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Die Tore zur Unterwelt 3 - Verräterische Freunde: Roman (German Edition)

Die Tore zur Unterwelt 3 - Verräterische Freunde: Roman (German Edition)

Titel: Die Tore zur Unterwelt 3 - Verräterische Freunde: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Sykes
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verweht war, konnte er es noch fühlen.
    Da. Da im Dunkeln war irgendetwas noch Dunkleres: ein Flecken Schwärze, den man für Ruß hätte halten können, wenn er nicht so vollkommen schwarz gewesen wäre. Er war zu auffällig unauffällig, um dem aufmerksamen Auge zu entgehen, als versuchte er, sich zu verstecken. Er konnte es spüren.
    »Es ist ein Gefühl.« Er tippte gegen das schwarze Eisen seiner Krone. »Etwas … da draußen und hier drin.«
    »Man zaudert, darauf hinzuweisen, wer sich gerade über einen Mangel an Spezifität beschwert hat.«
    »Es ist wie … ein Gefühl, vage und flüchtig«, fuhr Sheraptus fort. »Es ist da und doch nicht da. Wissen ohne Beweis.«
    »Du beschreibst …«, die Stimme seines Partners war ein leises, verächtliches Zischen, »… ein Gefühl, das auch Jungfrauen empfinden, die nicht bluten, und Männer, die Gold schlucken und deren Stuhlgang trotzdem nur braun ist. Blickst du jetzt zum Himmel und flüsterst leise Gebete an unsichtbare Kreaturen mit unsichtbaren Ohren?«
    »Es gibt keine Götter.« Die Leugnung kam beiläufig über seine Lippen, bedurfte keines Gedankens und keiner Überzeugung. »Es ist … es war etwas wie das Erspüren von Macht. Bevor ich auf diese Insel kam, habe ich so etwas noch nie wahrgenommen.« Er runzelte die Stirn und ließ seinen Blick durch die Dämmerung gleiten. »Da habe ich es auch gespürt. Im Schatten der Statuen, und als …«
    Er kniff die Augen zusammen, und dann sah er sie wieder, wie immer, wenn er die Lider mehr als einen Augenblick geschlossen hielt. Lang und schlank wand sie sich hilflos in ihren Fesseln. Der Geruch ihrer Tränen hing klebrig in seiner Nase, und bei dem Geräusch ihrer Schreie fletschte er unwillkürlich die Zähne. Und als er die Schwellung unter seiner Robe spürte, blickte er wieder in ihre vor Furcht geweiteten Augen, auf den Mund, der unsinnige Bitten ausstieß, an Kreaturen gerichtet, die nicht existierten.
    Und er spürte es erneut.
    »Wir haben es dir nie gesagt.«
    Er drehte sich herum. Der Graue Grinser war dicht bei ihm, viel zu dicht.
    »Wir haben dir nie gesagt, was uns dazu veranlasst hat, die Fibel zu suchen, was uns dazu veranlasst hat, die Tore von Welten zu öffnen, wie ein Kind Schränke öffnet, was uns das Loch entdecken ließ, aus dem wir deine Rasse gezogen haben«, zischte er. »Es war der Krieg.«
    »Zwischen Sterblichen und Äonen«, erwiderte Sheraptus. »Eure unsichtbaren Götter haben Kreaturen geschaffen, die ihnen nicht gehorchten, und eure Sterblichen haben gegen sie gekämpft. Jetzt kommen sie zurück, und du willst, dass meine degenerierte Rasse sie erledigt.«
    »›Degeneriert‹ habe ich nicht gesagt.«
    »Es steht dir frei, der Formulierung zu widersprechen.«
    Der Graue Grinser entschied sich dagegen. »Die Macht der Fibel liegt in ihrem Gedächtnis. Wirf einen Blick auf ihre Seiten, und du wirst feststellen, wie wahr jede der Geschichten über den Krieg und das Entsetzen ist, das die Dämonen über die Menschheit gebracht haben. Lies weiter, und du wirst die Wahrheit erkennen, nämlich dass es einfach zu viele Gräueltaten in jedem Krieg gegeben hat, als dass nur eine Seite sie begangen haben könnte. Als die Dämonen die Sterblichen quälten, als die Äonen die Sterblichen versklavten, schlugen die Sterblichen auf die gemeinste Art und Weise gegen die Dämonen zurück, die sie ersinnen konnten.
    Mit den Monolithen.«
    Das waren die großen grauen Statuen, die nicht standen, erinnerte sich Sheraptus. Genauer, die nicht immer standen. Sie fanden sich regungslos und ruhig auf den Stränden von Teji: gemeißelte Standbilder mit Umhängen und ausgestreckten Händen. In ihren Kapuzen jedoch zeigten sich uralte heilige Symbole statt Gesichter. Aber es war klar, dass dieser Standort nicht schon immer für sie vorgesehen gewesen war. Sonst hätte man keine eisernen Stufen auf das Podest der Statuen montiert.
    »Sie sind das Produkt jahrhundertealten Hasses auf die Äonen«, flüsterte der Graue Grinser. »Liebe betäubt, Ehrfurcht blendet, Hass jedoch schärft die Sinne. Die Sterblichen hassten ihre Unterdrücker, Ulbecetonth und ihre Kinder, und zwar mit einer solchen Leidenschaft, dass Feuer, Stahl, Gift und Galle nicht ausreichend waren. Die Monolithen dagegen waren es.«
    »Und was sind sie?«, erkundigte sich Sheraptus.
    »Kinder«, erwiderte der Graue Grinser. »Jedenfalls einige von ihnen. Es waren Großväter und Lehrer und Hebammen, was auch immer sie als Äonen gewesen sein

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