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Die Tore zur Unterwelt 3 - Verräterische Freunde: Roman (German Edition)

Die Tore zur Unterwelt 3 - Verräterische Freunde: Roman (German Edition)

Titel: Die Tore zur Unterwelt 3 - Verräterische Freunde: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Sykes
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verschwunden.
    Tot. Seine Augen waren tief in das faulende Fleisch gesunken, getrocknetes Blut bedeckte seine schmutzige und salzbefleckte Robe, und sein Unterkiefer lag drei Schritte von seinem Gesicht entfernt.
    Tot.
    Wie die anderen.
    Wie diejenigen auf seinem Schiff, das jetzt auf dem Grund des Meeres lag.
    Dasselbe Schiff, von dem er entkommen war. Dessen Untergang er überlebt hatte. Im Gegensatz zu den anderen.
    »Guten Tag.«
    Der Graue Grinser sprach deutlich wie immer. Seine Stimme war leise und melodiös, tief und klar; wie Musik strömte sie zwischen seinen fingerlangen Zähnen hervor. Seiner Stimme antwortete jedoch kein Echo; es war eine Musik, die der Eisentrutz nicht hören wollte.
    Er drehte sich herum und betrachtete seinen Partner. Er war dünn, hockte auf seinen langen, schlanken Gliedmaßen, während sein Leib im Licht der untergehenden Nachmittagssonne schwarz vor dem klaffenden Loch schimmerte, das in den Granitmauern des Eisentrutz gähnte. Seine Zähne dagegen, denen er seinen Namen verdankte, waren deutlich zu erkennen.
    »Es ist Nachmittag jetzt, richtig?«, bemerkte Sheraptus. »Es war Morgen, als ich hierhergekommen bin.«
    »Verzeih. Es war nicht meine Absicht, dich warten zu lassen.«
    »Ich akzeptiere deine Entschuldigung, voller Dankbarkeit selbstverständlich.«
    Sheraptus hatte noch nie einen Grund gesehen, vor etwas zurückzuschrecken. Und als er jetzt seine eigene Stimme hörte, die tausendfach widerhallte, von den Hallen des Todes willkommen geheißen, war das ganz gewiss ein armseliger Grund, es zum ersten Mal zu tun.
    Der Graue Grinser senkte den Kopf. »Deine Stimme verrät dein Unbehagen. Verzeih mir diese Beobachtung.«
    »Deine Bemerkung verschlimmert es nur noch«, murmelte Sheraptus und machte eine beiläufige Handbewegung. »Verzeih, es ist dieser Ort. Er stinkt nach Tod.«
    Sein Partner neigte erneut den Kopf, anscheinend nachdenklich. »Das ist gut möglich. Mir ist das nicht aufgefallen.«
    Sheraptus blickte auf Cahulus herunter, der ziemlich ungläubig dreinschaute. Andererseits war es schwierig, den Ausdruck eines toten Mannes einzuschätzen, der nur noch über ein halbes Gesicht verfügte.
    »Ah«, meinte der Graue Grinser. »Du blickst dich um und siehst die Leichen.«
    »Es sind so viele.«
    »Ich dachte, solche Dinge würden dich nicht weiter irritieren.«
    »Ich sehe sie lediglich.«
    »Ah. Sieh an.«
    »Du bist doch sicherlich nicht blind dafür.«
    »Mir wurde noch nie ein Mangel an Sehkraft nachgesagt, weder früher noch jetzt. Es ist jedoch so, dass ich einen anderen Ort sehe, wenn ich diese Hallen betrachte. Einen Ort vor langer Zeit, einen erheblich angenehmeren Platz.«
    Er erhob sich. Plötzlich kauerte er nicht mehr, sondern wirkte Furcht einflößend groß. Und das umso mehr, als er sich jetzt streckte und ein Dutzend Wirbel sich knackend aufrichteten. Zwischen jedem einzelnen Knacken schien eine widerliche Ewigkeit zu liegen. Er schritt durch die Halle, wie auf spindeldürren Schatten anstelle von Beinen.
    »Hier hing einst der Wandteppich«, sagte er. »Ein dekadentes, langes Ding mit vielen Namen und Heldentaten, allesamt übertrieben, wie es sich für einen Wandteppich auch gehört. Er verlief zwischen Pfeilern aus Marmor, die wie Jungfrauen geformt waren, welche in makellosen Händen Flammen hielten.«
    Sheraptus betrachtete angelegentlich die Stelle, wo der Graue Grinser gerade gewesen war, und die, wohin er ging. Er hütete sich, auf diese langen, dünnen Beine zu schauen, und dachte schon gar nicht daran, seinen Blick höher zu heben.
    »Und da drüben endete er.« Ein langer, dünner Finger deutete auf die gegenüberliegende Wand. »Hier befand sich der Altar. Dort kniete ich im Gebet, Seite an Seite mit der Frau, die irgendwann Abgründige Mutter genannt werden sollte.«
    »Entweder missverstehe ich dich, oder aber deine Erinnerung täuscht dich«, antwortete Sheraptus. »Mir wurde gesagt, das hier wäre ein Stützpunkt des Abschaums. Von Piraten wie denen, die sich mit unserem Feind verbündet haben.«
    »Das war es auch. Danach wurde es wieder zu einem Gebetstempel für Abgründige Mutter. Und davor war es ein Kriegshaus für jene, die Sie daraus vertrieben hatten. Eisentrutz ist nur ein weiterer bedeutungsloser Name. Er existiert in einem Kreislauf aus Anbetung und Gemetzel, immer abwechselnd, seit seiner Erschaffung.«
    Sheraptus blickte auf Cahulus herunter und dann zu dem Froschwesen neben ihm. Die elfenbeinerne Haut dieser Kreatur

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