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Die Tore zur Unterwelt 3 - Verräterische Freunde: Roman (German Edition)

Die Tore zur Unterwelt 3 - Verräterische Freunde: Roman (German Edition)

Titel: Die Tore zur Unterwelt 3 - Verräterische Freunde: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Sykes
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Beispiel gebe ich Mördern eine anständige Feuerbestattung und schicke sie zu dem Gott, der sie annehmen will – wer auch immer das sein mag. Irgendwann glaubst du, wenn du tust, was du kannst, wann du es kannst und sooft du es kannst, irgendwann jemand da oben dir sagt, dass du ganz in Ordnung bist und in den Himmel kommst, wie alle anderen. Verstehst du das?«
    Er sah sie endlich an. Sie starrte immer noch ins Feuer.
    »Verstehst du?«
    Als sie seinen Blick schließlich erwiderte, zuckte er zusammen. Und zwar aus denselben Gründen, aus denen er zusammenzuckte, wenn er einen Tempel betrat. Denn in ihren Augen lag kein Urteil. Kein Grübeln, keine Hoffnung. Nur Trauer.
    »Du redest so, als gäbe es eine Strichliste mit Bedingungen«, sagte sie. »Als würde jemand darüber Buch führen, was du machst, und als könntest du immer wieder neu anfangen. Vielleicht ist es ja so.« Sie streckte die Hand aus und sah zu, wie die Sonne den Rand ihrer Finger rosa färbte. »Ich habe das auch einmal geglaubt.
    Andererseits, wenn es nur um Zahlen geht, wie weit kannst du dann zählen? Wie viele gute Taten gleichen ein Leben aus, das man ungerechtfertigterweise genommen hat? Wie viele Kreaturen kannst du töten, bevor du aufhören musst zu zählen?«
    Er berührte seine Seite. Die Haut dort fühlte sich fremd an, neu, wie die von jemand anderem. »Ihr habt mich trotzdem gerettet. Du und dein Arm. Ich habe eine neue Chance bekommen. Das muss doch etwas bedeuten, oder nicht?«
    »Es bedeutet, dass ich nicht wollte, dass du stirbst. Und wieso auch immer mir dieser Gedanke kam, er genügte, um dich zu retten.«
    »Du … vergibst mir also?«
    Sie lächelte traurig. »Eintausendvierhundert Tote, Denaos. Ich glaube nicht, dass es eine Rolle spielt, was ich sage.«
    Sie hatte schon so viele Wunden an seinem Körper gesehen, aber noch nie solchen Schmerz in seinem Gesicht.
    »Eine verdammte Verschwendung.«
    Dreadaeleons Schritte kündigten seine Ankunft an, noch bevor sie seine mürrische Stimme hörten. Der Jüngling wirkte verblüffend gesund. Seine Hautfarbe war wieder normal, seine Augen waren klar, und er hatte seit Tagen nicht mehr auf den Schritt seiner Hose geblickt. Und doch stolperte er ständig und verkrampfte sich, als hätte er Anfälle. So wie er es auch jetzt tat, als er sich dem Scheiterhaufen näherte und ihn verächtlich musterte.
    »Ihr habt es tatsächlich geschafft, in diesem ganzen Chaos dieses Monster zu finden?« Er schnaubte. »Eine zermalmte, missgestaltete Hülle von etwas, das einmal entfernt einer Frau glich, und das zwischen Hunderten von anderen Frauenleichen. Ich dagegen suche nach einer Leiche, die von magischer Macht nahezu bersten müsste, und finde nichts.«
    »Du hast Sheraptus’ Leiche nicht gefunden?« Die Anspannung in Aspers Stimme war fast greifbar. »Bedeutet das etwa …?«
    »Es bedeutet, dass ich seinen Leichnam nicht gefunden habe.« Dreadaeleon rieb sich die Augen. »Oder den von Bralston. Also reise ich von hier ab, ohne etwas in der Hand zu haben.«
    »Du hast deine Gesundheit zurück«, bemerkte Denaos grinsend. »Und bei all dem Wasser, das auf uns heruntergeprasselt ist, wette ich, dass niemand auch nur im Entferntesten auf die Idee kommen könnte, dass du dich selbst eingenässt hast. Immerhin ein kleiner Trost.«
    Asper sah, wie die Maske wieder zurückkam. Aller Schmerz war aus seinem Gesicht verschwunden, hastig verscharrt in dem flachen Grab, in dem er seine Geheimnisse verwahrte, neben dem verängstigten, bleichen kleinen Jungen. Erneut lächelte er, strahlte, war vollkommen unbekümmert – außer vielleicht, was die Fragen anging, was er trinken und wen er betatschen konnte.
    War dies hier sein wahres Wesen? Vielleicht war das, was sie vorhin gesehen hatte, nur gespielt gewesen.
    Aber sie hatte ihn gerettet, wer auch immer er war. Mit allem, was ihr gerade zufällig zur Verfügung gestanden hatte.
    Nein, sagte sie sich. Es ist nicht einfach zufällig irgendetwas. Du weißt genau, was es ist. Sie starrte ihre Hand an. Du hast gehört, wie er zu dir gesprochen hat. Und er kann dich ebenfalls hören, das hat der Mann aus Papier jedenfalls gesagt. Sie hielt inne und wendete diesen Gedanken wie ein Messer gegen sich selbst. Hallo? Bist du da drin?
    Sie tastete nach ihm, nach diesem Ding in ihr. So wie sie zuvor nach Talanas gegriffen hatte oder nach Taire. Schweigen antwortete ihr, aber es war ein Schweigen, wie sie es noch nie vernommen hatte. Nicht das leere Schweigen eines

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