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Die Tore zur Unterwelt 3 - Verräterische Freunde: Roman (German Edition)

Die Tore zur Unterwelt 3 - Verräterische Freunde: Roman (German Edition)

Titel: Die Tore zur Unterwelt 3 - Verräterische Freunde: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Sykes
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erübrigen kannst?«
    Jenaji nickte. »Und dazu Proviant und eine Seekarte, die wir von einem der schiffbrüchigen Schiffe erbeutet haben. Damit wirst du wieder in dein Land zurückfinden.« Er betrachtete einen Moment die Fibel. »Hätten wir dir diese Fibel einfach gegeben, wäre vielleicht nichts von alldem hier jemals geschehen. Ist das Ironie?«
    »Eher Poesie«, erwiderte Lenk. »Aber ich würde sagen, dass wir alles in allem noch Glück gehabt haben.«
    »Euer Glück ist, dass du noch lebst und meine Brüder tot sind.« Jenaji schüttelte den Kopf und seufzte. »Hätten wir Glück gehabt, dann hätte ich dich niemals getroffen.«
    Lenk blickte zu Jenaji, als der Echsenmann sich umdrehte und zu dem Felsvorsprung schritt.
    »Wohin gehst du?«, fragte er.
    »Weg.«
    »Ich meinte, wohin werdet ihr gehen? Du und dein Volk?«
    »Wie gesagt, wir gehen weg.«
    Lenk sah ihm nach, wie er sich der Prozession anschloss, die die Leichen auf die Scheiterhaufen legte. Dann senkte er den Blick zu dem Beutel in seinem Schoß. Er öffnete ihn nicht. Was auch nicht nötig war. Es sprach keine Stimme zu ihm, und er fühlte kein großes Verlangen, den Beutel zu öffnen. Was auch immer in ihm gewesen war, das die Sprache dieses Buchs verstanden hatte, war jetzt verstummt.
    Jetzt war die Fibel der Höllenpforten nur noch ein beliebiges Buch.
    Und er war nur ein Mann, der auf der Klippe einer Insel saß, die aus Leichen bestand.
    »Das war alles?«
    Er warf einen Blick über die Schulter. Kataria stand am Rand des Kelp-Waldes, die Arme vor der Brust verschränkt, Verbände um Arme und Bauch.
    »Ja«, sagte er. Er hielt den Beutel hoch. »Es ist vorbei. Alles ist vorbei. Wir können jetzt zurücksegeln und uns endlich bezahlen lassen.«
    »Und dir geht es gut?«, erkundigte sie sich.
    »Mehr oder weniger«, antwortete er und rieb sich die Schulter. »Asper hat mich zusammengeflickt, meinte, sie würde nur ihre Arbeit erledigen. Ich war den größten Teil der Zeit ohnmächtig, und ich glaube, sie sagte irgendetwas davon, dass mich ein Niesen hätte töten können oder so etwas, aber jetzt …«
    Kataria drehte sich um und ging davon. Er rief ihr etwas nach, aber sie faltete die Ohren zusammen und verschwand in den Wäldern.
    Lenk und die Fibel blieben allein auf der Klippe zurück.
    »Bei allen Schutzheiligen!«, fluchte Denaos. »Du solltest eigentlich ohne Rüstung viel leichter sein!« Er grunzte, als er den Leichnam auf den Scheiterhaufen hievte. »Aber du willst mir nicht helfen, richtig? Es kümmert dich nicht einmal.« Er wischte sich den Schweiß von der Stirn, als er verächtlich auf seine Last blickte. »Weil du tot bist, und überhaupt.«
    Er hatte ihr die Augen zugedrückt. Zweimal, weil sie sich nach dem ersten Mal wieder geöffnet hatten. Er hatte kurz mit dem Gedanken gespielt, ihr die Augen zu verbinden, dann aber darauf verzichtet, weil er nicht glaubte, dass es geholfen hätte. Er spürte Xhais Hass, obwohl sie kalt und tot war.
    »Es ist nicht so, dass du das hier überhaupt verdient hättest«, knurrte er. »Du hast versucht, mich umzubringen. Das haben schon viele vor dir versucht, und sie haben weit weniger hübsche Bestattungen bekommen.« Er sah auf sie hinunter. Sie war in ein Leichentuch aus Lederlappen gehüllt. Er runzelte die Stirn. »Ich muss das nicht machen, das weißt du hoffentlich.«
    Er ließ sie ein paar Schritte vor dem primitiven Scheiterhaufen fallen, den er auf einem der wenigen trockenen Flecken am Rand des Kreises errichtet hatte. Es war ein kleiner Scheiterhaufen, aus allerlei Dingen zusammengestückelt, die seiner Meinung nach brennen würden. Xhai könnte ihn mühelos einreißen, die Stücke zertrümmern und die spitzen Enden in irgendwelche Weichteile rammen, ohne auch nur in Schweiß zu geraten.
    Sie hätte es können, verbesserte er sich. Und wahrscheinlich hätte sie es auch getan, wenn sie nicht … na ja. Eben.
    So jedoch schien es, als würde dieser Haufen aus Treibholz und Zweigen ihr standhalten. Sie war schwer. Und er war müde.
    Sie bewegte sich. Einen Moment lang, einen flüchtigen Moment, so wie der, der sein Leben zuvor gerettet hatte, fragte er sich, ob sie nach alldem noch am Leben sein könnte. Aber er sah Aspers Hände um Xhais Knöchel. Die Priesterin blickte nicht zu ihm hoch.
    »Auf drei«, stieß sie keuchend hervor. »Eins … zwei …«
    Sie legten die Niederling unbeholfen auf den Scheiterhaufen. Sie sah eher so aus, als hätte man sie zur letzten Ruhe geschleudert

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