Die tote Autorin (German Edition)
sich eine Frauenstimme. Schockiert legte sie auf. Nun war ihr klar, woher die Schmerzen gekommen waren. Sie war in solchen Dingen sehr feinfühlig. Lora war nicht bereit mit ihm zu diskutieren.
Ihre Wege trennten sich. Erst viele Jahre später trafen sie sich zufällig wieder. Ricky hatte sie nicht vergessen. Er hatte immer noch alle ihre Mails. Aber er war traurig, dass sie nicht um ihn gekämpft hatte und meinte: Wenn ihr so wenig daran liegt, dann liebt sie mich auch nicht . Und Lora dachte: Ich setze mich nicht für eine Liebe ein, wenn er schon am Anfang nicht weiss, was er will .
Für eine Beziehung war es zu spät, aber zwischen ihnen entstand eine tiefe, platonische Freundschaft. Obwohl er sich immer wieder mehr gewünscht hatte, blieb Lora hart. Zum Ausgleich loggte er sich ab und zu in Loras Homepage ein und betrachtete ihre Bilder. Ihr Lachen schenkte ihm jedes Mal Kraft, seine eigenen Probleme zu bewältigen und nebenbei auch zu akzeptieren, dass Lora ihm nie eine zweite Chance gegeben hatte.
Eines Tages rief sie ihn an und fragte, ob er sie ins Grand Casino begleiten würde, sie hätte zwei Eintrittskarten und wäre noch nie im Casino gewesen. Er war begeistert, nicht wegen des Casinos, sondern weil er die Chance hatte, sie wieder zu sehen. Als er sie abends abholte, kam sie ihm mit ihrem strahlenden Lächeln entgegen und er bekam weiche Knie. Er umarmte sie fest.
Sie betraten das Gebäude mit einer Hunderternote. Zwei Stunden später sassen sie in einem Restaurant am See, bei einem feinen Essen und guten Wein, schmunzelten und waren immer noch ein wenig fassungslos. Lora hatte an diesem Abend den Jackpot geknackt und drei Millionen gewonnen. Aber das war Vergangenheit. Er schaute den Stuhl an, auf dem sie kurz zuvor noch gesessen war, nahm ihr Glas und berührte es mit seinen Lippen. Er war glücklich für sie, aber er selbst war unendlich traurig. Hätte er in diesem Moment gewusst oder gespürt, dass er sie zum letzten Mal gesehen hatte, wäre er daran zerbrochen.
D er Millionen-Jackpot
D er Mann, der ganz in Schwarz gekleidet war, verbrachte mehr Zeit im Casino als in seinem Büro. Er war spielsüchtig und seine Lage hatte sich in den letzten drei Wochen derart verschlimmert, dass er Geld aus seiner Firma veruntreut hatte, um die Schulden zu begleichen. Er musste unbedingt das Geld wieder zurückbringen, bevor eine Revision das Fehlen bemerkte. Wenn er den Jackpot knackte, dann wären alle seine Probleme gelöst, so dachte er.
Alles hatte angefangen, als seine Frau schwanger geworden war. Sie hatten sich beide sehr darüber gefreut und schon viel für das Baby gekauft. Sie konnten seine Ankunft kaum erwarten. Aber seine Frau erlitt eine Totgeburt. Damals brach für beide eine Welt zusammen. Obwohl sie sich liebten, waren sie unfähig miteinander zu reden. Statt sich gegenseitig zu helfen, verschlossen sie sich und jeder versuchte mit seinem Schmerz alleine fertig zu werden. Seit diesem Erlebnis war ein Jahr vergangen. Er hatte angefangen im Spielcasino nach Ablenkung zu suchen. Das tat ihm gut und er gewann auch einige Male. Niemand in seiner Umgebung hatte je bemerkt, dass die Spielsucht ihm über den Verlust seiner Tochter hinweghalf. Inzwischen waren seine Schulden sehr hoch.
Trotz seiner Sorgen bemerkte er die Frau, die gerade an seiner rechten Seite am Tisch Platz nahm. Sie tauchte genau im richtigen Moment auf, lächelte ihn an und fragte, ob der Platz noch frei sei. Er war sich sicher, sie noch nie hier gesehen zu haben. Sie schien gar nicht der Typ Frau zu sein, der auf Geldspiele steht. Aber das interessierte ihn in diesem Augenblick nicht. Er war von ihr fasziniert und genoss ihre Anwesenheit, obwohl sie in Begleitung war. Er sah aber nicht so aus, als ob die Frau zu dem Mann gehörte, er schien nur ein Bekannter zu sein. Das Spiel begann, sie war nervös – ein zweites Spiel, und die Frau wurde ruhiger. Sie liess einige Spiele aus und schaute nur zu, spielte dann noch ein letztes Mal und überliess den Tischplatz einer anderen Dame. Er fand es schade, wollte aber noch bleiben, um anschliessend zu den Spielautomaten zu gehen. Genau von dort hörte er plötzlich Jubel. Er stand auf und hoffte insgeheim, dass es nicht das bedeutete, was er ahnte. «NEIN, das glaube ich nicht!!!» , schrie er entsetzt, als sich bestätigte, dass der Jackpot, sein Jackpot, gerade geknackt worden war.
Hätte er bloss von Anfang an dort gespielt, würden jetzt ihm die
Weitere Kostenlose Bücher