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Die Tote im roten Cadillac

Die Tote im roten Cadillac

Titel: Die Tote im roten Cadillac Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Borell
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Webster?«
    »Nein, Madam — er ist am Mojave-Fluß.«
    »Richtig! Und er hat ein Zelt mitgenommen, stellen Sie sich das vor! — Wo ist denn Olivia?«
    »Sie ist noch nicht zurückgekommen«, sagte Webster. »Ich weiß auch nicht, wo sie so lange bleibt.«
    »Ich finde es abscheulich«, sagte sie lächelnd, »wenn Menschen unpünktlich sind. Ich war mein Leben lang die Pünktlichkeit selbst.«
    Das Lächeln blieb in ihrem Gesicht, als hätte sie vergessen, es wegzunehmen. Ich sah ihre Jacketkronen und rechnete mir aus, daß sie ungefähr zweitausend Dollar gekostet haben mußten.
    Während ich die anwesenden Leute musterte, gab sie noch eine Reihe von abgedroschenen Allgemeinplätzen von sich, die ich höflichkeitshalber mit einem Jaja oder Neinnein bestätigte. Wieder einmal wunderte ich mich, nach welch unbegreiflichen Gesichtspunkten die Natur ihre Gaben verteilt. Immerhin hatte der Verstand dieser Person völlig dazu ausgereicht, um vor dem Standesbeamten im richtigen Augenblick ein deutlich vernehmbares Ja zu sagen.
    Daß ich unter den Anwesenden kein bekanntes Gesicht sah, befriedigte mich einesteils, da hierdurch die Rolle, die ich zu spielen gedachte, nicht in Gefahr geraten konnte. Andererseits wurmte es mich doch, da ich sah, wie lange man zu schuften hatte, um ein populärer Mann zu werden.
    »Bis später, Mister Hotrop«, sagte Mrs. Anderson plötzlich zu mir und steuerte auf einen kleinen, dicken Mann mit einer großen Glatze zu.
    Webster machte ein vielsagendes Gesicht und lachte.
    »Nichts zu wollen«, sagte er, »sie hat ein Gedächtnis wie ein Maikäfer.«
    Er schaute auf seine Armbanduhr und schüttelte den Kopf.
    »Ich verstehe wirklich nicht, wo Olivia bleibt. Hoffentlich hat sie keinen Unfall gehabt — sie fährt immer so verrückt.«
    Er sagte das in einem so unbefangenen Ton, daß ich meinen flüchtigen Verdacht, er habe sie selbst erschossen, aufgab. Dieser Mann sah nicht wie ein Mörder aus. Auch nicht wie einer, der so dumm ist, seiner Chefin fünftausend Dollar zu klauen.
    Ich blickte mich nachdenklich um, und plötzlich sah ich an einem der großen Terrassenfenster ein Gesicht, das mir bekannt vorkam. Sosehr ich mich aber auch anstrengte, ich konnte mich im Augenblick nicht daran erinnern, wem es gehörte. Es war ein Männergesicht gewesen. Es war nur ganz kurz aufgetaucht und sofort wieder verschwunden.
    Langsam schlenderte ich hinaus auf die Terrasse, aber ich entdeckte den Mann nirgends.
    Webster war mir gefolgt, und wir setzten uns wieder. Ich goß den Rest Martini in mich hinein. Weiß der Teufel, das Zeug schmeckte auf einmal ekelhaft. Die Olive spuckte ich im hohen Bogen aus.
    »Schmeckt, als ob die Olive ranzig wäre. Kennen Sie zufällig einen Mann, der Carson heißt, Eddie C. Carson?«
    Webster schaute mich verwundert, beinahe verblüfft an.
    »Sie nicht? Das wundert mich aber. Olivias Schwester Grace ist mit ihm verheiratet.«
    Ich stellte das Glas, das ich immer noch in der Hand gehalten hatte, hart auf den Tisch.
    »Was Sie nicht sagen! Davon hat mir Miss Olivia nie etwas gesagt.«
    Es war Eddie Carsons Gesicht gewesen, das ich am Fenster gesehen hatte.
    »Wir waren Kriegskameraden«, sagte ich. »Wir haben zusammen in Frankreich gekämpft. Er ist verwundet worden, und dann haben wir uns aus den Augen verloren. Ich hatte keine Ahnung, daß er hier lebt.«
    Ich nahm mein Glas und stand auf.
    »Er war ein verdammt feiner Kerl, der Eddie. Eigentlich ein schmächtiges Kerlchen — man meinte immer, man könne ihn umpusten, und bis man sich umschaute, lag man selber auf der Nase. Wenn es irgendwo eine dicke Sache gab, dann war Eddie bestimmt mit von der Partie. Ich will mal sehen, ob ich ihn finde.«
    Webster nickte mir zu.
    »Ich habe ihn noch nicht gesehen, und soviel ich weiß, wollte er heute auch nicht kommen, da sich seine Frau nicht ganz wohl fühlt. Er ist nämlich ...«, Webster blinzelte mir zu, »nun ja, man sagt, daß er und Grace und die Familie... Sie verstehen schon!«
    Ich drehte mich noch mal um und rief ihm zu:
    »Er war ein Held an der Front — wahrscheinlich hat er nun die Nase davon voll, ein Held zu sein.«
    Ich konnte Eddie C. Carson nirgends finden. Aber wenn er noch so war wie früher, dann gab es eine Stelle, wo ich ihn über kurz oder lang bestimmt treffen würde: an der Bar.
    Ich klemmte mich auf einen Hocker zwischen eine dicke Dame und einen dünnen Herrn. Plötzlich hatte ich wieder diesen ranzig-bitteren Geschmack im Mund.
    Das blonde Mädchen

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