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Die Tote in der Bibliotek

Die Tote in der Bibliotek

Titel: Die Tote in der Bibliotek Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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und auf den Kaminvorleger gelegt. Sie war bewusstlos, aber noch nicht tot, als er sie mit dem Gürtel des Kleides… Sehr unschön, wirklich, aber ich hoffe und bete, dass sie nichts mehr davon gemerkt hat. Der Gedanke, dass er gehängt wird, tut mir geradezu wohl… Das muss kurz nach zehn gewesen sein. Er ist dann mit Vollgas zurückgefahren und hat sich zu den anderen in den Gesellschaftsraum gesetzt, wo Ruby Keene gerade ihren Auftritt mit Raymond hatte.
    Ich könnte mir vorstellen, dass Josie ihrer Kusine vorher bestimmte Anweisungen gegeben hatte. Ruby war es gewohnt zu tun, was Josie sagt. Sie sollte sich umziehen, in Josies Zimmer gehen und dort auf sie warten. Auch ihr hatten sie ein Betäubungsmittel verabreicht, wahrscheinlich mit dem Kaffee nach dem Essen. Wie wir wissen, hat Ruby im Gespräch mit dem jungen Bartlett gegähnt.
    Später ist Josie mit Raymond hinaufgegangen, ‹um nach ihr zu sehen›, aber ihr eigenes Zimmer hat nur sie selbst betreten. Wahrscheinlich hat sie Ruby da den Rest gegeben, mit einer Injektion vielleicht oder einem Schlag auf den Hinterkopf. Sie ist wieder hinunter, hat mit Raymond getanzt, hat mit den Jeffersons zusammen überlegt, wo Ruby sein könnte, und ist schließlich zu Bett gegangen. Gegen Morgen hat sie der Leiche Pamelas Kleider angezogen und sie über die Seitentreppe hinuntergeschafft – sie ist ja eine recht kräftige Person. Sie hat George Bartletts Auto genommen, ist zum Steinbruch gefahren und hat den Wagen mit Benzin übergossen und angezündet. Dann ist sie zu Fuß zurück, vermutlich so, dass sie um acht oder neun wieder im Hotel war – früh auf den Beinen vor lauter Sorge um Ruby!»
    «Sehr kompliziert, das Ganze», sagte Colonel Melchett.
    «Nicht komplizierter als so mancher Tanzschritt», entgegnete Miss Marple.
    «Stimmt auch wieder.»
    «Sie hat an alles gedacht», sagte Miss Marple. «Sogar an die kurzen Fingernägel. Sie hat es so eingerichtet, dass Ruby sich an ihrem Tuch einen Nagel einriss, und konnte dann behaupten, Ruby hätte sich die Nägel kurz geschnitten.»
    «Sie hat tatsächlich an alles gedacht», sagte Harper. «Und der einzige wirkliche Beweis, den Sie hatten, Miss Marple, waren die abgekauten Nägel eines Schulmädchens.»
    «Nicht nur», erwiderte Miss Marple. «Die Menschen reden einfach zu viel. Mark Gaskell zum Beispiel. Rubys Zähne hätten nach innen gestanden, hat er gesagt, aber das tote Mädchen in Colonel Bantrys Bibliothek hatte vorstehende Zähne.»
    «Und dieses letzte dramatische Finale – war das Ihre Idee, Miss Marple?»
    «Ja, äh, doch, ja», gestand Miss Marple. «Es ist so angenehm, wenn man Gewissheit hat, finden Sie nicht?»
    «Gewissheit – das ist das richtige Wort», sagte Conway Jefferson grimmig.
    «Sehen Sie, Mr. Jefferson», fuhr Miss Marple fort, «als Mark und Josie hörten, dass Sie ein neues Testament aufsetzen wollten, mussten sie handeln. Zwei Morde hatten sie bereits begangen, um an Geld zu kommen, da kam es auf einen dritten auch nicht mehr an. Auf Mark durfte natürlich nicht der leiseste Verdacht fallen, deshalb fuhr er nach London und ging mit Freunden essen und später in einen Nachtclub, um ein Alibi zu haben. Die Arbeit musste Josie machen. Rubys Tod wollten sie nach wie vor Basil Blake in die Schuhe schieben, also musste Mr. Jefferson an Herzversagen sterben. In der Spritze war Digitalis, sagt der Superintendent. Jedem Arzt wäre ein Herzstillstand unter den gegebenen Umständen ganz normal erschienen. Josie hatte eine der Steinkugeln auf dem Balkon gelockert, die sie später hinunterwerfen wollte. Man hätte Mr. Jeffersons Tod dann auf den Schreck durch den Lärm zurückgeführt.»
    «So ein raffiniertes Biest!», ließ Melchett sich vernehmen.
    «Der dritte Mord, von dem Sie gesprochen hatten, wäre dann also der an Conway Jefferson gewesen?», fragte Sir Henry.
    Miss Marple schüttelte den Kopf. «O nein – ich meinte Basil Blake. Die beiden hätten ihn an den Galgen gebracht, wenn sie gekonnt hätten.»
    «Oder ins Irrenhaus», sagte Sir Henry.
    Conway Jefferson seufzte. «Ich habe immer gewusst, dass Rosamund einen Halunken geheiratet hat. Hab’s nicht wahrhaben wollen. Hat ihn verdammt gern gehabt. Einen Mörder! Nun ja, er wird hängen, und die Frau auch. Bin froh, dass er zusammengebrochen ist und alles gestanden hat.»
    «Die Starke war immer Josie», sagte Miss Marple. «Es war von A bis Z ihr Plan. Das Ironische daran ist, dass sie Ruby selbst hierher geholt und nicht im

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