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Die Tore zur Unterwelt 2 - Dunkler Ruhm: Roman (German Edition)

Die Tore zur Unterwelt 2 - Dunkler Ruhm: Roman (German Edition)

Titel: Die Tore zur Unterwelt 2 - Dunkler Ruhm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Sykes
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bohrten, als versuchte sie, sich in sich selbst zu vergraben und sich vor den scharfen Blicken, die sich auf sie richteten, aufzulösen.
    Sie hat Angst, dachte der Bibliothekar. Ganz eindeutig. Unternimm etwas. Verzögere diese Inquisition. Du hast geschworen, das Gesetz durchzusetzen, nicht, ein oberflächlicher und grausamer ...
    »Den wichtigen Teil, bitte«, murmelte Lektor Annis, dessen Stimme seine Ungeduld unmissverständlich zum Ausdruck brachte.
    »Ich wurde in den hinteren Teil einer Höhle geschafft«, fuhr die Frau fort, deutlich bemüht, sich sowohl gegen die Erinnerung als auch gegen den Lektor zu wappnen. »Dort waren bereits zwei andere Frauen. Die eine war ... erschöpft. Ich konnte nicht aufhören zu weinen, aber sie hat nicht einmal
hochgesehen. Wir wurden beide zu einem Bett geführt, zu dem ein Mann kam, ein großer purpurner Mann, der eine Dornenkrone auf dem Kopf trug, an der rote Edelsteine befestigt waren. Er bettete mich ... ich ... er hat ...«
    Ihre Augen flackerten, als sie den Schmerz schließlich nicht mehr verbergen konnte. Trotz des lauten und gereizten Seufzers des Lektors biss sie sich auf die Unterlippe, bis das Blut herausquoll. Da es ihr nicht möglich war, in sich selbst zu verschwinden oder sich in sich selbst zu vergraben, begann sie, so stark zu zittern, bis es schien, als würde sie in Stücke zerbrechen.
    Bralston beugte sich noch weiter herunter und versuchte, ihr in die Augen zu sehen. Er hob eine Hand, überlegte es sich dann jedoch anders. Er wagte es nicht, diese zerbrechliche Kreatur zu berühren, aus Angst, dass sie auseinanderfallen könnte. Stattdessen sprach er leise zu ihr; seine Stimme hob sich kaum lauter als zu einem Flüstern.
    So wie er zu Anacha gesprochen hatte, als sie unter seinem Griff gezittert hatte, als sie Tränen in seinen Schoß vergossen hatte.
    »Sag uns nur, was wir wissen müssen«, meinte er sanft. »Lass den Schmerz einstweilen ruhen. Wir brauchen ihn nicht. Aber was wir brauchen«, er beugte sich dichter zu ihr, und seine Stimme wurde noch leiser, »ist deine Hilfe, um diesen Mann aufzuhalten.«
    Die Frau blickte hoch, und jetzt sah er Tränen. Unter anderen Umständen hätte er sie angelächelt, sie umarmt. Stattdessen jedoch erwiderte er nur ihr heftiges Nicken.
    »Als die andere Frau nicht mehr schrie«, fuhr sie fort, »als sie nicht mehr weinen wollte, verbrannte der Mann sie.« Sie zuckte krampfhaft zusammen. »Bei lebendigem Leib.« Sie wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. »Ich habe schon zuvor Magie erlebt, habe gesehen, wie Hexenmeister sie wirkten. Aber sie waren danach immer schwach, erschöpft. Dieser Mann dagegen ...«
    »... war es nicht«, beendete der Lektor den Satz für sie.
»Sie hat verschiedene ähnliche Vorfälle mit diesem Mann und drei weiteren Hexern auf dieser Insel beobachtet. Keiner von ihnen ist auch nur in Schweiß geraten, während sie die Gabe benutzten.«
    Und das konnte man mir nicht in einem Brief mitteilen? Oder unter vier Augen diskutieren? Bralston spürte, wie ihm der Zorn die Kehle zuschnürte. Wir mussten dieses arme Wesen hier dazu zwingen, es erneut zu durchleben? Er stand auf und öffnete den Mund, um diese Gedanken zu äußern, schloss ihn jedoch hastig wieder, als der Lektor seinen scharfen, wissenden Blick auf ihn richtete.
    »Eure Gedanken, Bibliothekar.«
    »Ich habe noch nie von etwas Purpurnem auf zwei Beinen gehört«, erwiderte er. »Sollte jedoch eine Verletzung der Gesetze der Magie vorliegen, ist unsere Pflicht klar.«
    »Dem stimme ich zu«, antwortete Annis und nickte förmlich. »Den physischen Preis der Magie zu negieren ist eine Negation des Gesetzes, gleichbedeutend mit der größten Häresie. Ihr trefft zügig Eure Vorkehrungen und meldet Euch in Port Destiny. Dort findet Ihr ...«
    Ein raues Husten unterbrach den Lektor. Er und der Bibliothekar richteten ihre Blicke auf den grinsenden Klippenaffen, und ihr Zorn zeichnete sich auf ihren finsteren Mienen deutlich ab.
    »Verzeiht uns, dass wir Euren Erwartungen von edlen und selbstaufopfernden Ehrenmännern nicht entsprechen, edle Herren«, sagte Shunnuk und machte hastig so etwas wie eine Verbeugung. »Aber ein Mann muss nach den Gesetzen leben, die seine Mitmenschen festlegen, und man hat uns gesagt, dass Herren Eurer besonderen Profession eine nicht unbeträchtliche Summe bieten, wenn man ihnen Berichte überbringt von Taten, die Euren besonderen Glauben besudeln und ...«
    »Du willst Gold«, unterbrach Bralston

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