkeith Road. Ihr Blick wanderte zwischen Siobhan und Linford hin und her. Schweigend ging sie in die Küche und begann, die Einkäufe auszupacken. Es war eine kleine Küche, die nicht einmal genug Platz für einen Tisch bot. Siobhan stellte sich in die Tür.
    »Wir sind wegen Edward Marber hier«, begann sie.
    »Ich hab mich schon gefragt, wann Sie wohl auftauchen würden.«
    »Da wären wir also. Wir können jetzt miteinander reden oder einen Termin vereinbaren.«
    Stafford sah hoch, schien zu spüren, dass Siobhan sich um Diskretion bemühte. »Thelma?«, rief sie. »Könntest du bitte für ein paar Minuten draußen mit Alexander spielen, während ich die Sache regle?«
    Mrs Dow stand wortlos auf und ging in den Garten. Siobhan hörte sie mit ihrem Enkel reden.
    »Wir haben ihr gegenüber nichts erwähnt«, erklärte sie. Laura Stafford nickte.
    »Danke«, sagte sie.
    »Weiß sie von Marber?«
    Stafford schüttelte den Kopf. Sie war einssechzig groß, schlank, Ende zwanzig. Kurzes, sorgfältig geschnittenes, schwarzes Haar mit Seitenscheitel. Kaum Make-up: Eyeliner und wahrscheinlich eine getönte Tagescreme. Kein Schmuck. Sie trug ein weißes T-Shirt, das in einer ausgewaschenen Jeans steckte. An den Füßen offene pinkfarbene Sandalen.

    »Ich sehe nicht wie eine Nutte aus, stimmt’s?«, sagte sie, und Siobhan wurde bewusst, dass sie sie zu sehr angestarrt hatte.
    »Dem Stereotyp entsprechen Sie jedenfalls nicht«, gab Siobhan zu. Linford stand inzwischen auch an der Tür.
    »Ich bin DI Linford«, stellte er sich vor. »Und das ist DS Clarke. Wir sind hergekommen, um Ihnen ein paar Fragen über Edward Marber zu stellen.«
    »Das ist mir klar, Mr Linford.«
    »Er hat die Miete für diese Wohnung bezahlt?«
    »Ja, das stimmt.«
    »Werden Sie hier wohnen bleiben, Laura?«, fragte Siobhan.
    »Vielleicht. Ich hab mich noch nicht entschieden.«
    »Können Sie sich die Miete denn leisten?«, fragte Linford, und Siobhan glaubte, aus seinem Tonfall einen Anflug von Neid herauszuhören.
    »Ich verdiene genug«,

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