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Die Tore zur Unterwelt 3 - Verräterische Freunde: Roman (German Edition)

Die Tore zur Unterwelt 3 - Verräterische Freunde: Roman (German Edition)

Titel: Die Tore zur Unterwelt 3 - Verräterische Freunde: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Sykes
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statt gebettet. Die Feuersteine schlugen einfach keine Funken, als hätten die Funken Angst, sich zu zeigen. Als das Holz schließlich doch Feuer fing und sie von Flammen umhüllt war, sahen sie zu, wie sie brannte. Ihr von all den Kämpfen entstelltes Gesicht sah immer noch aus, als wäre sie höllisch gereizt.
    Niemand sagte ein Wort.
    Es war ein höchst passendes Begräbnis für Semnein Xhai, die Erste der Carnassiae.
    Und natürlich musste Denaos es vermasseln.
    »Solltest du nicht etwas sagen?«, fragte er, ohne Asper anzusehen.
    »Sie hat weder an meinen noch an irgendeinen anderen Gott geglaubt. Was also sollte ich da sagen?«
    Er sah in die Flammen. »Wahrscheinlich hast du recht.«
    Sie warf ihm einen flüchtigen Seitenblick zu. Aber er fühlte ihn trotzdem, wie eine kurze Ohrfeige. Funken stoben auf bei ihrem Seufzer.
    »Ich weiß nicht, wer sie war. Ich weiß nichts über sie, außer, zu welchen Männern sie sich hingezogen fühlte. Vielleicht kannten wir uns in einer anderen Zeit, und wenn diese Männer dort nicht existiert haben, haben wir uns vielleicht auch nicht so glühend bekämpft, wie wir es hier taten.«
    Denaos ließ das Schweigen einen Moment wirken.
    »Wahrscheinlich nicht«, sagte er dann.
    »Ja.« Sie seufzte wieder. »Wahrscheinlich nicht.«
    Erneut herrschte Schweigen. Aber es dauerte nicht sehr lange.
    »Hättest du bei Bralston auch für ein Begräbnis gesorgt?«, erkundigte sie sich dann.
    »Hätte ich.«
    »Er wollte dich ebenfalls töten, oder?«
    »Wollte er, ja.«
    »Aber du hast …«
    »Ja, habe ich.«
    »Warum trauerst du um sie beide, Denaos?«
    Er fuhr sich einen Moment mit der Zunge durch den trockenen Mund. Dann starrte er aufmerksam auf ein Stück Glut, das vor ihm auf dem Boden ausbrannte.
    »Ich habe mit acht Jahren lesen gelernt. Das Erste, was ich tat, war, die Tempel zu besuchen, die ein Heiliges Buch besaßen, egal welchem Gott sie dienten. Und dann bat ich darum, sie lesen zu dürfen. In all diesen Schriften war von Sühne die Rede, aber in keinem fand sich eine Liste. Man musste einfach nur Gutes tun und an die Seite seines Gottes eilen, wenn man starb. Und gleichzeitig widersprachen sich alle Bücher.«
    Er schniefte. Die Glut tanzte in der Brise und wurde heller.
    »Ich habe mit fünf Jahren das erste Mal getötet. Einen kleinen Jungen in Cier’Djaal. Er hatte mich auf den ersten Blick lieb gewonnen. Ich kam nicht aus Cier’Djaal, deshalb waren alle von mir, dem kleinen, bleichen Nordling, fasziniert. Der Vater dieses Jungen war reich. Es gab eine Feier zu seinem fünften Geburtstag. Der kleine bleiche Junge aus dem Norden wurde eingeladen. Ich kann mich an eine große silberne Platte mit Honigkuchen erinnern. Ich fragte den kleinen Jungen, ob er ein Spiel spielen wollte. Ein paar Augenblicke später zeigte ich dem Vater des kleinen Jungen vier Finger seines Sohnes; die hielt ich in einer Hand und das blutige Messer in der anderen. Ich schrieb eine Nachricht an die Schakale, und bevor die Nacht zu Ende ging, aß ich Honigkuchen. Ich hatte mir noch nicht einmal das Blut von den Händen gewaschen.«
    Ein glühendes Stückchen Holz landete auf dem Sand und verglomm.
    »Es gab viele vor Imone. Ich hatte ein Talent zum Töten. Es fiel mir sehr leicht. Ich setzte eine Maske auf und war der Geliebte, ein treuer Anhänger oder ein echter Freund. Ich erstach sie im Dunkeln oder tat, was immer auch die Schakale wünschten. Freundliche Killer nannte man uns damals.«
    Das Stückchen Holz hinterließ einen unauffälligen, kleinen Fleck.
    »Ich nehme an, als Imone starb …« Er unterbrach sich. »Als ich … als ich sie tötete, zwei Jahre nach unserer Hochzeitsnacht, habe ich wieder ernsthaft angefangen zu lesen. Ich habe jede Schriftrolle gelesen, jedes Buch, über jeden Gott. Ich habe sie immer wieder gelesen, in der Hoffnung, dass ich etwas übersehen hätte. Vielleicht gab es ja eine Passage, auf der stand: ›Für jene unter euch, die alles so derartig vermasselt haben, dass sie mit Sicherheit in der Hölle rösten werden, wenn sie gestorben sind. Lest weiter, bitte.‹«
    Er zog erneut die Luft durch die Nase.
    »Diese Passage gab es aber nicht. Also habe ich meinen Kram zusammengepackt und bin einfach weggegangen. Ich bin so lange gegangen, bis ich dich und Lenk und die anderen getroffen habe. Ich musste etwas Gutes tun, aber ich war nur gut im Töten. Also mache ich wohl einfach das, was ich kann, um den Göttern zu zeigen, dass ich es zumindest gut meine. Zum

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