Die tote Autorin (German Edition)
Voraus bezahlt hatte, doch als er wieder gehen wollte, sah er eine Frau Zeitungen und anderen Papierkram aus Loras Wohnung hinunter schleppen. In gespielter Höflichkeit erklärte er sich bereit, ihr das schwere Bündel zu tragen. Doch anstatt in den Abfall legte er das Papierbündel in sein Auto und schaute es später durch. Und er fand tatsächlich etwas. Lora hatte die Immobilien-Inserate ausgeschnitten und ihr Exmann besorgte sich die Originalseiten, verglich und telefonierte seine Ergebnisse ab, bis er herausgefunden hatte, wo sie war.
«Hat er sie je besucht?» , fragte der Inspektor.
«Keine Ahnung, ich wusste ja auch nichts davon, bis ich den Zettel hinter dem Möbel fand. Da wollte ich unbedingt wissen, wo sie wohnte, und er sagte es mir. Ich ging dann zu ihrem Haus und beobachtete sie mehrere Tage lang.»
«Hast du sie umgebracht??», fragte McLee nochmals.
«NEIN!!», brüllte Weitmann.
«Warum hast du sie beobachtet und nicht einfach das Manuskript genommen?»
«Weil ich mich in sie verliebte.»
«Wiiiieee bitte???», fragte McLee ungläubig. Dieses Monster hatte mindestens eine Frau umgebracht und eine weitere Frau vergewaltigt und jetzt wollte er sich verliebt haben? Er schüttelte den Kopf, Weitmann muss spinnen , dachte er, aber der sprach schon weiter:
«Sie war schon eine attraktive Frau, als sie Marc heiratete, aber als ich sie da oben in dem Haus sah, berührte sie mich innerlich. Diese Ausstrahlung war mir nie aufgefallen. Jeden Tag ging sie auf den Steg und blieb eine Stunde dort, egal wie das Wetter war. Während dieser Zeit ging ich ins Haus und las die Manuskripte ihrer Bücher. Bis ich das fünfte Buch fand. Da wurde mir plötzlich bewusst, wie viel sie wusste und dass dieses Buch niemals in andere Hände geraten durfte. Ich stahl es und verschwand. Und ich ging nie wieder hin», beschwor er. «Und was ist mit den Diamanten?»
«Was für Diamanten?», spielte er den Unwissenden.
«Hör endlich auf mit dem Theater! Wir haben auf den Diamanten deine Fingerabdrücke gefunden. Nun rede endlich!»
Dabei beobachtete McLee ihn genau. Weitmann tat, als wüsste er nichts davon. Da er in der Zelle weder Zeitungen noch Fernsehen hatte, hatte er noch nichts vom Diamantenfund erfahren. Er nahm an, McLee bluffe nur. Erst als der Inspektor zwei Polizisten anwies, die Box zu bringen und diese vor ihm auf dem Tisch stand, wurde Weitmann klar, dass McLee noch besser war als sein Ruf.
«Woher hast du sie?», fragte Weitmann.
«Ich stelle hier die Fragen», sagte McLee.
«Du willst wohl nicht behaupten, du wüsstest es nicht?»
«Genau das behaupte ich! Sie wurden aus meinem Haus gestohlen!», wich Weitmann aus und weigerte sich weiter zu reden. McLee erkannte, dass er log. Aber inzwischen waren ihm die Diamanten egal, er suchte nach der vierten Person. Die Person, die Namenlos umgebracht hatte. Und er suchte auch noch den Mann, der mit Lora vor ihrem Tod noch geschlafen hatte. Er schickte Weitmann in die Zelle zurück und nahm sich vor, ihn später nochmals zu verhören. Vorher wollte er noch zum Holzhaus fahren. Er parkte sein Auto, lief durch den Wald und erreichte das Haus um die Mittagszeit. Obwohl an diesem Ort Menschen umgebracht worden waren, fühlte er sich wohl. Es herrschte eine ganz besondere Atmosphäre. Er konnte es nicht erklären. Das Haus war noch versiegelt, aber man konnte sich Einlass verschaffen, ohne dass es jemand bemerken würde. Er trat ein, schaute sich um und dachte nach, dann ging er ins Schlafzimmer, um nachzusehen, ob er dort etwas finden konnte. Als er die Türe aufmachte, traute er seinen Augen nicht.
«Wer sind Sie?», schrie McLee.
Ein Mann lag auf Loras Bett, hielt in der Hand ein weisses, langes Kleid und weinte. Auf die Frage reagierte er gar nicht. Ob er der Mann ist, den wir suchen?, fragte sich McLee, wieder jemand, der in Lora verliebt war? Er näherte sich dem Mann und wollte mit ihm reden, doch scheinbar war er dazu nicht mehr in der Lage. Er versuchte ihn zu beruhigen und über Lora zu sprechen, obwohl er sie, als sie noch lebte, nicht gekannt hatte.
Der weinende Mann gab keine Antwort, doch sein Schluchzen liess allmählich nach. Dann sagte er leise:
«Ich habe viele Jahre nach ihr gesucht, ich wusste nicht, wo sie war, und dann fand ich sie endlich. Ich war so glücklich. Und Lora strahlte, als ich plötzlich vor ihr stand. Sie hatte seit Jahren praktisch keinen Mensch
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