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Die Tote ohne Augen

Die Tote ohne Augen

Titel: Die Tote ohne Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Herr
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Maria, „eine Frau eine Hure zu nennen beleidigt sie laut
Gesetz in ihrer tiefen Ehre, Arsch darf man dagegen straflos sagen!“ – „Das
kann doch nicht sein, diese Frau ist meine Exfreundin, sie war immer mit mir
hier am Hof und jetzt ist sie mit dem Vieharzt zusammen, kommt mit ihm hier auf
meinen Hof und sagt dann, sie würde meinen dreckigen Stall nicht mehr betreten.
Dabei war der dreckige Stall aber eine Zeit lang gut genug, um sie zu
finanzieren! Und dann soll man nicht wütend werden?“ „Gut, ich nehme also zu
Protokoll, dass Sie nichts Böses gewollt haben, und damit hat sich die Sache.“
Offensichtlich wollte sie Mike Lüttich nicht noch mehr Probleme bereiten, als
er eh schon hatte. „Da Sie schon mal da sind, wie sieht es aus mit den
Ermittlungen, haben Sie schon was gefunden?“, fragte Mike. „Nein, wir sind so weit
durch mit allem. Da war nichts Brauchbares dabei. Ich muss mit meinen
Ermittlungen noch weitergehen. Ich muss Ihnen aber auch mitteilen, dass mir in
einigen Dingen leider die Hände gebunden sind. Es geht um schlimme Tierquälerei
und um ihre Existenz, dessen bin ich mir voll und ganz bewusst. Es geht aber
nicht um Menschenquälerei oder Mord. Deshalb wurde mir von der
Staatsanwaltschaft mitgeteilt, ich solle noch weiter am Fall dranbleiben, aber
nicht, sagen wir mal so, meine volle Energie hineinstecken!“ Mike dachte, er
würde nicht richtig hören. „Bitte was? Nicht ihre ganze Energie hineinstecken?
Mein Leben geht gerade den Bach runter, ich steh ganz alleine da, mit der
Arbeit und ohne Kunden. Kathia hat sich freigenommen, nehme ich mal an, ich
habe sie seit dem Tag der Ereignisse nicht mehr gesehen. Ich habe sie natürlich
versucht anzurufen, aber sie geht nicht ran, weder zu Hause noch auf ihrem
Mobiltelefon. Aber ich kann sie auch verstehen, sie war fix und fertig, die
Arme.“ Er tat Maria leid. Am liebsten hätte sie ihn in den Arm genommen, doch die
Ethik ihres Berufes verbat es ihr. Sie stieg in ihr Dienstfahrzeug und fuhr vom
Hof.

Kapitel 7
     
    Sie sah nichts mehr! Aber sie
spürte, und zwar einen höllischen Schmerz in den Augen. Er hatte ihr Säure in
die Augen geträufelt. Sie konnte zwar nicht mehr sehen, aber hören, das konnte
sie noch. Trotz der furchtbaren Schmerzen versuchte sie zu lauschen, wo er
grade war. Sie hatte Todesangst und versuchte immer noch um Hilfe zu schreien,
doch es ging nicht. Plötzlich roch sie, dass er ihr ganz nah sein musste. Der
Geruch, der sich aus Schweiß und Kuhmist zusammensetzte, stieg ihr in die Nase.
Plötzlich spürte sie seinen Atem an ihrer Wange. Ganz leise flüsterte er ihr
ins Ohr: „Siehst du, ich hatte Recht! Siehst du, du hättest besser dein Maul
gehalten! Ach was rede ich denn da? Du kannst ja nicht mehr sehen!“
     
    Pierres Telefon klingelte. Es war
kurz nach zehn und die erste Pause gerade vorbei. Pierre war mit dem Traktor
unterwegs in Gosseldorf, um ein paar von den Müllmännern vergessenen
Müllbehältern zu leeren. Wenn diese spät dran waren, vergaßen sie mal einfach
so ein paar Straßen. Die Leute beschwerten sich natürlich bei der Gemeinde und
die Gemeindearbeiter durften dann diese Behälter leeren. „Technischer Dienst
der Gemeinde Etteldorf.“ Er sprach laut, da das Geräusch des Traktors ebenfalls
sehr laut war. „Ja, kein Problem, ich komme sofort.“ Es war Marianne Blies,
eine der Grundschullehrerinnen. Als sie das Licht im Klassensaal anknipsen
wollte, hatte es wohl geknallt, im Schalter geraucht und die Sicherung war
raus. Als Elektriker hatte er immer einen Schraubenzieher und einen
Seitenschneider in seiner Hosentasche, sodass er sich sofort auf den Weg zur
Schule machte. Die Kinder saßen alle schön brav in ihren Bänken und warteten.
Marianne Blies marschierte im Gang auf und ab wie ein Soldat vor einem Palast
und wartete auf Pierre. „So, da bin ich schon.“
    „Das war ja schnell, Gott sei
Dank bist du da, ich habe keine Ruhe. Ich wollte das Licht anknipsen, es
knallte, die Funken flogen aus dem Schalter und ich spürte ein Kribbeln in den
Fingern, das Licht ging kurz an und dann aus.“
    „Das wird wohl ein kleiner
Kurzschluss gewesen sein. Hallo Kinder“, rief Pierre in den Klassensaal.“ Er
drückte ein paarmal auf den Lichtschalter, aber nichts tat sich. Er ging runter
in den Keller zum Sicherungskasten und stellte fest, dass die Sicherung des
Saales von Frau Blies raus war. Er drückte sie wieder rein und siehe da – sie
blieb drin. Als er wieder hoch zum Saal wollte,

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