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Die Tore zur Unterwelt 3 - Verräterische Freunde: Roman (German Edition)

Die Tore zur Unterwelt 3 - Verräterische Freunde: Roman (German Edition)

Titel: Die Tore zur Unterwelt 3 - Verräterische Freunde: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Sykes
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Er machte sich nicht die Mühe, wieder aufzustehen. Er konnte die Schulter nicht fühlen, die ihn zur Seite stieß, ebenso wenig wie er den Stein unter sich spürte. Aber er fühlte die Insel, er spürte Jaga, das Land, an das er auf ewig gebunden war. Er spürte, wie der Atem von Tausenden lebender Kreaturen darauf stockte. Er spürte, wie die Wälder unter einem Wind erzitterten, der nicht wehte. Er fühlte, wie sich das Land selbst anspannte, als erwartete es einen Schlag.
    In diesem Moment, einen flüchtigen Augenblick nur, spürte er Füße auf Jaga. Erst zwei, dann zehn, dann Hunderte. Es war der Schmerz einer alten Narbe, die Wahrnehmung der Aura eines amputierten Gliedes, das Gefühl von Blut, das auf seiner Haut trocknete.
    Er kannte diesen Schmerz.
    Er kannte diese Füße.
    Und als er seinen gelben Blick auf das Meer richtete, auf den Sturm, der mittlerweile vom Meer aus die Küste erreicht hatte, diesen staubigen, atemlosen Blick, entrang sich seinen Lippen ein Hauch, und er wusste, was geschah.
    »Er kommt.«
    »Ist das wirklich klug?« Yldus musste schreien, um sich über den Lärm der Waffen und das Gebrüll der Frauen hinweg Gehör zu verschaffen. »Wir haben bei unserem letzten Angriff Vashnear verloren. Auch wenn ich den Verlust eines Mannes beklage, werde ich das Gefühl nicht los …«
    Zweifellos hatte er begriffen, was Sheraptus’ unbeteiligter, finsterer Blick und die Hunderte brüllender Frauen bedeuteten. Der Blick des Mannes war auf die Kriegerinnen gerichtet, die sich um ihn drängten, während sie ekstatisch heulten. Sie hatten auf den Befehl gewartet, der vor wenigen Momenten erteilt worden war, und allein seine Äußerung wirkte wie der Geruch von Blut auf sie. Er löste einen wahnsinnigen Rausch aus; sie konnten sich nicht länger beherrschen.
    Sein Blick glitt zu Xhais Sikkhun, das heftig keuchte. Es grinste ebenso breit und zähnefletschend wie die Kriegerinnen, die es umringten. Die Carnassia selbst sah ihn an und hob eine Braue.
    »Das ist es also, was Ihr befehlt?«, knurrte sie. Ihre knirschende Stimme war laut genug, um den erregten Lärm zu übertönen.
    Fieber schien hinter seinen Augen zu brennen, als er seine Bestie anspornte und seinen Blick zum fernen Ufer richtete. Eine gewaltige Masse aus grauen Wolken rollte über den Horizont wie ein lebendes Wesen. Sie glitt über den Himmel und vertrieb Wind und Rauch gleichermaßen. In der Ferne hörte man das Grollen von Donner.
    Und darin verborgen eine Stimme.
    Seine Handfläche juckte, brannte an der Stelle, wo er den Stein umklammert hielt, der ihn wiederhergestellt hatte. Er konnte die Stelle ebenso deutlich fühlen, wie er die Stimme in den Wolken hörte, den Schrei im Wind.
    Unwillkürlich kamen ihm die Worte des Grauen Grinsers ins Gedächtnis.
    »Wir haben keine Zeit mehr«, murmelte Sheraptus. »Er kommt.«
    »Wer?«, erkundigte sich Yldus.
    »Die Waffe.« Sheraptus sah Xhai finster an. »Du hast sie dabei?«
    Sie klopfte sich auf den Rücken. Eine schwarze Speerspitze ragte über ihre Schulter hinaus. Sie hob sich deutlich und schwarz gegen das Grau des Himmels ab. Sheraptus nickte grimmig und zischte.
    »Mach dem hier ein Ende.«
    Xhai nickte einmal steif, bevor sie sich umdrehte und brüllte.
    » DIE ERSTE VORTRETEN !«
    Ihr Schrei wurde von den Kriegerinnen aufgenommen, von Frau zu Frau weitergegeben, wurde von den eisernen Stimmen entstellt, bis es kein Wort und keine Sprache mehr war, sondern ein hirnloser, blutrünstiger Schrei voller Erwartung. Denn die Erste wurde aus einem Grund, und nur aus einem Grund, in den Kampf geschickt.
    Ein Grund, der in dem Geräusch deutlich wurde, das diesem Befehl folgte, bemerkte Sheraptus. Dreiunddreißig Stiefelpaare marschierten in einem so präzisen Gleichschritt, als wollten sie das Geheul und die Mordlust unter ihren Absätzen zermalmen. Und sie verkündeten die Ankunft des Stolzes von Arkklan Kaharn.
    Die dicken schwarzen Platten ihrer Rüstungen waren so befestigt, dass sie die purpurne Haut darunter vollkommen bedeckten. Ihre Helme hatten scharfe Kämme und Haken und waren auf Hochglanz poliert wie die Panzer von Mistkäfern. Sie hatten Speere und Schilde, deren scharfe Spitzen sie hochhielten, Halbmonde aus Metall, die sie fest gegen ihre Körper pressten.
    Sie bewegten sich wie ein Körper. Es waren die einzigen Niederlinge, die in der Lage waren, komplexeren Befehlen zu folgen als »Töte das«.
    Die Masse der Kriegerinnen teilte sich wie eine Flutwelle, um sie nach vorn

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