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Die Tore Der Finsternis

Titel: Die Tore Der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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Frauen beim CID. Die anderen schienen sie zu akzeptieren, tratschten unbekümmert in ihrer Gegenwart. Aber Siobhan hatte in letzter Zeit einige Male abgesagt, und nun sogar zweimal in Folge. Der Grund war, dass sie, à la Groucho Marx, nicht zu einem Club gehören wollte, der jemand wie sie als Mitglied aufnahm. Woran das lag, wusste sie nicht genau. Vielleicht, weil es zur Routine geworden war und die Arbeit dadurch auch - eine Sache, die man wegen des Gehaltsschecks und des freitäglichen Tanzens mit fremden Männern durchstand.
    »Wofür bist du momentan eingeteilt?«, rief Siobhan.
    »Fußstreife.«
    »Mit wem?«
    »Perry Mason.«
    Siobhan lächelte. Sie meinte John Mason, der erst kürzlich Tulliallan absolviert hatte und von Anfang an bei allen nur »Perry« hieß. George Silvers hatte sogar einen Spitznamen für Toni Jackson; er nannte sie »Tony Jacklin« oder hatte es jedenfalls getan, bis das Gerücht aufkam, Toni sei die Schwester des Fußballspielers Darren Jackson. Seitdem behandelte Silvers sie wenigstens mit etwas mehr Respekt. Siobhan hatte Toni gefragt, ob das Gerücht stimme.
    »Unsinn«, hatte sie geantwortet. »Aber was kümmert mich das?«
    Soweit Siobhan wusste, glaubte Silvers immer noch, sie sei mit Darren Jackson verwandt, und benahm sich ihr gegenüber weiterhin respektvoll.

    »Toni« war die Abkürzung von Antonia. »Ich selbst nenne mich nie so«, hatte Toni eines Abends gesagt, als sie an der Bar des Hard Rock Café saßen und nach viel versprechenden männlichen »Kandidaten« Ausschau hielten. »Klingt zu sehr nach höherer Tochter, findest du nicht?«
    »Du solltest es mal mit dem Namen Siobhan versuchen.«
    Siobhan hatte bisher kaum jemand kennen gelernt, der ihren Namen richtig buchstabieren konnte. Und wer ihn geschrieben sah, wusste meist nicht, dass sie damit gemeint war. »Sie-Oban?«, vermuteten die meisten.
    »Schie-wawn«, erwiderte sie dann mit deutlicher Betonung.
    Sie hatte einen gälischen Namen, aber einen britischen Akzent; Toni mochte sich nicht Antonia nennen, weil das zu sehr nach höherer Tochter klang.
    Wirklich ein sonderbares Land, dachte Siobhan. Hinter der Kabinentür ertönten Schimpfwörter.
    »Was ist los, Toni?«, rief Siobhan.
    »Das dämliche Klopapier ist alle. Ist nebenan noch was?«
    Siobhan sah nach. Sie hatte fast den ganzen Rest der Rolle zum Abtrocknen ihres Gesichts benutzt. »Ein paar Blatt«, erwiderte sie.
    »Dann schmeiß mal rüber.«
    Siobhan tat wie ihr geheißen. »Hör mal,Toni, wegen Freitag Abend -«
    »Erzähl mir nicht, dass du ein Date hast!«
    Siobhan überlegte kurz. »Ja, stimmt«, log sie. Die einzige akzeptable Ausrede, die ihr auf die Schnelle einfiel.
    »Wer ist es?«
    »Verrat ich nicht.«
    »Bring ihn doch mit.«
    »Ich wusste gar nicht, dass Männer zugelassen sind. Außerdem würdet ihr ihn mir garantiert ausspannen wollen.«
    »Sieht er so gut aus?«

    »Er ist nicht gerade hässlich.«
    »Okay…« Toni betätigte die Spülung. »Aber du musst hinterher Bericht erstatten.« Die Tür wurde entriegelt. Toni kam heraus, rückte ihre Uniform zurecht und trat ans Waschbecken.
    »Denk an die Handtücher«, sagte Siobhan im Hinausgehen.
    WPC Toni Jackson begann erneut zu fluchen.
    Draußen vor der Tür stand Derek Linford. Siobhan war klar, dass er auf sie gewartet hatte.
    »Haben Sie kurz Zeit für mich?«, sagte er in selbstzufriedenem Ton.
    Siobhan ging mit ihm den Flur entlang, denn sie wollte nicht mit ihm von Toni gesehen werden. Sie befürchtete, Toni würde glauben, Linford sei der Frühstückspartner für Samstag. »Was ist?«, fragte sie.
    »Ich hab mit dem Maklerbüro gesprochen.«
    »Und?«
    »Kein Hinweis darauf, dass Cafferty der Besitzer ist. Die Firma macht einen absolut seriösen Eindruck. Marber hat mit dem Büro einen Mietvertrag für eine Wohnung in der Mayfield Terrace abgeschlossen. Allerdings hat Marber dort gar nicht gewohnt.«
    »Natürlich nicht. Er besaß ja seine Villa...«
    Er sah sie an. »Die Frau heißt Laura Stafford.«
    »Welche Frau?«
    Linford lächelte. »Die Frau, die ins Maklerbüro reinspaziert ist und eine Wohnung mieten wollte. Man zeigte ihr ein paar, und sie entschied sich für eine.«
    »Aber die Mietzahlungen kamen von Marbers Konto.«
    Linford nickte. »Von einem seiner sehr privaten Konten.«
    »Das heißt, er wollte es geheim halten? Glauben Sie, diese Laura Soundso war seine Geliebte?«
    »Allerdings war er nicht verheiratet.«
    »Nein, das stimmt.« Siobhan kaute auf ihrer

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