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Die Tore zu Anubis Reich

Die Tore zu Anubis Reich

Titel: Die Tore zu Anubis Reich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Powers
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und geben Sie mir Lament! Schnell!« Er trank seinen Pappbecher leer und füllte nach. »Seit drei Tagen lebe ich von Kaffee, Cognac und Schokoladenriegeln«, bemerkte er zu Doyle. »Nicht schlecht, wenn der Magen sich erst einmal darauf... Tim? Stellen Sie die Bemühungen um Newman und Sandoval ein. Was? Na, dann funken Sie Delmotte an und sagen Sie ihm, daß er umkehren und ihn zum Flughafen zurückfahren soll. Wir haben unseren Coleridge-Mann.«
    Er legte den Hörer auf. »Für die Teilnahme an Coleridges Vortrag habe ich zehn Eintrittskarten verkauft, zu einer Million Dollar das Stück. Wir werden den Sprung morgen abend um acht machen. Um sechs Uhr dreißig wird es für unsere zehn Gaste eine vorsorgliche Einweisung geben, und dafür brauchen wir natürlich auch einen anerkannten Coleridge-Sachverständigen.«
    »Mich.«
    »Ja, Sie. Sie werden eine kurze einleitende Ansprache über Coleridge halten und etwaige Fragen beantworten, die von den Gästen über den Dichter, seine Zeitgenossen oder seine Epoche gestellt werden, und anschließend werden Sie die Gruppe durch den Sprung und zur Taverne Zu Krone und Anker begleiten - gemeinsam mit ein paar tüchtigen Wärtern, die dafür Sorge tragen werden, daß keine romantische Seele einen Ausreißversuch unternimmt. Während des Vertrags können Sie sich Notizen machen, und dann, wieder zu Haus im Jahr 1983, einen Kommentar darüber schreiben und weitere Fragen beantworten.« Er zog eine Braue hoch und musterte Doyle mit strengem Blick. »Sie bekommen zwanzigtausend Dollar bezahlt, um zu sehen und zu hören, wofür zehn andere Leute je eine Million bezahlen. Sie sollten dankbar sein, daß unsere Bemühungen, eine der prominenteren Coleridge-Autoritäten zu gewinnen, gescheitert sind.«
    Das war nicht allzu schmeichelhaft ausgedrückt, aber Doyle nickte dazu. Dann kam ihm ein Gedanke. »Aber was ist mit Ihrem... ursprünglichen Vorhaben, dem Problem, das die Wissenschaft nicht lösen konnte und der Anlaß war, daß Sie diese Lücken fanden? Haben Sie das aufgegeben?«
    »Ach.« Darrow schien nicht darüber diskutieren zu wollen. »Nein, ich habe es nicht aufgegeben und bearbeite es unter verschiedenen Gesichtspunkten. Aber es hat mit diesem Projekt nichts zu schaffen.«
    Doyle nickte gedankenvoll. »Gibt es Lücken auch... ah... flußabwärts von uns?«
    Der alte Mann wurde wieder ärgerlich. »Ich sehe nicht, Doyle, warum ich - ach, von mir aus. Ja, es gibt eine, sie liegt im Sommer des Jahres 2116, ist siebenundvierzig Stunden lang und chronologisch die letzte.«
    »Verstehe.« Doyle wollte ihn nicht provozieren, hätte aber gern erfahren, warum Darrow anscheinend nicht zu tun beabsichtigte, was Doyle offensichtlich schien. »Aber könnte dieses... dieses Projekt, das Sie verfolgen, nicht im Jahr 2116 vielleicht ganz mühelos durchgeführt werden? Ich meine, wenn die Wissenschaft 1983 beinahe dazu imstande war, müßte sie bis dahin...«
    »Es ist sehr verdrießlich, Doyle, jemand einen flüchtigen Überblick über ein Projekt zu geben, an dem man lange Zeit angestrengt gearbeitet hat, und sich dann Vorschläge anhören zu müssen, die man selbst längst in Erwägung gezogen und als unbrauchbar abgetan hat.« Er stieß zwischen zusammengebissenen Zähnen Rauch aus. »Wie könnte ich wissen, bevor ich hinkäme, ob die Welt im Jahre 2116 nur noch ein Stück radioaktive Schlacke ist? Heh? Oder was für ein fürchterlicher Polizeistaat dann bestehen mag?« Übermüdung und Cognac mußten Darrows Nervenkraft unterhöhlt haben, denn in seine Augen kam ein böser Glanz, als er hinzufügte: »Und selbst wenn wir diese Risiken in Kauf nähmen und es täten, was würden die Leute dort von jemandem halten, der hundertdreißig Jahre aus der Vergangenheit kommt?« Er zerdrückte seinen Pappbecher, und ein Rinnsal von Cognac lief ihm übers Handgelenk. »Wie, wenn sie mich wie ein Kind behandelten?«
    In peinlicher Verlegenheit wechselte Doyle das Thema zurück zu Coleridge. Er hätte es sich gleich denken können. Darrow war so lange Kapitän seines eigenen Schiffes gewesen, daß er lieber mit ihm untergehen würde als die Herablassung eines Rettungsringes zu akzeptieren, der ihm von einem anderen Schiff zugeworfen wurde, womöglich sogar einem prächtigeren als seinem eigenen.
    Auch Darrow schien bestrebt, das Gespräch zum vorliegenden Geschäft zurückzulenken.

    Im Osten kündete erstes Dämmerlicht den aufziehenden Tag an, als Doyle von einem anderen Fahrer zu einem nahen

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