Die Tore zur Unterwelt 3 - Verräterische Freunde: Roman (German Edition)

stärker, während er sein Gesicht überzog und seine Hände befleckte. Die Keule schien mit seinen Händen verwachsen zu sein.
    Das Langgesicht mit dem zersplitterten Kopf gehörte nicht wirklich dorthin, aber er hielt trotzdem plötzlich ihren Leichnam in seinen Händen. Er stieß ihn mit einem lauten Brüllen nach vorn, ein schlaffer, blutender Rammbock, mit dem er sich durch die Trauben aus Kämpfern pflügte, Speere und Schwerter und Pfeile abfing, die ihm zugedacht waren, während er wahllos über Froschwesen und Langgesichter trampelte.
    Er schleuderte alles zur Seite, was ihm in die Quere kam, bis er schließlich das andere Ende des Sandkreises erreichte. Der Geruch von Leben war fühlbar, vibrierte in Rauchwolken von verbranntem Sand und im heißen Atem der Bestie, dieses Sikkhuns. Die Kreatur hatte ihre Ohren aufgefächert und ihre gummiartigen Lippen zu einem gierigen Grinsen zurückgezogen, als sie sich auf Dreadaeleon stürzte. Der Jüngling taumelte und kroch zurück, während der Reiter mit verächtlicher Herablassung dem unmittelbar bevorstehenden Blutbad entgegensah.
    Gariath war nur wenig enthusiastischer.
    Die Ohren der Bestie zitterten, als Gariath brüllte. Sie riss ihren augenlosen Schädel zu ihm herum und erwiderte sein Geheul mit einem unheimlichen Lachen. Dann drehte sie sich ganz zu ihm herum, um sich dieser neuen und weit interessanteren Beute zu widmen. Gariath stand dem Sikkhun in nichts nach, vergalt Zahn um Zahn, Gebrüll um Gebrüll, während er den Abstand zwischen ihnen mit wenigen Schritten überwand und seine Keule hoch über den Kopf hob.
    Erst als er eine unsichtbare Kraft spürte, die sich um seine Kehle schloss, fiel ihm der Reiter auf der Bestie wieder ein.
    Er spürte, wie seine Füße sich vom Sand lösten und er in die Luft gehoben wurde, wo er hilflos zappelnd hing, knurrend und wütend gegen diesen unsichtbaren Griff ankämpfend. Letzteres wurde schwieriger, als er den Sand in seinem Gesicht spürte, nachdem der Mann seinen Arm rasch hatte hinabsausen lassen. Er hämmerte ihn auf den Boden und hielt ihn in einem magischen, atemlosen Griff. Dann ließ er seinen glühenden, finsteren Blick zwischen dem Drachenmann und dem Jüngling hin und her gleiten.
    »Und du«, sagte der Mann, »warst du auch da? Wer von euch beiden war der Abschaum, der sie getötet hat?«
    Gariath grunzte und warf Dreadaeleon einen Blick zu, während er ihn wortlos fragte: »Wen?« Der Jüngling zuckte hilflos mit den Schultern, bevor die Luft um seinen Hals zu wabern schien. Sie wurden beide gleichzeitig hochgehoben, streckten ihre Hände nach dem anderen aus, während die Augen des Mannes wie Feuer brannten. Das Sikkhun unter ihm kicherte und kratzte eifrig auf dem Boden, in Erwartung von Frischfleisch.
    »Genau das hatte ich uns ersparen wollen.«
    Die Worte wurden gedehnt, zögernd geäußert, weil er alle Konzentration brauchte, um den Zauber aufrechtzuerhalten. Das war eine gewaltige Aufgabe, obwohl der rote Stein am Hals des Mannes hell glühte. Gariath spürte, wie etwas ächzte, zu brechen drohte, als die zitternde Luft sich wie ein Schraubstock um ihn schloss.
    »Und nun sieh, was uns das gebracht hat«, zischte der Hexer. »Sheraptus hatte recht. Sheraptus muss immer recht behalten. Von mir aus. Das ist vollkommen in Ordnung. Wir können diese Angelegenheit beenden …«
    Ein Klang erfüllte die Luft.
    Es war ein lang anhaltendes, lautes Geräusch, das aus einem sehr tiefen Loch zu kommen schien, das mit dem abgestandenen Wasser eines schon seit Jahrhunderten tobenden Sturms gefüllt war. Daneben war der Kampfeslärm im Sandkreis ein erbärmliches Hintergrundgeräusch, das man mit Leichtigkeit ignorieren konnte. Der Klang jedoch störte die Konzentration des Niederling, was zur Folge hatte, dass Jüngling und Drachenmann krachend auf der Erde landeten. Und er brachte sämtliche Kreaturen dazu, ihre Blicke nach oben auf den donnernden Himmel zu richten, ehrfürchtig, furchtsam, freudig und panisch.
    Rote Tränen fielen in dicken, klebrigen Tropfen vom Himmel. Der Schatten eines Berges mit einem weißen Gipfel tauchte am Rand des Kreises auf. Er stieß ein Brüllen aus, als würde die Schöpfung selbst unter einem ungeheuren Gewicht ächzen.
    »Erzittert, ihr Heiden.«
    Von der Spitze des Berges sprach eine Kreatur, eine winzige, fahle Gestalt, vollkommen unbedeutend, und ihre Stimme wurde von dem Ort verstärkt, von dem aus sie sprach.
    »Der lange Marsch des Unausweichlichen hat uns