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Die Tore zur Unterwelt 3 - Verräterische Freunde: Roman (German Edition)

Die Tore zur Unterwelt 3 - Verräterische Freunde: Roman (German Edition)

Titel: Die Tore zur Unterwelt 3 - Verräterische Freunde: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Sykes
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hindurchzublicken. Er schlurfte die Treppe hinunter und ging durch sie hindurch. Eben war er noch vor ihr, im nächsten Moment hinter ihr. Als sie sich umdrehte, hatte er ihr ostentativ den Rücken zugekehrt und blickte auf die Barrikaden hinab.
    Dort saß Lenk. Er sah aus wie ein glänzender Pickel auf einem grünen Hintern, hockte zwischen den Shen, die sich alle Mühe gaben, ihn nicht anzusehen. Sein Schwert lag in seinem Schoß, seine Hände waren blutig, und sein Blick war auf etwas weit Entferntes gerichtet.
    »Hast du es gehört?«, wollte Mahalar wissen.
    »Was habe ich gehört?«
    »Ihn.«
    »Ich habe ihn gesehen.«
    »Dann hast du gesehen, was wir alle gesehen haben. Du hast gesehen, wie er sie zerhackt hat, wie er den Sand mit ihrem Blut getränkt hat, wie er sie aufgeschlitzt hat. Du hast gesehen, wie er dieses Monster erlegte und den Niederling-Mann beinahe getötet hätte. Ganz allein.«
    »Ich habe gesehen, was mit ihm geschehen ist. Ich habe gesehen, wie dein Volk ihn angestarrt hat, als er zurückkam.«
    »Aber du hast ihn nicht gehört.« Die Sehnsucht in seiner Stimme grenzte schon fast an Obszönität. »Natürlich hat niemand ihn gehört. Denn hätten sie es getan, hätten sie versucht, ihn zu töten, so wie sie das Mädchen im Schlund getötet haben und die anderen. Die Stimme hat diese Wirkung auf Kreaturen, die sie nicht verstehen.
    Ich dagegen verstehe sie. Ich habe sie gehört. Ich hörte, wie sie in seinem Kopf schrie, wie sie an seiner Schädeldecke kratzte. Sie flehte nach mehr, schrie vor Freude, weinte und jammerte, als er die Niederlinge zerfetzte. Es war genau wie beim letzten Mal, als ich diese Stimmen hörte, als sie alle unisono sprachen, als ihre Stimmen wie eine erklangen und ihre Schwerter Dämonen niederstreckten.«
    Er stieß einen dieser morbiden nostalgischen Seufzer aus, wie es seine schuppigen Brüder taten. Der Seufzer löste sich in einer Staubwolke von seinen Lippen.
    »Ich verstand nicht, was sie waren, ebenso wenig wie du verstehst, was er ist. Aber ich habe ihn beobachtet, seit er nach Jaga kam. Ich weiß, dass dein Tod ihn befähigt hätte zu töten. Die Niederlinge zu töten, Ulbecetonth zu töten, alles zu töten, wenn wir ihm nur einfach aus dem Weg gingen.«
    Er schüttelte den Kopf. »Ich mache dir nicht zum Vorwurf, dass du überlebt hast, ebenso wenig wie ich mir vorwerfe, unser Überleben über das deine gestellt zu haben. Aber dadurch, dass du es tatest, hast du uns vernichtet, Shict.« Er richtete seinen Blick aufs Meer, auf die dunklen Sturmwolken, die sich über den Wellen sammelten. »Ich nehme an, dass du dies ebenfalls nicht hören kannst.«
    »Ich höre alles, Echse.« Sie legte die Ohren an. »Und alles, was ich von dir zu hören bekomme, ist ein Haufen von Gründen, die mich nicht davon überzeugen können, dich zu verschonen.«
    »Und doch …«
    »Und doch bin ich mir bewusst, wo wir sind. Wir hocken auf dem kollektiven Arsch von hundert Reptilien, die in dem Fall ohne einen Anführer gegen eine Horde Langgesichter kämpfen müssten und die mich wahrscheinlich bei lebendigem Leib fressen würden, wenn ich auch nur versuchte, Hand an dich zu legen.«
    »Sehr weise.«
    »Sehr geduldig«, verbesserte ihn Kataria. »Ich kann warten, bis wir entweder alle überlebt haben oder du und ich fast tot sind. Und dann, trotz der Tatsache, dass ich keine Ahnung habe, was die ganze Zeit aus dir herausrieselt oder ob dieses Zeug überhaupt essbar ist, werde ich es aus dir herausreißen und es essen.«
    Mahalar blinzelte. Sie räusperte sich.
    »Vor deinen Augen.«
    Der Älteste der Shen runzelte die Stirn.
    »Während du noch am …«
    »Ich habe bereits verstanden«, unterbrach Mahalar sie. »Du bist genauso besessen vom Tod wie jeder meines Volkes. Sollten wir dies hier überleben, und sollte mein Tod dich dann immer noch befriedigen, gehört mein Leben dir. Aber hüte deine …«
    Seine Stimme verklang, und sein Blick richtete sich ins Leere. Was nicht weiter schlimm war, denn Kataria hörte ihm ohnehin nicht mehr zu. Ihr Blick wurde von dem Schlachtfeld unter ihr angezogen. In die Horde der Niederlinge kam Bewegung. Befehle ertönten in dröhnender Kakofonie, so laut, dass sie selbst aus dieser Entfernung zu hören waren.
    Sie bereiteten sich auf etwas vor.
    Kataria setzte sich in Bewegung, schob sich an dem Ältesten der Shen vorbei und hastete die Treppe hinab, um sich zu den Kriegern an die Barrikaden zu stellen.
    Mahalar taumelte und fiel auf die Knie.

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