Die tote Autorin (German Edition)
Millionen gehören. Wie sollte er jetzt das fehlende Geld auftreiben? Die Antwort stand vor ihm: Die hübsche Dame, die zuvor neben ihm gesessen war, war die neue Millionärin. Sie strahlte, schaute nach oben und sagte leise: Danke, als würde jemand an der Decke schweben und dafür sorgen, dass wir gewinnen oder verlieren. Als würde er an Gott glauben ... Nein, nein, so naiv war er nicht. Noch bevor er weiter denken konnte, war die Frau in der Menge verschwunden. Er suchte sie fieberhaft, aber er hatte die Chance verpasst. Nun war der Jackpot leer und die Frau weg. Er verliess sofort das Casino, ging zu seinem Auto zurück und fing an einen Plan zu schmieden, während er sich gleichzeitig umschaute, ob sie doch noch irgendwo zu sehen war. Aber die Dunkelheit hatte sie verschluckt.
Er musste die Frau finden, es war seine letzte Möglichkeit, sein Problem legal zu lösen und das Manko wieder zu begleichen. Die Zeit lief ihm davon, und es stand zu viel auf dem Spiel. Er überlegte, wer ihm helfen könnte, sein Ziel schneller zu erreichen. Während er nach Hause fuhr, besserte sich seine Laune, als er herausfand, dass die Lösung so einfach war. Die Frauen lagen ihm zu Füssen und konnten seinem Charme nicht widerstehen. Deshalb war er sich sicher, er würde diese Frau auch noch bekommen und mit ihr die Millionen.
Er schlief ruhig ein und glaubte daran, dass alles gut werden würde. Als er am Morgen früh aufwachte und ins Büro ging, fühlte er sich schon bedeutend besser. Nun wusste er, an wen er sich wenden konnte. Er gab seiner Sekretärin den Auftrag alle Termine abzusagen. Gegen Mittag verabschiedete er sich. Seine Probleme würden sich doch noch auf einen Schlag lösen und er würde weder die Firma verlieren noch ein Strafverfahren am Hals haben. Er lächelte, als er wieder im Auto sass und Richtung Nordstadt fuhr - zu jener Frau, die ihm helfen würde. Das nötige Kleingeld hatte er in der Tasche...
Das Detektivbüro
F rau Boss‘ Kindertraum war es gewesen, einmal ein eigenes Detektivbüro zu betreiben. Damals hatte sie unmöglich ahnen können, auf welche Art und Weise sich dieser Traum erfüllen würde. Vielleicht hätte sie sich dann etwas anderes gewünscht. Doch inzwischen war sie seit zehn Jahren Inhaberin des renommierten Detektivbüros Agentur Linda Boss AG , welches zwanzig Mitarbeiter beschäftigte. Es war Mittwoch, gegen Mittag, einen Tag vor ihrem 44. Geburtstag. Ein sehr gut aussehender Mann ging ohne sich vorzustellen durch den Empfangsraum ihrer Agentur und betrat mit einem Lächeln ihr Büro.
Als er vor ihrem Tisch stand, legte er einige Hunderternoten darauf: «Hallo, Frau Boss, Sie sind die Beste in dieser Branche! Das ist nur ein Vorschuss um herauszufinden, wer letzte Woche den Jackpot in Grand Casino gewonnen hat.»
Frau Boss schaute ihn verdutzt an. Aber er schien sich seiner Sache absolut sicher zu sein. Der Herr ohne Namen schickte sich gleich wieder anzugehen und sagte nur: « Ich komme in einer Woche wieder. Guten Tag, Frau Boss.» Und weg war er.
Sie zählte die Scheine, es waren sehr viele.
Gedankenverloren sass sie auf ihrem Bürosessel und erinnerte sich daran, wie alles angefangen hatte. Zufällig hatte sie ihren Ex-Mann mit einer anderen Frau gesehen. Die beiden verstanden sich offensichtlich bestens und Frau Boss konnte die verliebten Blicke nicht übersehen. Ihr gegenüber hatte Uwe sich nicht verändert, war immer noch sehr zuvorkommend und lieb zu ihr. Sie schliefen auch noch regelmässig miteinander und die Erotik liess keine Wünsche offen. Umso mehr war sie überrascht und enttäuscht, als sie die Zwei sah. Ihr war klar, Uwe lebte ein Doppelleben. Die Frage war nur, seit wann und warum.
Sie fing an zu forschen. Nach zwei Monaten wusste sie alles, was sie wissen wollte. Die Frau hiess Marina und war seine Geliebte. Frau Boss hatte diese Geschichte nie ganz verarbeitet. Sie hatte viele schlaflose Nächte verbracht und war nahe daran, sich selbst aufzugeben. Aber sie fing sich noch im richtigen Moment, und nach der Scheidung gründete sie ihr Detektivbüro. In den letzten Jahren hatte sie sich einen Namen gemacht. Wer ihre Dienstleistungen in Anspruch nahm, musste einiges dafür bezahlen. Sie zeigte selten Gefühle und spürte kaum für jemanden Mitleid.
Wichtig war ihr nur, dass ihr Kontostand stieg und dafür sorgte sie schon. Sie dachte nach. Um diesen neuen Fall, den sie spontan Namenlos nannte, würde sie sich selbst
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