Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Tote im Götakanal

Die Tote im Götakanal

Titel: Die Tote im Götakanal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maj Sjöwall;Per Wahlöö
Vom Netzwerk:
länger fortbleiben?«
    »Ich kann Ihnen wirklich nichts sagen. Sie ist Hals über Kopf los. Soll ich ihr was ausrichten, falls sie noch mal anruft?«
    »Das ist nicht nötig.«
    Sie hatte sich also davongemacht. Wahrscheinlich befand sie sich bereits irgendwo auf hoher See – außer Reichweite. Damit hatte sich also seine Annahme bestätigt.
    Sie hatte Todesangst vor irgendetwas oder irgendjemand – jetzt brauchte er nur noch herauszubekommen warum.

21
    Die Nachfrage in der Klinik von Växjö war erfolgreich.
    »Larsson, Karin Elisabeth… ja, das stimmt. Sie hat letztes Jahr vom 9. August bis zum 1. Oktober bei uns auf der Frauenabteilung gelegen. Diagnose? Da müssen Sie mit dem Oberarzt sprechen.«
    Der Oberarzt meinte: »So aus dem Kopf kann ich das nicht sagen. Ich lasse das Krankenblatt heraussuchen und ruf Sie wieder an.«
    Während Martin Beck auf das Gespräch wartete, las er noch einmal die Personalbeschreibung, die er nach Göta Isakssons Angaben aufgestellt hatte. Die war lückenhaft und unsicher, aber nun wußte man doch erheblich mehr als noch vor einigen Stunden.
    Größe: ca. 1,86m; Körperbau: kräftig; Haarfarbe: aschblond; Augen: wahrscheinlich blau (grün oder grau), etwas vorstehend; Zähne: weiß und gesund.
    Nach einer Stunde rief der Arzt an.
    »Ich erinnere mich jetzt wieder. Die Patientin kam letztes Jahr am 9. August abends in unsere Klinik.
    Ich erinnere mich daran, denn ich wollte gerade nach Hause gehen, als sie mich baten, mal nach der Frau zu sehen. Sie hatten sie untersucht, und sie blutete stark aus dem Unterleib. Das hatte sie offenbar schon eine Weile getan, denn sie hatte viel Blut verloren und war in recht schlechter Verfassung. Keine akute Gefahr natürlich. Als ich sie fragte, wie das geschehen sei, verweigerte sie die Auskunft. Das geschieht in meiner Abteilung öfter, daß Patienten nicht sagen wollen, was die Ursache ihrer Blutungen ist. Warum, können wir uns natürlich ausrechnen, und meistens bekommen wir es auch früer oder später aus ihnen heraus. Aber diese sagte zuerst gar nichts und nachher log sie. Wollen Sie, daß ich direkt aus dem Journal vorlese, Herr Kommissar? Sonst kann ich es auch populärer ausdrücken.«
    »Ja, bitte«, antwortete Martin Beck. »Latein ist nicht meine starke Seite.«
    »Meine auch nicht«, gab der Arzt zurück. Er stammte aus Schonen, und seine Stimme klang deutlich und gelassen. »Sie hatte, wie gesagt, erhebliche Blutungen und Schmerzen so gaben wir ihr erst einmal eine Spritze. Die Blutungen stammten teilweise aus der Gebärmutter und teils von einer Wunde an der hinteren Scheidenwand, die ihr mit einem scharfen Gegenstand zugefügt sein mußte.
    Es ist nicht ungewöhnlich, daß Frauen, die an einen rücksichtslosen Kurpfuscher geraten oder versuchen, die Abtreibung selbst vorzunehmen, schwere Verletzungen davontragen, aber ich kann Ihnen versichern, ich habe in einem solchen Zusammenhang nie etwas Ähnliches gesehen. Es ist einfach ausgeschlossen, daß sie das selbst fertiggebracht haben will.«
    »Hat sie das denn behauptet? Daß sie es selbst getan hätte?«
    »Genau das wollte sie mir erzählen. Ich versuchte sie auszuhorchen, aber es war kein Wort aus ihr herauszubekommen. Sie blieb stur bei ihrer Aussage, obwohl sie merken mußte, daß ich ihr nicht glaubte. Schließlich machte sie sich gar nicht mehr die Mühe, überzeugend zu wirken, sondern wiederholte nur stereotyp, was sie bereits gesagt hatte: Ich hab es selbst getan, ich hab es selbst getan. Wie eine beschädigte Schallplatte, bei der man immer wieder die gleiche Stelle hört. Das Seltsame bei der Sache war nur, daß sie gar nicht schwanger gewesen war. Die Gebärmutter war zwar verletzt, aber wenn sie schwanger gewesen wäre, dann in einem so frühen Stadium, daß sie es unmöglich selbst gewußt haben kann.«
    »Was ist denn, Ihrer Meinung nach, wirklich passiert?«
    »Sie muß irgendeinem Verrückten in die Hände gefallen sein. Das hört sich idiotisch an, ganz direkt gesagt, aber es schien so, als ob sie jemanden zu decken versuchte. Ich war besorgt um sie, deshalb haben wir sie auch bis zum 1. Oktober hierbehalten, obwohl wir sie auch früher hätten entlassen können.
    Außerdem hatte ich die Hoffnung nicht aufgegeben, daß sie doch noch reden würde. Aber sie stritt einfach alles ab, und schließlich mußten wir sie nach Hause fahren lassen. Ich konnte weiter nichts tun.
    Ich hab übrigens mit Bekannten hier von der Polizei darüber gesprochen, und die haben

Weitere Kostenlose Bücher