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Die Tote im Götakanal

Die Tote im Götakanal

Titel: Die Tote im Götakanal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maj Sjöwall;Per Wahlöö
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Northern Electrical Corporation, Omaha, angestellt. Ist das richtig?
    Mulvaney: Ja, das stimmt.
    Kafka: Sie werden nicht unter Eid vernommen und haben sich freiwillig zu einer Zeugenaussage bereit erklärt. Ich möchte Sie darauf aufmerksam machen, daß ein Teil der Fragen, die ich stellen muß, intime Einzelheiten Ihres Privatlebens betreffen. Das läßt sich leider nicht vermeiden; ich versichere Ihnen aber, daß kein Wort davon in die Öffentlichkeit dringen wird. Ich kann Sie natürlich nicht zwingen, uns alles wahrheitsgemäß zu beantworten, aber bitte vergessen Sie eines nicht: Durch Ihre Mitarbeit können Sie wirksam dazu beitragen, daß die Person oder die Personen, die für den Mord an Roseanna McGraw verantwortlich sind, ergriffen und bestraft werden.
    Mulvaney: Ich werde mein Bestes tun.
    Kafka: Das ist schön. Also: Bis vor elf Monaten waren Sie in Lincoln wohnhaft, wo Sie auch gearbeitet haben.
    Mulvaney: Ja, als Ingenieur bei der technischen Gemeindeverwaltung, Abteilung für Straßenbeleuchtung.
    Kafka: Wo wohnten Sie?
    Mulvaney: 83 Greenock Road. Ich teilte die Wohnung mit einem Kollegen. Wir waren damals beide unverheiratet.
    Kafka: Wann lernten Sie Roseanna McGraw kennen?
    Mulvaney: Vor etwa zwei Jahren.
    Kafka: Mit anderen Worten: im Herbst 1962?
    Mulvaney: Ja, im November.
    Kafka: Unter welchen Umständen trafen Sie mit ihr zusammen?
    Mulvaney: Wir lernten uns auf einer Einladung bei einem meiner Kollegen, Johnny Matson, kennen.
    Kafka: Auf einer Party?
    Mulvaney: Ja.
    Kafka: Kannte dieser Matson Roseanna näher?
    Mulvaney: Kaum. Johnny kannte sie flüchtig von der Bibliothek her, wo sie arbeitete. Er hatte alle möglichen Leute eingeladen, weiß der Himmel, wo er sie alle aufgetrieben hatte.
    Kafka: Wie lernten sie Roseanna McGraw kennen?
    Mulvaney: Wie? Na, wir lernten uns ganz einfach kennen.
    Kafka: Waren Sie in der bestimmten Absicht hingegangen, weibliche Bekanntschaften zu machen?
    Pause.
    Wollen Sie so freundlich sein, die Frage zu beantworten.
     
    Mulvaney: Ich überlege gerade… Es ist möglich, ich hatte damals keine feste Freundin. Aber ich ging wohl eher zu der Party, weil ich gerade nichts anderes vorhatte.
    Kafka: Und was passierte da?
    Mulvaney: Roseanna und ich lernten uns, wie gesagt, rein zufällig kennen. Wir unterhielten uns eine Weile. Dann tanzten wir.
    Kafka: Mehrere Male?
    Mulvaney: Die beiden ersten Tänze. Die Party hatte gerade angefangen.
    Kafka: Sie sind sich also gleich zu Beginn begegnet?
    Mulvaney: Ja, so muß es gewesen sein.
    Kafka: Und?
    Mulvaney: Ich machte ihr den Vorschlag, wegzugehen.
    Kafka: Schon nach zwei Tänzen?
    Mulvaney: Genau gesagt, mitten während des zweiten Tanzes.
    Kafka: Und was antwortete Miss McGraw?
    Mulvaney: Sie sagte: »Gute Idee, verdrücken wir uns.«
    Kafka: So ohne weiteres?
    Mulvaney: Ja.
    Kafka: Was veranlaßte sie, einen derartigen Vorschlag zu machen?
    Mulvaney: Muß ich das beantworten?
    Kafka: Andernfalls ist diese Unterredung sinnlos.
    Mulvaney: Okay… ich merkte, daß sie scharf wurde, während wir tanzten.
    Kafka: Scharf? Wie meinen Sie das? In sexueller Hinsicht?
    Mulvaney: Ja, natürlich.
    Kafka: Wie merkten Sie das?
    Mulvaney: Das kann ich nicht… so genau erklären. Man spürte es jedenfalls recht deutlich. An ihrem Verhalten. Ich kann es wirklich nicht näher präzisieren.
    Kafka: Und Sie selbst? Waren Sie ebenfalls sexuell erregt?
    Mulvaney: Ja.
    Kafka: Hatten Sie etwas getrunken?
    Mulvaney: Höchstens einen Martini.
    Kafka: Und Miss McGraw?
    Mulvaney: Roseanna trank niemals Alkohol.
    Kafka: Sie verließen die Party also zusammen.
    Was geschah dann?
    Mulvaney: Wir waren beide ohne Wagen da. So nahmen wir ein Taxi und fuhren in ihre Wohnung, zur South Street 116. Sie wohnt immer noch dort.
    Wohnte, meine ich.
    Kafka: Sie hat Ihnen also so ohne weiteres erlaubt, sie nach Hause zu begleiten?
    Mulvaney: Klar, daß wir vorher darüber gesprochen haben, ‘n paar dumme Redensarten. Was man so redet, wissen Sie doch. Wörtlich weiß ich es nicht mehr. Das schien sie übrigens bloß zu langweilen.
    Kafka: Kam es im Taxi schon zu einem Austausch von Zärtlichkeiten?
    Mulvaney: Wir küßten uns.
    Kafka: Setzte sie sich zur Wehr?
    Mulvaney: Keineswegs. Wir küßten uns, sagte ich ja im übrigen.
    Kafka: Wer bezahlte den Chauffeur?
    Mulvaney: Roseanna. Ich kam gar nicht so schnell dazu.
    Kafka: Und dann?
    Mulvaney: Dann gingen wir in ihre Wohnung. Es war wirklich nett dort. Ich erinnere mich, daß ich erstaunt war. Sie hatte

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