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Die Tote im roten Cadillac

Die Tote im roten Cadillac

Titel: Die Tote im roten Cadillac Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Borell
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schien sich allerlei zu versprechen, als sie mir ihr Zwanzig-Dollar-Lächeln schenkte und fragte:
    »Noch einen Martini?«
    »Gott behüte mich vor Ihrem Martini. Könnte es sein, daß die Oliven ranzig geworden sind?«
    Sie warf mir einen Blick zu, der mich beinahe zu Boden schmetterte.
    »Niemals, Sir.«
    »Dann taugt der Wermut nichts.«
    Sie drehte sich wortlos um und hielt mir die Flasche unter die Nase.
    »Hier, bitte — taugt der vielleicht nichts?«
    Ich zuckte mit den Schultern.
    »Ist ja nicht so wichtig. Bitte, einen Whisky, und wenn möglich einen Bourbon.«
    Während ich trank, sah ich mich aufmerksam um. An der Tanzfläche hatte sich ein Kreis von Zuschauern gebildet, und alles schaute fasziniert zu, wie zwei Knaben tanzten.
    Erst als ich genauer hinschaute, sah ich, daß es nur ein Knabe war, der andere mußte ein Mädchen sein. Beschwören hätte ich es allerdings nicht mögen.
    Das, was ich als Mädchen angesprochen hätte, trug eine enge, schwarze Hose, einen breiten, feuerroten Gürtel und eine weiße Hemdbluse; die Hose des Jungen war weder viel weiter noch viel länger. Auch er trug ein weißes Hemd, aber keinen Gürtel. Mehr war im Augenblick nicht festzustellen; denn die artistische Darbietung erlaubte keine bessere Beobachtung.
    Die Musik spielte dazu eine wilde Sache, und mir schien, daß die Musiker erst aufhörten, als sie kurz vor einem totalen Zusammenbruch standen.
    Das Pärchen kam nun mit gelangweilten Gesichtern an die Bar geschlendert. Der dünne Herr neben mir war verschwunden.
    Jetzt sah ich, daß der Knabe nicht mehr ganz so jung war, wie ich angenommen hatte. Ich schätzte ihn aus der Nähe auf einiges über Zwanzig. Er war der hübscheste Bengel, den ich in meinem Leben je gesehen hatte.
    Er hatte wunderbar sanfte, braune, große Augen, ein schmales Gesicht von edlem ovalem Schnitt, dunkelbraunes, leicht gelocktes Haar, eine Nase mit den sensiblen Nasenflügeln einer berufsmäßigen Jungfrau, und kirschrote, volle Lippen, die aussahen, als wären sie geschminkt.
    Das Mädchen war tatsächlich noch recht jung. Die Blicke ihrer kleinen, vergnügten, graugrünen Augen huschten blitzschnell hin und her. Sie hatte eine spitze, kleine Himmelfahrtsnase und ein paar prachtvolle Sommersprossen. Ihre hellblonden Haare erinnerten ein wenig in Farbe und Aussehen an Stroh; viel Geld schienen die Friseure an ihr nicht zu verdienen.
    Sie kletterte auf den freien Hocker neben mir, und wir bewunderten in stillschweigender Übereinkunft unsere Sommersprossen, dann lachten wir beide. Man sollte es nicht glauben, war für eine verbindende Wirkung Sommersprossen haben!
    Auch sie bestellte sich einen Whisky, pur, und trank ihn auf einen Zug aus.
    »Wer sind Sie denn?« fragte sie mich ungeniert.
    »Ich heiße Randy«, sagte ich, »und bin im Tuna-Club. Olivia hat mich eingeladen.«
    Sie kicherte und wandte sich an den hübschen Jungen.
    »Hast du das gehört, Robby? Olivia hat ihn eingeladen! Da wird der gute Lloyd ja vermutlich wieder hochgehen wie eine Rakete. Kennen Sie Lloyd Webster?«
    »Nur flüchtig«, sagte ich.
    Sie lachte wieder. Vermutlich war sie Olivias jüngere Schwester Audrey, der hübsche Bursche mußte Robby Lermouth sein.
    »Der arme Lloyd ist eifersüchtig wie ein alter Pavian! Hüten Sie sich vor ihm. Wo steckt eigentlich Olivia? Ich habe sie heute noch gar nicht gesehen.«
    Sie bog sich ein wenig zurück, teils um mir das Blickfeld in Richtung Robby freizugeben, teils vielleicht auch, um mir zu beweisen, daß sie schon ein paar weibliche Rundungen zuwege brachte, wenn sie sich darum bemühte.
    »He, Robby«, sagte sie und gab dem Jungen einen Puff in die Seite, »das ist Randy. Er ist ein Freund von Olivia. Wollen wir gehen und Lloyd eifersüchtig machen?«
    Robby lächelte mir zu. Er hatte die gleichen wunderbaren Zähne wie Mrs. Anderson, und er war genauso hübsch; nur waren seine Zähne echt. Das Lächeln aber, das er mir schenkte, war es nicht; es war zum Wegblasen dünn.
    »Ich mag Lloyd nicht«, sagte er mürrisch. »Der ist ja doch nur scharf auf Olivias Geld.«
    »Und du auf meins!« lachte das Mädchen neben mir, woraus ich schloß, daß es sich wirklich um Audrey Anderson handelte.
    Der Junge schnappte hörbar ein.
    »Das ist nicht wahr«, sagte er. »Du hast gar keinen Grund, so mit mir zu reden.«
    Audrey lachte hell auf.
    »Ich habe eine ganze Menge Gründe!« rief sie, und dann wandte sie sich mir zu und legte ihre Knabenhand auf meinen Arm.
    »Sind Sie

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