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Die Tore zur Unterwelt 3 - Verräterische Freunde: Roman (German Edition)

Die Tore zur Unterwelt 3 - Verräterische Freunde: Roman (German Edition)

Titel: Die Tore zur Unterwelt 3 - Verräterische Freunde: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Sykes
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eigenen Lebenssaft landete. »Einen Namen, den Sterbende auf den Lippen haben sollten.«
    Er zuckte zusammen, als würde ihm jetzt erst bewusst, was er getan hatte. Er starrte auf den Beweis seiner gerechten und moralischen Entscheidung herunter, die in den Sand tropfte. Dann drehte er sich um, als könnte er den Anblick nicht ertragen.
    »Tut mir leid«, sagte er.
    Er wandte sich ab und ging in den Wald, bückte sich kurz, um seinen Dolch und den Hut aufzuheben, der erbärmlich regungslos dalag, vom Messer auf den Boden genagelt. Bralston hob die Hand, versuchte in seinem auslaufenden Kopf einen Gedanken zu formulieren, versuchte, seine Stimme von der Erde zu rufen. Damit es für einen Bann reichte, für einen Fluch, für irgendetwas.
    »Du …«, stieß er rau hervor, »du … du …«
    »Ich weiß«, sagte Denaos.
    Dann duckte er sich und verschwand im Unterholz. Er war längst verschwunden, als Bralston endlich das Buch mit den Zaubersprüchen an seiner Hüfte umklammerte. Als er aufschrie, während er sein versickerndes Leben umklammerte.
    Er war längst weg, als Bralston nichts mehr sah außer Finsternis.
    Der Gestank von gekochtem faulem Fleisch drang ihr erstickend in die Nase.
    Einen Augenblick später hörte sie ihn schreien.
    Sie wirbelte herum. Sie sah ihn durch den nach Kohlen riechenden Rauch, jedenfalls Teile von ihm.
    Seine Augen waren groß und gelb vom Widerschein des Feuers. Sein Gesicht schien vor Qual gedehnt, sah aus, als würde es sich gleich von seinem Kopf losreißen und im Unterholz verschwinden.
    Sie rannte auf ihn zu, hob die Faust und rammte sie gegen seinen Kiefer. Das Messer fiel zu Boden. Rosafarbene Hautstreifen klebten an der Klinge, die sich zu dünnen grauen Locken rollten, als sie zischend auf dem sandigen Boden landeten.
    Bei allen Schwüren, die sie geleistet, und allen Hymnen auf Talanas, die sie rezitiert hatte, hatte sie ganz sicher irgendwann, davon war sie überzeugt, auch geschworen, dass sie niemals tun würde, was sie gerade tat. Aber der Heiler musste das verstehen, falls Er überhaupt existierte.
    Doch darüber konnte sie sich später den Kopf zerbrechen. Das alles kam später, wie auch die Gebete und die Schläge, die sie dem einen folgen lassen wollte. Sie nahm sich allerdings vor, nicht zu vergessen, sie auch wirklich auszuteilen.
    Jetzt jedoch waren ihre Augen auf die Masse von geschmolzenem Fleisch gerichtet, das wie eine zähe rote Füllung in einem zu kurz gebackenen Nudelauflauf blubberte. Die Darmfäden waren in seine Haut gebrannt, überzogen sie mit einem schwarzen Netz, das sich über die kirschrote und sichtlich pochende Haut spannte. Oder, um es besser zu beschreiben, es sah aus wie ein Parasit, eine fette Zecke, die sich mit Blut vollgesogen hat und zuckt, während sie weiter säuft.
    Aber es war nicht leicht, die richtige Metapher zu finden, während er sich in ihrem Griff wand und ihr ins Ohr brüllte.
    »Das hat wehgetan!«, keuchte er. Tränen rannen ihm aus den Augen und liefen über sein schmerzverzerrtes Gesicht. Er hob die Hand zu seiner Schulter und bemühte sich aufzustehen. »Das hat wirklich wehgetan!«
    »Ach wirklich? Du scherzt wohl«, murmelte sie. Sie legte eine Hand auf seine nackte Brust, drückte ihn zu Boden und hielt ihn dort fest. Mit der anderen schlug sie seine Hand von der Wunde weg. »Halt endlich still!«
    Aus der Nähe betrachtet hörte die Wunde auf, eine Metapher zu sein. Sie sah sie jetzt so, wie sie wirklich war: Aus einer Masse von hässlichem, geschmolzenem Fleisch erhob sich eine eitrige, nasse Pustel, die förmlich nach irgendwelchen tödlichen Infektionen schrie. Die Wut, mit der sie seufzte, hätte sie besser darauf verwendet, einen Fluch zu äußern oder zuzuschlagen.
    »Warum sollte ich mir die Mühe machen, überhaupt zu fragen?«, schnarrte sie.
    »Warum hast du mich denn nicht aufgehalten?« Er hatte die Augen zusammengekniffen. »Du hättest mich aufhalten sollen.«
    »Und was hätte ich tun sollen?« Sie wich vor der Beschuldigung zurück, und das nicht nur deshalb, weil sie so merkwürdig war.
    »Du hast gesagt, Schmerz könnte mir nichts anhaben.« Seine Schreie wurden von einem wütenden Knurren erstickt. »Du hast gesagt, da wäre gar nichts.«
    »Ich … ich habe nichts dergleichen getan!«
    »Ach, du hast das nicht erwartet?« Er lachte, ein finsteres Lachen, das ihr kalt den Rücken hinauflief und sich in ihrem Hinterkopf einrichtete. »Du weißt also nicht alles?«
    »Mit wem redest du?«, erkundigte

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