Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Tore zur Unterwelt 3 - Verräterische Freunde: Roman (German Edition)

Die Tore zur Unterwelt 3 - Verräterische Freunde: Roman (German Edition)

Titel: Die Tore zur Unterwelt 3 - Verräterische Freunde: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Sykes
Vom Netzwerk:
dass sie recht hatte, während sie ihre Tasche nahm und einen Verband und einen Wattebausch herausholte. Dann betrachtete sie Lenk, der sich hinkniete, um seine Sachen einzusammeln. Ihr Blick fiel auf die gerötete Masse auf seiner Schulter, auf der die viel zu dünne Schicht Salbe glänzte.
    »Warum hast du das gemacht?«, erkundigte sie sich.
    »Weil«, antwortete er sanft, »ich herausfinden wollte, ob es schmerzt.«

6

GEHEILIGT, GEDEMÜTIGT, BLUTGETRÄNKT
    Er stellte einen Fuß auf den vom Salzwasser glitschigen Stein. Man hörte nur das Schaben von Stiefeln auf Granit. Doch die Stille nahm ihn wahr und erhob sich aus tausend kleinen Schatten und Wasserbecken, um ihn mit hallenden Echos zu begrüßen.
    Tausend Schritte kamen ihm durch die gähnend leere Halle entgegen, als könnte die bloße Wiederholung der Tritte den Eindruck erwecken, es gäbe Leben in ihrem riesigen Schlund. Und jeder Schritt, den er tat, jedes Echo, das sich erhob, wartete darauf, dass er sprach, um sich tausendfach zu wiederholen und die Illusion zu vervollständigen.
    Sheraptus jedoch neigte nicht dazu, irgendjemandem einen Gefallen zu tun, schon gar nicht einem Stein.
    Seine Nasenflügel bebten vor Aufregung. Aber er wollte ihnen nicht nachgeben, indem er ein Tuch vor die Nase drückte, um den Gestank zu überdecken. Also schloss er die Augen, unterdrückte seinen Ekel und atmete tief ein.
    Die Luft, angereichert mit den verschiedensten Aromen, stieg ihm wie Blei in die Nase. Da war der salzige Duft nach Meer, scharf und faul. Außerdem roch es sehr stark nach Asche und noch etwas anderem. Etwas Vertrautem.
    Sein Stiefel verfing sich in irgendetwas, und er stolperte. Als er den schwarzen Saum seines Gewandes hochzog, starrte ein bleiches, haarloses Gesicht mit leblosen schwarzen Augen zu ihm hoch. Aus dem geöffneten Mund mit den nadelscharfen Zähnen stieg ein schaler, abgestandener Geruch auf.
    Nein . Die Krone brannte auf seinem Kopf, glühte von seinen Gedanken. Nicht abgestanden.
    Aber fast. Der Gestank nach Tod, der vorherrschende und stechendste Geruch an diesem Ort, machte es einem nicht leicht, dieses rätselhafte Aroma zu identifizieren. Was nur verständlich ist, dachte er, angesichts all dieser Leichen.
    Er war nicht im Eisentrutz gewesen, als es geschah. Als seine Kriegerinnen die Festung gestürmt hatten, um die Fibel zu erbeuten und den dämonischen Anführer zu töten, der als Machtwort bekannt war. Als er jetzt seinen Blick durch die riesige Kammer gleiten ließ, schoss ihm kurz der Gedanke durch den Kopf, dass er gern dabei gewesen wäre; ganz gewiss hätte er all diese Leichen nicht einfach so herumliegen lassen.
    Sie lagen, wo sie gefallen waren, weiß und purpurn, Froschwesen und Niederlinge, blutüberströmt, zerhackt, zerfetzt, erstochen, aufgespießt, zertrampelt, aufgeschlitzt, erwürgt, ertränkt, zerschmettert und enthauptet. Sie waren durch das Salzwasser nur wenig aufgequollen. Die Möwen hatten sich nicht an ihnen satt gefressen, als wären sie selbst für dieses Ungeziefer zu unrein.
    Sheraptus konnte verstehen, dass die Tiere nicht von den Froschwesen gefressen hatten, von diesem dämonenverseuchten Abschaum. Aber irgendwie schien es fast beleidigend, dass seine Kriegerinnen ebenfalls unberührt geblieben waren. Als hätte auch mit ihnen irgendetwas nicht gestimmt.
    Aber er war nicht hier, um den Schaden zu begutachten; es gab genug neue Kämpferinnen. Stattdessen war er gekommen, weil er etwas suchte.
    Nur wusste er nicht genau, was es war. Und er war sich auch nicht sicher, warum er sich ausgerechnet zu diesem Ort hingezogen fühlte. Was seine Wut nur steigerte.
    Aber es musste sich hier befinden, versteckt in diesem verwesenden, unberührten Festmahl.
    Also tastete er sich vorsichtig weiter und suchte. Schließlich fand er etwas in den stinkenden Wasserpfützen, in den Haufen von zerschmetterten, erschlagenen, blutleeren Leichen.
    Aber es war nicht das, wonach er gesucht hatte.
    Cahulus. Ein Mann. Einst ein loyales und ergebenes Mitglied seines inneren Kreises, zwei weiteren loyalen und ergebenen Mitgliedern brüderlich verbunden. Früher einmal hatte er sich seines Nethra rücksichtslos bedient, hatte mit willkürlicher Ausgelassenheit Feuer geschleudert und Eis gespuckt. Und einst hatte er die Kriegerinnen kommandiert, die ausgeschickt worden waren, diese Festung zu erobern.
    Jetzt war er tot. Der Edelstein, den er getragen hatte, der gleiche Stein wie die drei in Sheraptus’ Krone, war

Weitere Kostenlose Bücher