Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Tore zur Unterwelt 3 - Verräterische Freunde: Roman (German Edition)

Die Tore zur Unterwelt 3 - Verräterische Freunde: Roman (German Edition)

Titel: Die Tore zur Unterwelt 3 - Verräterische Freunde: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Sykes
Vom Netzwerk:
wohl kaum beschuldigen, sich jemals bemüht zu haben, einer Entdeckung zu entgehen, und wenn man es doch tat, dann nur selten, ohne einen Moment später die Faust des Drachenmannes in seinem Gesicht zu spüren. Aber jetzt sah Gariath so aus, als versuchte er, in der Menge der Shen unterzutauchen, was natürlich unmöglich war. Selbst wenn er nicht so riesenhaft gewesen wäre und seine Haut nicht die Farbe von Blut gehabt hätte, wäre ihm das kaum gelungen. Shalake deutete mit seiner Keule auf ihn.
    »Und das werden wir tun, angeführt von dem Rhega« , rief er. »Er ist der Erste beim Blutvergießen und der Letzte beim Sterben, sodass wir zweifellos all unseren Toten Ehre erweisen werden! Attala Jaga! Attala Rhega! Shenko-Sa!«
    » SHENKO - SA !«, jubelten die Shen, wild und voller Leben, das sie so unbedingt opfern wollten.
    Gariath blieb stumm.
    Es war zwar schwierig, den Gesichtsausdruck eines Wesens zu deuten, das statt einer Nase eine Schnauze hatte und sich im Großen und Ganzen nicht damit aufhielt, andere Gefühle zu zeigen als Raserei. Doch Lenk kannte Gariath bereits eine Weile. Lenk sah, dass der Glanz in den Augen des Drachenmannes erlosch, erkannte am Zucken seiner Mundwinkel und an der Steifheit seiner Ohrlappen, wie sich seine Miene verfinsterte.
    »Gariath«, sagte Lenk zögernd, »willst du das wirklich?«
    Der Drachenmann sah dem jungen Mann direkt in die Augen. Wahrscheinlich zum ersten Mal. Denn zum ersten Mal erkannte er in den kalten Augen seines Gefährten denselben Zweifel, den er in Katarias Augen wahrgenommen hatte, denselben Zweifel, den er in seinem eigenen Blick fühlte, den Zweifel, den, wie er gedacht hatte, Gariath einfach nicht empfand.
    »Ich bin …«, begann er.
    »… tot.«
    Die Verblüffung über diese Bemerkung war durchaus verständlich, und es drehte sich wirklich jeder herum und sah Mahalar an. Er stand gebeugt und schwer atmend zwischen den Echsenmännern. Sein Blick war von einer Düsternis, die aus der Kapuze herauszubrennen schien.
    »Wir sind alle tot.«
    »Noch nicht ganz«, widersprach Lenk und warf einen Blick über die Schulter. »Sie bewegen sich irgendwie ziemlich langsam und …«
    »Und du hast uns getötet.« Der Älteste der Shen deutete mit einem knochigen, nur noch halb von Haut bedeckten Finger auf Lenk. »Du hättest dem ein Ende machen können. Du hättest uns retten können. Du hättest etwas tun können, wenn du nur auf mich gehört hättest.«
    »Ich habe nicht …«
    »Du hast allerdings nicht!«, unterbrach Mahalar ihn grob. »Du hast es nicht getan, und jetzt ist es zu spät.« Er deutete mit dem Finger auf seine Schläfe. »Habt ihr es nicht gehört? Habt ihr es nicht gefühlt? Sie hat die ganze Zeit nach ihm gerufen.« Der Finger deutete nach oben. »Und jetzt ist er gekommen, um zu antworten.«
    Sie blickten alle gleichzeitig auf die dunklen Wolken, die über ihren Köpfen kochten. Es waren keine Regenwolken mehr, sondern schwarze Tintenflecken, die sich über einen vollkommen grauen Himmel erstreckten. Donner ächzte über ihnen, und die Wolken rissen auf. Ein einzelner Tropfen fiel von oben herab.
    Er fiel auf die Erde und landete klatschend auf Lenks Gesicht. Er war warm. Klebrig. Und rot.
    »Blut?«, flüsterte er.
    »Daga-Mer«, erklärte Mahalar. »Der Prinzgemahl kommt, um seine Königin zu befreien.«
    Die Welt ging plötzlich in einem Tumult aus Geräuschen und Farben unter. Das Morgengrauen war beim ersten Anzeichen von Ärger geflüchtet und hatte sein Grau mitgenommen. Jetzt blieben nur noch das gebrochene Purpur und die grüne Haut übrig, die blutbefleckten Korallen, dazu das Heulen der Niederlinge und das Brüllen der Echsenmänner, das ihnen entgegenschallte.
    Und in dieser ganzen Kakofonie, in dem betäubenden Gifthauch hörten sie es, im Widerhall von Mahalars Worten.
    Irgendwo, aber nicht weit genug entfernt; ein einzelner Herzschlag. Langsam. Ruhig. Unerbittlich.
    »Wir müssen gehen«, murmelte Mahalar, drehte sich um und schlurfte die Treppe hinauf. »Nimm die Fibel und …«
    Sie hörten den Pfeil fliegen, bevor er Mahalar in der Schulter traf. Der Älteste sank mit einem Zischen auf die Knie, während ein Rinnsal aus Erde aus seiner Wunde rieselte.
    Sie drehten sich um. Die Reihe der Niederlinge kam kühn und schwarz immer näher. Die Halbmonde ihrer Schilde waren zur Verteidigung zusammengeschlossen, und die scharfen Spitzen ihrer Speere ragten daraus hervor wie die Beine eines großen, schimmernden Käfers.
    » TOH !

Weitere Kostenlose Bücher