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Die Tote im Götakanal

Die Tote im Götakanal

Titel: Die Tote im Götakanal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maj Sjöwall;Per Wahlöö
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Drängen auf regelmäßiges Einhalten der Mahlzeiten. Seit über zwölf Stunden hatte er nichts mehr gegessen.
    Die Luft im Zimmer war dick vom Zigarettenrauch.
    Ahlberg stand auf und öffnete das Fenster. Von einem Radio irgendwo in der Nähe hörte man die Zeitansage.
    »Die Uhr ist eins«, sagte er. »Wenn du essen willst, kann ich was kommen lassen. Ich bin hungrig wie ein Wolf.«
    Martin Beck nickte, und Ahlberg hob den Hörer ab. Nach einer Weile klopfte es an die Tür, und ein Mädchen in blauem Rock und mit roter Schürze kam mit einem Korb herein.
    Martin Beck aß sein Schinkenbrot und trank ein paar Schluck Kaffee. »Wie mag sie da wohl gelandet sein?« fragte er und bewies damit, daß seine Gedanken immer noch beim gleichen Thema waren.
    »Ich weiß nicht. Tagsüber sind immer Leute an den Schleusen. Dort kann es also kaum geschehen sein. Aber er kann sie von der Kaimauer oder vom Pier aus hineingeworfen haben, und dann hat der Sog von den Schiffen sie wohl weiter hinausgetrieben. Vielleicht hat er sie auch von irgendeinem Schiff ins Wasser geworfen.«
    »Was sind das für Schiffe, die durch die Schleusen gehen? Kleinfahrzeuge oder Amateursegler?«
    »Das auch, aber nur zum kleineren Teil. Meistens sind es Frachter.
    Und dann natürlich die drei Kanalschiffe: Diana, Juno und Wilhelm Tham .«
    »Können wir hinfahren und es uns mal ansehen?«
    fragte Martin Beck.
    Ahlberg nahm das Bild, das Martin Beck ausgewählt hatte, und stand auf.
    »Wir können sofort losfahren. Dann gebe ich dies hier unterwegs im Labor ab.«
    Die Uhr war fast drei, als sie von Borenshult zurückkamen. Der Verkehr in den Schleusen war lebhaft. Am liebsten wäre Martin Beck mit den Urlaubsreisenden und Anglern am Kai stehengeblieben, um den Schiffen zuzuschauen.
    Er hatte mit der Baggerbesatzung gesprochen, war draußen am Pier gewesen und hatte sich das Schleusenbecken angeschaut. Weit draußen auf dem Borensee hatte er ein Segelboot in der frischen Brise kreuzen sehen und sehnsüchtig an seine eigene Jacht gedacht, die er vor einigen Jahren verkauft hatte. Noch den ganzen Rückweg über dachte er an die vielen Fahrten zwischen den Schären und Inseln, die er immer im Sommer gemacht hatte…
    Auf Ahlbergs Tisch lagen acht frische Abzüge, die das Fotolabor herübergeschickt hatte. Die Leute hatten gute Arbeit geleistet; retuschiert wirkte das Gesicht des Mädchens beinahe lebendig.
    Ahlberg sah die Bilder durch, legte vier Kopien in die grüne Mappe und sagte: »Fein, da teile ich diese hier an die Leute aus. Die können jetzt in Umlauf gesetzt werden.«
    Als er nach einigen Minuten zurückkam, stand Martin Beck neben dem Schreibtisch und rieb sich die Nasenwurzel. »Ich möchte ein paar Gespräche führen.«
    »Geh ins Zimmer hinten am Flur.«
    Das Zimmer war größer als Ahlbergs und hatte Fenster an zwei Wänden. Es standen zwei Schreibtische darin, fünf Stühle, ein Aktenschrank und ein Schreibmaschinentisch mit einer abgenutzten alten Remington.
    Martin Beck setzte sich, legte Zigaretten und Streichhölzer auf den Tisch, schlug die grüne Mappe auf und begann die Berichte durchzugehen. Sie verrieten ihm nicht viel mehr, als was er schon von Ahlberg erfahren hatte.
    Eineinhalb Stunden später war er mit seinen Zigaretten am Ende. Er hatte ein paar ergebnislose Telefongespräche geführt und den Stadsfiskal und Kommissar Larsson angetroffen, die beide einen müden und abgehetzten Eindruck machten. Gerade als er die leere Zigarettenschachtel zusammenknüllte, rief Kollberg an.
    Zehn Minuten später trafen sie sich im Hotel.
    »Donnerwetter, was siehst du finster aus«, sagte Kollberg. »Willst du eine Tasse Kaffee?«
    »Nein, danke. Was hast du gemacht?«
    »Mit einem von der Motala Tidning geredet, einem Lokalredakteur in Borensberg. Er glaubte, er sei auf etwas gestoßen. Ein Mädchen aus Linköping sollte vor zehn Tagen einen Job in Borenshult antreten, aber sie kreuzte nicht auf. Sie soll pünktlich in Linköping abgefahren sein; seitdem hat niemand mehr von ihr gehört. Da sie als unzuverlässig bekannt war, regte sich niemand weiter darüber auf, bis dieser Zeitungsmann dahinterkam und eine Chance witterte. Er forschte auf eigene Faust nach und war schon ganz aufgeregt. Bloß hat dieser Idiot sich nicht einmal die Mühe gemacht, festzustellen, wie das Mädchen aussah. Ich stellte fest, daß es sich nicht um dasselbe Mädchen handeln konnte – die aus Linköping ist dick und blond. Und sie ist weiterhin verschwunden. Die

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