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Die Tote im Götakanal

Die Tote im Götakanal

Titel: Die Tote im Götakanal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maj Sjöwall;Per Wahlöö
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und am zweiten Abend – hier haben wir etwas – saß da ein großer, häßlicher Eddekop im Bett. Ihr Mann hatte alle Mühe, ihn aus der Kajüte herauszukriegen. – Endlich. Bedeutet Eddekop vielleicht Lustmörder?«
    »Spinne«, sagte Melander, ohne die Pfeife aus dem Mund zu nehmen.
    »Ich liebe die Dänen. Diese haben also nichts Ungewöhnliches gemerkt, gesehen oder gehört, und schließlich schreibt der Polizeibeamte Toft in Vejle, der die Vernehmung geleitet hat, in der Zeugenaussage des netten alten Paares finde sich kaum etwas, was uns bei unserem Fall weiterhelfen könne. Die Logik dieser Schlußfolgerung ist geradezu überwältigend.«
    »Laß mal sehen«, murmelte Melander vor sich hin.
    »Es lebe unser Brudervolk«, sagte Kollberg.
    Martin Beck stand gebeugt an der Schreibmaschine und wühlte in den Papieren. Dabei murmelte er etwas Unverständliches. Nach zehntägiger Arbeit war es ihm gelungen, zwei Drittel der Personen, die sich an Bord der Diana befunden hatten, zu lokalisieren. Mit etwa vierzig hatten sie Kontakt aufgenommen, und in dreiundzwanzig Fällen verfügten sie bereits über regelrechte Vernehmungsprotokolle. Im ganzen aber war das Ergebnis mager. Von denen, die man bisher gehört hatte, konnte keiner mehr über Roseanna aussagen, als daß man sich vage erinnerte, sie flüchtig während der Reise an Bord gesehen zu haben.
    Melander nahm die Pfeife aus dem Mund: »Karl- Åke Eriksson, einer von der Besatzung. Haben wir den schon gefunden?«
    Kollberg suchte in einer seiner Listen.
    »Heizer. Nein. Aber hier ist ein Vermerk: Vor drei Wochen musterte er im Seemannshaus in Göteborg ab. Kam von einem finnischen Frachter.«
    »Hm…« machte Melander.
    »Wieso? Warum fragst du?«
    »Sein Name erinnert mich an etwas. Ich werd schon draufkommen. Aber damals nannte er sich nicht so.«
    »Woran du dich auch erinnerst, richtig ist es bestimmt«, sagte Kollberg resignierend. Und dann zu Martin Beck gewandt: »Dieser Bursche hat ein Gedächtnis wie ein Zirkuselefant. Es ist, als wenn man das Zimmer mit einem Elektronengehirn teilt.«
    »Ich weiß.«
    »Das den billigsten Tabak der Welt raucht«, fügte Kollberg hinzu.
    »Mir wird’s schon noch einfallen«, sagte Melander.
    »Bestimmt.«
    »Mann, wie bin ich müde!« Kollberg reckte sich.
    »Du schläfst einfach zu wenig«, stellte Melander fest. »Sieh mich an: Ich schlafe jede Nacht acht Stunden. Ich hab den Kopf noch nicht auf dem Kissen, da bin ich schon weg.«
    »Und was sagt deine Frau dazu?«
    »Nichts. Die kann’s noch fixer; manchmal kommen wir nicht mal dazu, das Licht auszudrehen.«
    »Allerhand. Bei mir ist das leider anders.«
    »Warum?«
    »Weiß selber nicht. Kann einfach nicht schlafen.«
    »Was tust du dann?«
    »Ich liege und denke daran, wie gräßlich du bist.«
    Kollberg griff nach der eingegangenen Post. Melander klopfte seine Pfeife aus und starrte zur Decke. Martin Beck wußte , daß er nun wieder neue Fakten und Daten in seiner nicht mit Gold zu bezahlenden Gedächtniskartothek speicherte; alles, was Melander irgendwie gesehen, gelesen oder gehört hatte, wurde dort registriert.
     
    Eine halbe Stunde nach der Mittagspause brachte ein Mädchen vom Sekretariat die Übersetzung.
    Martin Beck zog die Jacke aus, saß nun in Hemdsärmeln da, schloß die Tür ab und begann zu lesen.
    Zuerst den Brief. Er lautete:
    Lieber Martin,
    ich glaube, ich verstehe, was Sie meinen.
    Das beiliegende Protokoll ist eine wörtliche Abschrift der Tonbandaufzeichnung, die wir von der Vernehmung gemacht haben; ohne jede Änderung oder Kürzung. Sie können das Material also selbst auswerten. Wenn Sie Wert darauf legen, kann ich noch mehr Leute ausgraben, die sie kannten, aber dies sind die zwei besten, glaube ich. Ich hoffe aufrichtig, daß Sie den Kerl kriegen, der es getan hat. Wenn Sie ihn erwischen, verabreichen Sie ihm einen Denkzettel von mir.
    Anbei eine Zusammenstellung aller biographischen Daten, die ich auftreiben konnte, und einen Kommentar zum Protokoll.
    Viel Erfolg, Elmar
    Er legte den Brief beiseite und nahm sich die Schriftstücke vor. Das erste trug die Überschrift: Vernehmung von Edgar M. Mulvaney im Dienstzimmer des Staatsanwalts, Omaha, Nebraska, den 11. Oktober 1964.
     
    Vernehmungsleiter: Detective Lieutenant Kafka Vernehmungszeuge: Sergeant Romney Kafka: Sie sind Edgar Moncure Mulvaney, 33 Jahre, wohnhaft Hast Street hier in der Stadt. Sie sind Ingenieur und seit einem Jahr als Assistent des Abteilungsleiters bei der

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