Die Tote im Götakanal
dann hat sie nicht mehr von ihm erzählt. Ich glaube, sie haben Schluß gemacht, oder es ist! irgendwas zwischen ihnen vorgefallen, denn sie war gegen Ende des Sommers eine Zeitlang ziemlich niedergeschlagen.«
»Im nächsten Sommer. Haben Sie sich da auch getroffen?«
»Nein. Da war sie noch auf der Diana und ich schon auf der Juno. Wir haben uns zweimal in Vadstena gesehen, glaube ich, da treffen! sich die Boote, haben aber nicht miteinander gesprochen. – Darf ich Ihnen noch eine Tasse Kaffee anbieten?«
Martin Beck spürte, wie sein Magen jetzt schon rebellierte, er brachte es aber nicht fertig, abzulehnen.
»Hat sie denn irgendwas angestellt, daß Sie soviel nach ihr fragen?«
»Keineswegs, wir interessieren uns hauptsächlich für den Mann auf dem Bild. Entsinnen Sie sich vielleicht, ob sie im letzten Sommer irgendetwas sagte oder tat, was mit diesem Mann in Zusammenhang gebracht werden kann?«
»Gesagt hat sie bestimmt nichts, daran würde ich mich erinnern… Und sonst? Wir hatten eine gemeinsame Kabine, und manchmal war sie die Nacht über nicht da. Aber bei wem sie war – keine Ahnung. Nur eins fällt mir jetzt ein. Sie wirkte die ganze Zeit ziemlich bedrückt. Ich meine immer, wenn man in jemand verliebt ist, müßte man doch vergnügt sein. Aber das war sie nicht. Eher traurig und nervös. Aber das kam vielleicht, weil sie krank war.
Es muß was Ernstes gewesen sein, denn sie hörte vier Wochen vor Saisonschluß auf. Ich war damals ziemlich wütend auf sie, eines Morgens war sie spurlos verschwunden, und ich saß einen ganzen Tag lang mit der Arbeit da, bis wir Ersatz bekamen.
Es hieß, sie sei ins Krankenhaus gekommen, aber was ihr wirklich fehlte, wußte niemand. Sie kam jedenfalls in dem Sommer nicht zurück. Seitdem hab ich sie nicht mehr gesehen.«
Sie schenkte ihm die dritte Tasse Kaffee ein und drängte ihm ein paar Kekse auf, während sie pausenlos über ihre Kollegen und die Passagiere plauderte, an die sie sich entsann. Erst eine Stunde später konnte er sich loseisen.
Das Wetter hatte sich aufgeklärt; die Straßen waren fast abgetrocknet, und sogar die Sonne war zum Vorschein gekommen. Martin Beck, dem wie üblich der Kaffee nicht bekommen war, ging zu Fuß nach Kristineberg zurück. Während er die Promenade am Norr Mälarstrand entlangging, dachte er über die Begegnung mit den beiden Kellnerinnen nach.
Obwohl Karin Larsson es abgestritten hatte, war er felsenfest davon überzeugt, daß sie den Mann kannte. Es schien beinahe so, als wagte sie nicht, diese Bekanntschaft zuzugeben…
Von Göta Isaksson hatte er schon mehr herausbekommen. Daß Karin Larsson sich im Sommer 1961 mit einem Passagier auf der Diana angefreundet hatte. Vermutlich einem Deckspassagier, der in jenem Sommer vielleicht mehrere Male mit diesem Schiff gefahren war. Daß sie sich zwei Jahre später, im Sommer 1963, wieder mit einem Mann getroffen hatte, wahrscheinlich einem Deckspassagier, der schon öfter kürzere Strecken mit dem Schiff mitgefahren war.
Nach Göta Isakssons Meinung konnte dieser zweite Mann sehr wohl identisch mit dem Mann auf dem Foto sein.
Daß Karin Larsson im Sommer 1963 bedrückt und nervös gewirkt hatte und einen Monat vor Schluß der Saison, also Anfang August, ihre Arbeit aufgegeben hatte und ins Krankenhaus gegangen war.
Warum, wußte er nicht, auch nicht, in welche m Krankenhaus sie gelegen hatte und für wie lange.
Aber vielleicht würde sie ihm das selber erzählen…
Als er wieder in sein Dienstzimmer zurückgekehrt war, rief er sofort in Växjö an; es meldete sich aber niemand. Er nahm an, daß sie schlief oder in der früheren Schicht arbeitete.
Im Laufe des Nachmittags versuchte er es noch einige Male, und auch am Abend hatte er kein Glück.
Est bei seinem siebten Versuch am folgenden Tag kam die große Frau im Morgenmantel an den Apparat.
»Nein, sie ist abgereist.«
»Wann?«
»Vorgestern abend. Wer spricht denn dort?«
»Ein Freund von Fröken Larsson. Wissen Sie vielleicht, wohin sie gefahren ist?«
»Das hat sie nicht gesagt. Ich hörte nur, daß sie sich nach einem Zug nach Göteborg erkundigte. Ich glaube, sie hat wieder einen Job auf einem Schiff angenommen.«
»Wann hat sie sich denn entschlossen, loszufahren?«
»Das muß sehr schnell gegangen sein. Vorgestern früh war ein Mann hier, und danach hat sie offenbar gleich ans Verreisen gedacht. Sie war wie von Sinnen.«
»Wissen Sie, auf welchem Boot sie arbeiten wollte?«
»Leider nein.«
»Wird sie
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