Die Tore zur Unterwelt 3 - Verräterische Freunde: Roman (German Edition)
unversehrte Auge des Shen zuckte, schien einen Nebel zu vertreiben, der sich über seine Pupille gelegt hatte. »Nein, noch nicht bereit. Wir können nicht gehen … wir … wir müssen den anderen helfen.«
»Sie sind irgendwo da unten«, murmelte Gariath. »Dreadaeleon ist … irgendwo hier in der Nähe. Ich muss ihn finden.«
»Ihn? Nein, oh nein. Sie. Die Shen. Es gibt Überlebende, wir müssen sie nach … wir müssen sie führen, nach …« Er starrte Gariath an. Aus dem Auge, in dem der Splitter steckte, quoll eine zähe Substanz. »Wir können nicht einfach nach den anderen suchen …«
»Es gibt kein ›wir‹!«, fauchte Gariath ihn plötzlich an. »Ich bin kein Shen. Ich bin nicht bereit zu sterben. Ich bin Rhega. Ich bin der einzige Rhega. Ich werde genau das tun, was ich schon immer getan habe.« Er streckte die Hand aus und riss Shalake die Keule aus den Händen. »Und dafür brauche ich das da.«
Erst als er von der Statue in den Sandkreis gesprungen war, stellte er sich die Frage, wofür er die Keule eigentlich wirklich benötigte. Immerhin gab es da unten keinen Kampf, sondern nur ein vollkommen wahlloses Gemetzel.
Die Froschwesen strömten weiterhin über den Sand, aber die Niederlinge gaben keinen einzigen Schritt nach, bis ihre Füße im Blut der Froschwesen schwammen. Die Abysmyths schwangen ihre riesigen Gliedmaßen, packten Kriegerinnen und ertränkten sie auf trockenem Boden, während die Carnassiae mit ihren riesigen Klingen voranstürmten, ohne auf ihre atemlosen Kameradinnen zu achten, und ihre Schwerter sprechen ließen.
Gariath fragte sich, was ein Holzprügel, auch wenn er mit vielen scharfen Zähnen bestückt war, dagegen wohl ausrichten sollte.
» QAI ZOTH !«
Sie sprang über einen Berg von Leichen, riss sich von dem gewaltigen Tumult aus Fleisch und Blut los. Sie schwenkte ihr Schwert hoch über ihrem Kopf, und ihr Schild hing schlaff an ihrem Arm. Ihre purpurne Haut war blutüberströmt, als sie ihn angriff. Die Niederling riss den Mund auf und brüllte. Sie zeigte ihm ihre spitzen Zähne.
Gariath schwang die Keule, ohne nachzudenken.
Er wurde von einem befriedigenden Knirschen belohnt. Es war laut genug, dass es den Schmerz seiner Wunden übertönte. Die Zähne der Niederling landeten auf dem Boden. Die Keule steckte irgendwo zwischen ihrem Unterkiefer und ihrer linken Schläfe. Zwischen ihren Augen saß ein dicker Keil aus Holz.
Ach ja, richtig, dachte er, während er zusah, wie ein dünnes Rinnsal aus grauem Gewebe über das Holz sickerte. Das ist gut.
Seine Ohrlappen zuckten bei dem Geräusch. Es waren keine Schreie. Natürlich schrien sie, aber all das ging in dem Fauchen von Flammen und der großen Rauchwolke unter. Die Froschwesen flüchteten wie zweibeinige Fackeln, verteilten sich wie Zunder im Wind, aus Furcht vor den Flammenstößen, die aus den Händen des Niederling zuckten. Es war nicht der Niederling, wegen dem sich alle so schrecklich aufregten; dieser hier war kleiner und schwächer.
Jedenfalls wenn man eine Person schwach nennen konnte, die Feuer aus ihren Handflächen spuckte.
Aber weder der Niederling noch die Kreaturen, die vor ihm flüchteten, gingen Gariath etwas an. Er interessierte sich nur für eine einzige Person.
Dreadaeleon stolperte, krabbelte auf Händen und Knien und Füßen über den Boden, um von dem Mann und der großen, kreischenden Bestie, die er hinter dem Jüngling hertrieb, wegzukommen. Der Mann schien es nicht eilig zu haben. Er legte eine feurige Heiterkeit an den Tag und schwang beinahe beiläufig gewaltige Flammenspeere durch die Menge. Er hinterließ geschwärzten Sand, während er gelassen seiner Beute folgte.
Gariath holte tief Luft. Um ihn herum war nichts als Blut und Staub und Rauch. Und zum ersten Mal seit langer Zeit nahm er einen süßen Geruch wahr. Er war voller Leben, verschwand aber rasch wieder. Es war ein Aroma, das er gern festgehalten hätte.
Er wollte nicht sterben.
Was es umso schwerer machte, das zu rechtfertigen, was er gerade tat.
Er rannte. Griff an. Brüllte. Schwang die Keule. Ein haarloser Schädel zerplatzte, schwarze Augen versanken in einer roten Gischt. Die Kreatur fiel, wurde von einer anderen ersetzt, einer purpurnen. Eisen zuckte vor, sein Arm blutete, ein Kiefer zersplitterte. Mehr von ihnen kamen, eine nach der anderen, purpurne, weiße und letztlich rote. Es war schwer, sie zu unterscheiden. Die Farbe spielte keine Rolle, der Anblick ebenfalls nicht. Der Geruch von Leben wurde ständig
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