Die Tore zur Unterwelt 3 - Verräterische Freunde: Roman (German Edition)
bevor Ihr davongestürmt seid und … das getan habt, aufgrund dessen man keine Beerdigung veranstalten kann. Aus diesem Grund wurde Euer Ersuchen, noch länger im Hafen bleiben zu können, ohne die entsprechende Gebühr zu bezahlen, abgelehnt.«
»Und wie ich Euch sagte«, entgegnete Argaol, »liegt das nicht in meiner Hand. Unser Charterer will nicht, dass wir ablegen, also tun wir es auch nicht.«
»Und wo ist Euer Charterer? Dieser …« Der Hafenmeister blätterte in einem Folianten. »Miron der Unparteiische.«
»Lord Emissär Miron der Unparteiische«, verbesserte ihn Quillian. »Ihr sprecht von einem angesehenen Mitglied der Kirche von Talanas und tätet gut daran, das nicht zu vergessen.«
»Und besagte Person treibt sich irgendwo … da drüben herum.«
Argaol deutete mit der Hand auf die ferne Stadt, deren Türme sich über den blauen Sand der Insel erhoben und die sich weit über ihre Grenzen bis in den Ozean erstreckte. Es war eine Stadt, die auf Felsen und Pfeilern gebaut worden war, die ein Volk errichtet hatte, das zu ehren sich niemand die Mühe machte.
»Er ist vor einer Woche in die Stadt gegangen und seitdem nicht zurückgekehrt. Wir haben alle Tempel und Herbergen überprüft. Er hat offenbar einen siebten Sinn, der ihn warnt, wenn sich ihm Leute nähern, denen er Geld schuldet. Ich weiß es nicht.«
»Der Vertrag, den Ihr unterschrieben habt, besagt eindeutig, dass Ihr kein Schiff wie dieses da«, der Hafenmeister deutete auf den großen Dreimaster, der in der Nähe vertäut lag, »ohne die entsprechenden Gebühren hier ankern lassen dürft.«
»Wie Ihr meint«, knurrte Argaol. »Klärt das mit seinem Leibwächter.«
»Wir haben längst den Termin überschritten, an dem wir uns mit den Abenteurern treffen wollten«, erwiderte Quillian und zuckte mit den Schultern. »Der Lord Emissär besteht darauf, länger zu warten, zweifellos aus Mitleid, aber er ist auch ein vernünftiger Mann. Er wird sich in wenigen Tagen mit dem Schicksal der Heiden abgefunden haben, und dann brechen wir auf.«
»Dann werdet Ihr für diese Tage zahlen und für jeden weiteren, den Ihr hier wartet«, beharrte der Hafenmeister. »Die Kümmernisse von Talanas oder seinen Emissären sind nicht die meinen, und …«
»Und?« Quillian unterstrich ihre Frage, indem sie ihren ehernen Handschuh mit einem leisen Klicken auf den Griff ihres Langschwertes fallen ließ.
Der Hafenmeister betrachtete ihre Klinge einen Moment sorgfältig. »Ich bin Beamter, Serrant. Ihr könnt mir nicht sonderlich viel mehr antun, als das Leben mir bereits angetan hat.«
»Dazu besteht auch keinerlei Notwendigkeit.«
Streng und rein wie ein Geist glitt Miron der Unparteiische über die Mole. Er war groß und stattlich und drängte sich durch ein Gewühl von Hafenarbeitern und Seeleuten, die ihre Schiffe beluden, ohne sie auch nur zu streifen. Seine weiße Robe war strahlend sauber und zeigte keinerlei Flecken von Salz, Wasser oder noch unschöneren Substanzen, von denen es im Hafen genug gab. Sein Lächeln war sanft und wohlwollend, als wäre er unterwegs, um seine Enkelin zu besuchen, und nicht dabei, einen bevorstehenden gewalttätigen Streit zu unterbrechen.
»Besteht vielleicht das Bedürfnis, einige Fragen zu klären? Das würde mir gefallen«, sagte der Hafenmeister, als Miron zu ihnen trat.
»Alle Fragen werden zu gegebener Zeit beantwortet werden«, antwortete der Lord Emissär, während sein Blick über das Wasser des Hafens glitt.
»Und bis dahin müssen wir die Angelegenheit mit den Gebühren klären …«
»Ich muss in aller Bescheidenheit diesem Heiden zustimmen, Lord Emissär«, fiel Quillian ein. »Die Abenteurer sind schon lange tot, und ihre Mission ist zweifellos gescheitert. Wir würden unsere Zeit besser darauf verwenden, eine neue Strategie für die Beschaffung der Fibel zu entwickeln.«
»Mir liegt nicht viel an diesen Leuten, aber das hier kostet mich ein hübsches Sümmchen, Unparteiischer«, warf Argaol ein. »Und außerdem hat sie wahrscheinlich recht. Sie sind vermutlich tot. Gefressen oder was auch immer. Es macht einfach keinen Sinn, noch länger zu warten.«
»Der Glaube widerspricht dem Sinnvollen häufig«, erwiderte Miron. »Und dafür werden die Gläubigen reich entschädigt.«
»Mit harten Münzen, hoffe ich«, meinte der Hafenmeister mürrisch.
»Mit etwas weit Besserem«, antwortete Miron.
Das Lächeln auf seinem Gesicht wurde noch strahlender. Er trat langsam und ganz bewusst zur Seite und gab
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