Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Tote im Götakanal

Die Tote im Götakanal

Titel: Die Tote im Götakanal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maj Sjöwall;Per Wahlöö
Vom Netzwerk:
Sie hielt sehr viel von mir, und sie hielt besonders viel davon, mit mir zu schlafen. Aber zum Heiraten reichte es nicht. Daraus machte sie niemals ein Geheimnis. Sie wie ich, wir wußten verdammt genau, warum wir zusammenkamen.
    Kafka: Wie reagierte sie, als Sie ihr sagten, daß Sie sie liebten?
    Mulvaney: Sie wurde traurig. Dann sagte sie: »Wir schlafen noch einmal zusammen – und dann ist Schluß. Wir wollen uns doch keinen Kummer machen.«
    Kafka: Akzeptierten Sie das ohne weiteres?
    Mulvaney: Was blieb mir anderes übrig?
    Kafka: Und wann war das?
    Mulvaney: Am 3. Juli vorigen Jahres.
    Kafka: Und damit hörte jede Verbindung zwischen Ihnen auf?
    Mulvaney: Ja.
    Kafka: War sie in der Zeit, als Sie mit ihr befreundet waren, auch mit anderen Männern zusammen?
    Mulvaney: Eigentlich nicht.
    Kafka: Was heißt – eigentlich nicht?
    Mulvaney: Im März vorigen Jahres wurde ich von der Stadt für vier Wochen nach Philadelphia geschickt, zu einem Fortbildungskursus. Vor meiner Abreise sagte sie, daß sie nicht dafür garantieren könne, mir die ganze Zeit treu zu bleiben. Als ich zurückkam und sie fragte, sagte sie, sie habe es einmal getan, nach drei Wochen.
    Kafka: Geschlechtsverkehr gehabt?
    Mulvaney: Ja. Ein gräßlicher Ausdruck übrigens.
    Blöderweise fragte ich, mit wem.
    Kafka: Und was sagte sie?
    Mulvaney: Daß mich das nichts angehe. Das tat es natürlich auch nicht, jedenfalls nicht von ihrem Standpunkt aus.
    Kafka: Während der acht Monate, in denen Sie mit ihr befreundet waren, hatten Sie regelmäßig…
    intimen Verkehr, wenn ich Sie recht verstehe?
    Mulvaney: Ja.
    Kafka: Und was tat sie, wenn sie allein war? Sie haben sich, wie Sie vorhin selber sagten, doch nur ein- bis zweimal in der Woche getroffen.
    Mulvaney: Da war sie zu Hause. Allein. Sie mochte gern allein sein. Las unerhört viel, außerdem arbeitete sie abends. Schrieb etwas, ich weiß aber nicht was. Mit mir sprach sie nicht darüber. Im Grunde genommen hatten wir wenig gemeinsame Interessen – bis auf den einen Punkt. Doch wir fühlten uns wohl zusammen. Das ist wirklich wahr.
    Kafka: Wie können Sie so sicher sein, daß sie allein war, wenn Sie nicht da waren?
    Mulvaney: Ich… ich war anfangs eifersüchtig. Einige Male, wenn sie mich nicht treffen wollte, ging ich hin und beobachtete ihr Haus. Zweimal stand ich da, als sie nach Hause kam, und ich blieb die ganze Nacht, bis sie am Morgen zum Dienst ging.
    Kafka: Gaben Sie ihr Geld?
    Mulvaney: Nein. Nie.
    Kafka: Warum nicht?
    Mulvaney: Sie verdiente selbst genug und hatte es nicht nötig. Wenn wir mal ausgingen, bezahlte sie für sich selbst.
    Kafka: Und als Sie Ihre Beziehungen abbrachen, was tat sie da?
    Mulvaney: Das weiß ich nicht. Ich habe sie nie wieder gesehen. Kurz darauf bekam ich einen neuen Job und zog hierher.
    Kafka: Wie würden Sie ihren Charakter beurteilen?
    Mulvaney: Sie war sehr selbständig, wie ich schon sagte. Ehrlich. Ganz natürlich, in jeder Weise. Sie verwendete zum Beispiel kein Make-up und trug niemals Schmuck. Meist wirkte sie ruhig und entspannt, aber einmal sagte sie, wir sollten uns nicht zu häufig treffen, weil wir uns dann nur auf die Nerven gehen würden. Das täten alle Menschen, sagte sie, und in unserem Fall sei das doch nicht nötig.
    Kafka: Jetzt habe ich ein paar Fragen, die Ihnen indiskret vorkommen werden.
    Mulvaney: Fragen Sie schon. Allmählich bin ich auf alles gefaßt.
    Kafka: Wissen Sie ungefähr, wie oft Sie mit ihr zusammen waren?
    Mulvaney: Ja. Achtundvierzigmal.
    Kafka: Wie? So genau wissen Sie das?
    Mulvaney: Das ist reiner Zufall. Jedesmal, wenn wir uns trafen und zusammen schliefen, machte ich ein Kreuzchen in mein Notizbuch. Und bevor ich es wegwarf, rechnete ich mal spaßeshalber die Tage zusammen.
    Kafka: Können Sie sagen, ob sie – sexuell gesehen – als normal zu bezeichnen war?
    Mulvaney: Sie war ausgesprochen scharf, wenn Sie verstehen, was ich meine.
    Kafka: Besaßen Sie selber genügend Erfahrung, um das zu beurteilen?
    Mulvaney: Nun, ich war immerhin einunddreißig, als wir uns kennenlernten. Da hat man schon einiges erlebt.
    Kafka: Pflegte sie einen Orgasmus zu bekommen, wenn Sie intimen Verkehr hatten?
    Mulvaney: Ja, immer.
    Kafka: Benutzten Sie Präventivmittel?
    Mulvaney: Roseanna hatte irgendwelche Pillen.
    Sie nahm jeden Morgen eine.
    Kafka: Pflegten Sie über sexuelle Fragen zu diskutieren?
    Mulvaney: Niemals. Wir wußten, was wir wissen mußten.
    Kafka: Sprach sie oft von ihren früheren Erfahrungen?
    Mulvaney:

Weitere Kostenlose Bücher