Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Tote vom Johannisberg

Die Tote vom Johannisberg

Titel: Die Tote vom Johannisberg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
Vom Netzwerk:
nichts.«
    Tom griff nach der goldenen Rolex, die auf dem Bord lag. »Ist meine, hab ich hier irgendwann mal vergessen.«
    Dann fiel die Haustür ins Schloß.

20. Kapitel
    Kaum war Tom mit Jutta hinter der Glastür verschwunden, löste ich mich aus meiner Erstarrung. Ich brauchte ein Fahrzeug, ich mußte hinterher. Ich griff nach dem Motorradschlüssel, raste in die Diele, dann die Treppe hinunter. Ich öffnete die Tür, die in die Garage führte.
    Vor mir war tiefste Dunkelheit. In der Eile fand ich nicht gleich den Lichtschalter. Schließlich ertastete ich eine ganze Leiste von Schaltern und betätigte sie einfach alle. Rumpelnd ging das Garagentor auf, dann sprang die Neonröhre an. Ich hörte, wie draußen ein Wagen gestartet wurde.
    In der Ecke stand Juttas nagelneues Motorrad. Ich schloß es auf. Während ich die Enduro auf die Straße schob, sah ich die Rücklichter des silbernen Mercedes, mit dem Mallberg unterwegs gewesen war. Er bog rechts ab in die Sadowastraße. Ich versuchte gar nicht erst, das Motorrad anzutreten, sondern schaltete in den zweiten Gang und ließ mich die Straße hinabrollen. Als ich an der Abzweigung angekommen war, ließ ich langsam die Kupplung kommen. Es gab einen mächtigen Ruck, der Motor knatterte auf, und ich schoß wie eine Rakete die Sadowastraße hinunter.
    Schon auf der Briller Straße sah ich den Mercedes wieder. Wenn er unter einer Straßenlaterne durchfuhr, konnte ich deutlich Jutta auf dem Rücksitz sehen. In Gesellschaft von Toms Kumpanen. Es mußte jetzt gegen sechs Uhr sein.
    Wir fuhren auf die Bundesallee, die in die Friedrich-Engels-Allee überging, und folgten ihr bis nach Barmen. Dann ging es links die Steinstraße hinauf in Richtung Autobahn - wieder in den Stadtteil Rott. Wir unterquerten die Güterbahnstrecke; kurz danach stoppte der Wagen und bog in eine Einfahrt. Ich parkte das Motorrad und wartete eine Weile. Dann sah ich mir das Grundstück genauer an.
    Etwas abseits lag ein helles Gebäude. Bevor man es erreichte, mußte man einen asphaltierten Platz überqueren, der von gelblichen Lampen beleuchtet wurde. In den Ecken quoll Gras hervor. An einer Mauer hatte sogar eine junge Birke den Weg durch den harten Bodenbelag gefunden und war immerhin an die zwei Meter hoch geworden.
    Schließlich schlich ich mich ans Haus heran. Mit roter Farbe hatte jemand in großen Lettern »Eingang« über die Tür gepinselt, daneben waren ein paar asiatische Schriftzeichen zu sehen. Die Tür besaß im oberen Bereich ein Fenster. Ich sah hindurch. Der Raum lag in einem diffusen Licht, so daß ich nicht viel erkennen konnte. Ich ahnte eine größere Halle. In einer langen Reihe standen Objekte, die mich an Zahnarztsessel oder den elektrischen Stuhl erinnerten. Es waren Fitnessgeräte. Hinten, in der Dämmerung, sah ich verschwommen die Seile eines Boxrings. Ich drückte die Klinke herunter. Verschlossen.
    Vorsichtig schlich ich um das Haus herum. Auf der Rückseite gab es einen kleinen hölzernen Anbau von der Größe einer Garage. Das einzige Fenster war mit schmutzigen, gelben Vorhängen verhängt. Ich bemühte mich, im Schatten der Mauer zu bleiben.
    Was nun?
    Ich lauschte. Von der Straße kamen Verkehrsgeräusche. Nicht besonders laut. Um so mehr fielen mir die Stimmen auf, die aus dem hinteren Trakt drangen. Ich suchte mir eine Deckung an der Begrenzung zum nächsten Grundstück und fand eine Großraummülltonne, die genügend Schutz bot.
    Eine Tür öffnete sich, Licht fiel auf den Asphalt. Ein Mann kam heraus. Er torkelte. Beinahe wäre er die drei Stufen hinuntergestürzt, die zu dem hinteren Teil des Platzes führten.
    Als er sich aufzurappeln versuchte, erkannte ich ihn. Es war Arthur Satorius.
    Ich wartete, bis er ein Stück in Richtung Straße gegangen war, dann folgte ich ihm. Auf der Straße sprach ich ihn an. Satorius zuckte erschrocken zusammen und drehte sich um. Als er mich erkannte, rang er sich ein gequältes Lächeln ab.
    »Ach, Sie«, sagte er nur. »Ich wußte, daß ich Ihnen in diesem komischen Spiel irgendwann noch einmal begegnen würde.«
    Von dem eitlen Starprofessor hatte er jetzt überhaupt nichts mehr an sich. Er trug einen Trenchcoat, der am unteren Saum schwarz angeschmutzt war. Seine sonst so prachtvolle Solariumsbräune wirkte ungesund und erinnerte mehr an Gelbsucht als an Urlaub in südlichen Gefilden.
    »Was für ein Spiel?« fragte ich. »Was machen Sie hier?«
    Wir standen auf dem Bürgersteig. Ein paar Männer kamen vorbei. Arbeiter, die

Weitere Kostenlose Bücher