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Die Tote im Götakanal

Die Tote im Götakanal

Titel: Die Tote im Götakanal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maj Sjöwall;Per Wahlöö
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als Deckspassagier, denn er aß nicht mit den anderen zusammen, sonst hätten sich die beiden ja auch nicht unterhalten können. Ja, und in Göteborg stieg er immer aus.«
    »Wissen Sie, wo ich Ihre Freundin erreichen kann?«
    »Freundin ist zuviel gesagt. Wir waren nur Kolleginnen. Ihre genaue Adresse weiß ich nicht, ich glaube aber, sie wohnt in Växjö.«
    Fröken Göta wechselte das Standbein, faltete die Hände über dem Magen und blinzelte an die Decke.
    »Richtig. Växjö war es.«
    »Wissen Sie, ob sie näher mit diesem Mann bekannt war?«
    »Das kann ich nicht sagen. Aber sie war bestimmt verliebt in ihn. Sie hat sich wohl auch während ihrer freien Zeit manchmal mit ihm getroffen, obwohl es uns eigentlich nicht erlaubt war, mit den Passagieren zusammen zu sein. Er sah ja auch gut aus.
    Sympathisch…«
    »Können Sie ihn wohl beschreiben? Ich meine – Haarfarbe, Augen, Größe, Alter und so…«
    »Hm… er war ziemlich groß. Größer als Sie, würde ich sagen. Kräftig gebaut, breite Schultern…
    Blaue Augen, glaube ich. Genau kann ich das natürlich nicht sagen. Und das Haar? Vielleicht etwas heller als meins. Viel sah man nicht davon, weil er immer diese komische Mütze aufbehielt. Ja, und sehr schöne Zähne, daran erinnere ich mich genau.
    Die Augen – so ein bißchen vorstehend. Aber das störte nicht. Er war wirklich nett. Alter so zwischen fünfunddreißig und vierzig…«
    Martin Beck stellte noch mehrere Fragen, aber mehr war aus ihr nicht herauszuholen. Als er wieder in seinem Dienstzimmer saß, ging er schnell die Liste durch und fand auch den gesuchten Namen. Eine Adresse war nicht angegeben, nur der Vermerk, daß sie von 1960 bis 1963 auf der Diana gearbeitet hatte.
    Er benötigte nur ein paar Sekunden, bis er sie im Telefonbuch von Växjö gefunden hatte, es dauerte aber eine geraume Zeit, bis sie an den Apparat kam. Sie schien nicht sehr begeistert, sich mit einem Vertreter der Kriminalpolizei unterhalten zu müssen, konnte ihm seine Bitte aber nicht abschlagen.
    Martin Beck nahm den Nachtzug und war um halb sieben in Växjö. Es war noch dunkel und die Luft milde und diesig. Er machte einen Spaziergang durch die Straßen und sah die Stadt langsam auf-wachen. Ein Viertel vor acht war er wieder beim Bahnhof. Er hatte seine Überschuhe vergessen, und die Nässe drang durch die dünnen Schuhsohlen. Am Kiosk kaufte er eine Zeitung und las sie auf einer Bank im Wartesaal. Dabei stemmte er die Füße gegen eine Heizung. Nach einer Weile ging er wieder hinaus, suchte sich ein geöffnetes Cafe, trank Kaffee und wartete.
    Um neun erhob er sich und bezahlte. Vier Minuten später stand er vor der Tür der Frau.
    LARSSON stand auf einem Metallschildchen, und darüber steckte eine Visitenkarte mit dem Namen Siv SVENSSON darauf.
    Eine große Frau im hellblauen Morgenrock öffnete die Tür.
    »Fröken Larsson?« fragte Martin Beck.
    Die Frau lachte und verschwand. Ein paar Sekunden später konnte: Martin Beck sie rufen hören:
    »Karin, draußen steht ein Mann, der fragt nach dir.«
    Er hörte keine Antwort, aber die große Frau kam zurück und bat ihn, einzutreten. Dann verzog sie sich.
    Mehrere Minuten stand er mit dem Hut in der Hand in dem kleinen, dunklen Flur, bis ein Vorhang zur Seite gezogen wurde und eine Stimme ihn aufforderte, näherzutreten.
    Vor ihm stand eine Frau mit grauen Strähnen im schwarzen Haar, das sie unordentlich im Nacken zusammengesteckt hatte. Das Gesicht war schmal und ebenmäßig, aber der Teint graugelb. Sie hatte noch kein Make-up auflegen können, um die braunen, ein wenig schrägen Augen hatte sie Spuren von Mascara. Sie trug ein grünes Jerseykleid, das sich über Brust und Hüften spannte.
    »Ich habe Sie nicht so früh erwartet«, begrüßte sie ihn mit vorwurfsvoller Stimme. »Ich arbeite nämlich bis spät in die Nacht hinein,: deshalb schlafe ich vormittags lange.«
    »Es tut mir leid, wenn ich Sie gestört habe«, entgegnete Martin Beck. »Ich bin gekommen, um Sie um Ihre Unterstützung zu bitten, und zwar in einer Angelegenheit, die im Zusammenhang mit Ihrer Anstellung auf der Diana steht, dort haben Sie doch im Sommer gearbeitet?«
    »Nein, im Sommer war ich auf einem Boot, das nach Leningrad ging«, antwortete die Frau.
    Sie stand immer noch und blickte Martin Beck abwartend an.
    Er setzte sich auf einen der geblümten Sessel; dann reichte er ihr das Foto. Sie nahm es verwundert und betrachtete es. Martin Beck ließ sie nicht aus den Augen, und so entging

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