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Die Tote ohne Augen

Die Tote ohne Augen

Titel: Die Tote ohne Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Herr
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egal, was er zu tun bekam, Hauptsache es machte Krach. Dabei war er
gelernter Maler. „Die anderen kümmern sich um alles, was rund um die neue
Schule ist: Unkraut jäten, Blätter kehren, Müllbehälter leeren und so weiter.
Marcel, wenn du fertig bist mit Mähen, fährst du mit der Putzmaschine zur
Schule und sammelst alles auf, was die Kollegen zusammengekehrt haben.“
    Dass Pierre die verschwundene
Säure nicht bei der Quellenfassung gefunden hatte, wurde ins Notizbuch
geschrieben und mit Textmarker rot markiert. „Hast du Schosch schon Bescheid
gegeben?“, fragte der Vorarbeiter „Nein, ich hab mich noch nicht getraut. Wenn
die Flasche verloren gegangen ist, möchte ich nicht in Schoschs Haut stecken“,
entgegnete Pierre. „Oder in deiner“, antwortete Ben.
    „Da erinnere ich mich doch
noch an etwas, du wolltest mir doch noch immer etwas zeigen.“ „Ich weiß nicht,
was du meinst.“
    „Natürlich weißt du das, soll
ich deinen Gedanken auf die Sprünge helfen? Was hast du da unter deinem
Polohemd? Zieh dich aus! Na los!“
    „Nein, bitte nicht, ich flehe
dich an! Tu es nicht! Ich verspreche dir, niemandem etwas zu sagen, wenn du
mich jetzt gehen lässt, ich verspreche es.“
    „Zieh dich aus! Sofort“
    Sie sank wimmernd zu Boden,
mit Reithosen bekleidet und einem pinkfarbenen BH. Er stand vor ihr. Er öffnete
seine Hose, es ekelte sie an!
     
    Das Handy von Ben, dem
Vorarbeiter klingelte. „Ja, ich komme sofort. Pierre? Ja der ist noch bei mir.
Ich bringe ihn mit.“
    „Wo soll ich mit?“
    „Zum Bürgermeister! Er möchte uns
dringend sprechen!“ Sie stiegen in das Auto und fuhren los.
    Pierre öffnete die schwere Tür
des Gemeindehauses mit gemischten Gefühlen. Der sonderbare Geruch von
Putzmitteln, Druckerschwärze und Beamtenschweiß war ihm wohl vertraut, doch
heute roch es irgendwie anders. Es war ein Geruch, der in ihm eine leichte
Panik aufkommen ließ.
    „Herein!“, klang die tiefe Stimme
des Bürgermeisters Henry durch die massive Eichentür des Sitzungssaales im
ersten Stock.
    „Darf ich vorstellen: Maria
Ferreira, Kommissarin aus Gosseldorf. Sie ist mit den Ermittlungen, welche die
Tierquälerei in der Reitschule betreffen, befasst. Sie hat euch ein paar Fragen
zu stellen.“
    Pierre sah Maria an.
    „Warum war so eine hübsche Frau
Kommissarin und nicht Sekretärin oder Model für Dessous?“
    Pierre hoffte, dass sie keine
Gedanken lesen konnte.
    „Meine Herren“, ihre Stimme war
lauter als vermutet und der Tonfall gab ihnen zu verstehen, dass sie es ernst
meinte, sehr ernst. „Wie Sie vielleicht gehört haben, gab es gestern ein, sagen
wir mal, Attentat auf zwei Pferde in der hiesigen Reitschule. Wissen Sie etwas
davon?“
    „Ja“, sagte Pierre, „ich habe
gestern die Polizeiautos sowie den Tierarzt vor dem Stall stehen sehn, als ich
zum wiederholten Male zur Quellenfassung fuhr.“
    „Womit wir schon beim Thema
wären. Es wurden doch Wasserproben entnommen und vom Wasserwirtschaftsamt mithilfe
von Reagenzien getestet?“
    „Richtig.“
    „Ist Ihnen etwas Spezielles
aufgefallen? Warum fuhren Sie mehr als einmal zur Quellenfassung?“
    „Ganz einfach, weil Schosch, das
ist der Chemiker, der mit mir da war, etwas vergessen hatte.“
    „Und was hatte er vergessen?“
    „Ein Flasche mit irgendeinem
chemischen Zeug, irgendeiner Säure, ich glaube Tetrahydrokarbidsäure.“
    „War es nicht etwa
Tetraindexalsäure?“
    „Oder so, kann sein.“
    „Und wo ist die verloren
gegangene Flasche jetzt?“
    „Ich weiß nicht, sie war nicht
mehr da, als ich zum zweiten Mal hochfuhr, ich habe angenommen, dass Schosch
sie doch mitgenommen hat, manchmal ist er etwas durcheinander. Ich habe es Ben,
meinem Vorarbeiter, extra gesagt und der hat es in seine Bibel, also seinem
Notizbuch aufgeschrieben.“
    „Das ist richtig“, meinte Ben
    „Das Problem bei der Sache ist“,
so Maria mit ernster Miene, „dass die Pferde genau mit dieser Säure gequält
worden sind. Die Laborergebnisse sind vor einer knappen Stunde per Fax
reingekommen. Ich muss Ihnen, Pierre Clement, mitteilen, dass Sie unter
dringendem Tatverdacht stehen, etwas mit der Sache zu tun zu haben. Sie müssen
mich leider aufs Präsidium begleiten. Eine Streife wird Sie gleich abholen.
Herr Bürgermeister, ich bitte Sie, alle Arbeiter, die Zugang zur Quellenfassung
haben, heute noch bei uns vorbeizuschicken. Ich brauche von allen eine
Speichelprobe und Fasern von der Kleidung.“
    Pierre brachte keinen Ton heraus.
Ben

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